AUVA: Krankenhausseelsorger kritisieren Pläne

Die heimischen Krankenhausseelsorger üben deutliche Kritik an den Plänen der Bundesregierung mit der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA).

Die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhausseelsorge warnte am Donnerstag in einer Aussendung vor einer Auflösung der AUVA. Dies wäre eine „gefährliche Bedrohung“ für die Gesundheitsversorgung in Österreich.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AUVA leisteten tagtäglich einen wertvollen und unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft. Die Ausbildung dieses hoch qualifizierten Personals koste viel Geld. Gerade in dieser Qualifikation liege auch eine gesellschaftliche Ressource, „die nicht ohne weiteres vorschnellen Sparplänen zum Opfer fallen darf“.

„Grob fahrlässig“

Wörtlich heißt es in der Aussendung: „Wer diese sozialstaatliche Errungenschaft aufs Spiel setzt, handelt grob fahrlässig und gefährdet noch dazu Menschenleben.“ Die katholischen Krankenhausseelsorger seien der Überzeugung, „dass eine flächendeckende Notfallversorgung mit der Umsetzung der Einsparungspläne nicht mehr annähernd in gleicher Weise gewährleistet werden kann“.

Eingang zum UKH Meidling in Wien

ORF.at/Christian Öser

UKH Meidling in Wien, eines von sieben von der AUVA betriebenen Unfallkrankenhäusern

Deshalb lehne man die derzeit geplanten Einsparungen in Maß und Umfang mit höchstem Nachdruck ab, „weil der dadurch eintretende, tatsächlich erwartbare Schaden in keinem Verhältnis zu einem möglichen Nutzen steht“.

Die gesellschaftliche Verantwortung für Menschen, die einer medizinischen Notfallversorgung bedürfen, lasse sich nicht in finanziellen Maßstäben allein beschreiben. Deshalb ersuchen die Krankenhausseelsorger die Bundesregierung und im Besonderen Bundesministerin Hartinger-Klein, „dieses Sparpaket nicht umzusetzen und andere Wege für Einsparungen zu finden“.

Keine Krankenhausüberversorgung

Man teile zudem nicht die Einschätzung der Ministerin, wonach Österreich im internationalen Vergleich eine Krankenhausüberversorgung aufweist. „Im Gegenteil sprechen wir uns für eine Ausweitung der medizinischen Versorgung, gerade in ländlichen Gebieten aus, wo ein Versorgungsmangel droht oder bereits vorliegt“, heißt es in der Aussendung.

Gezeichnet ist die Aussendung von Detlef Schwarz, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhausseelsorge Österreichs, der zugleich auch Referent für Krankenpastoral und Notfallseelsorge in der Erzdiözese Salzburg ist.

300.000 Patienten im Jahr

Die AUVA betreibt derzeit sieben Unfallkrankenhäuser mit insgesamt 918 Betten, inklusive 54 Intensivbehandlungsbetten. Mit rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden dort jährlich über 300.000 Patientinnen und Patienten behandeln, 40.000 davon stationär.

In den vier Rehabilitationszentren mit 580 Betten werden Patienten nach Arbeits- und Freizeitunfällen mit Funktionseinbußen des Bewegungs- und Stützapparates, nach Amputationen, Querschnittlähmung sowie mit Schädel-Hirn-Verletzungen (Polytraumen) stationär betreut und in ein neues Leben mit der neuen, beeinträchtigten gesundheitlichen Situation begleitet.

Minister beruhigen, AUVA warnt

Sozial- und Gesundheitsministerin Hartinger-Klein (FPÖ) hat unterdessen am Mittwoch im Budgetausschuss des Parlaments Leistungskürzungen bei der AUVA ausgeschlossen. Für die Unfallkrankenhäuser gab die Ministerin nach den heftigen Protesten der vergangenen Tage neuerlich eine Bestandsgarantie ab, berichtete die Parlamentskorrespondenz.

Laut Hartinger-Klein gehe es um eine Neustrukturierung im Sinne von mehr Effizienz. Es werde zu keiner Schließung von Unfallkrankenhäusern der AUVA kommen. Alle Menschen sollen die Unfallversorgung erhalten, die sie brauchen, und zwar ohne Unterscheidung zwischen Arbeitsunfall und Freizeitunfall.

Vorlage im Ministerrat im Mai

Der Fahrplan der Regierung sehe jedenfalls eine Vorlage im Ministerrat im Mai vor, im Sommer soll das entsprechende Gesetz vorbereitet werden, am 1. Jänner 2019 soll es in Kraft treten. Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) versicherte ebenfalls in einer Aussendung, dass keine Unfallkrankenhäuser geschlossen würden.

AUVA-Obmann Anton Ofner sah am Donnerstag die Zukunft der sieben Unfallkrankenhäuser und vier Reha-Einrichtungen der AUVA „nach wir vor ungewiss“. Die „vermeintliche Bestandsgarantie“ der Bundesregierung sei wirkungslos, meinte er am Donnerstag in einer Aussendung laut APA.

Für den Donnerstagabend hat Ministerin Hartinger-Klein eine Verhandlungsrunde bezüglich künftiger Betreiber der Unfallkrankenhäuser angekündigt. Details dazu konnte ihr Sprecher allerdings trotz mehrmaliger Anfragen der APA nicht nennen.

religion.ORF.at/KAP

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