Feministische Theologin Schüssler Fiorenza ist 80

Elisabeth Schüssler Fiorenza, eine der Wegbereiterinnen feministischer Theologie weltweit, ist am Dienstag 80 Jahre alt geworden. Sie forderte immer wieder gleiche Rechte für Frauen in der Kirche ein - erst dann gebe es eine „volle und mehrstimmige Katholizität“.

Bisher würden Frauen systematisch diskriminiert. So sei der Ausschluss vom Weiheamt kein historischer Zufall, sondern theologisches Konzept einer „Männerkirche“. Die katholische Neutestamentlerin, die lange in Harvard in den USA lehrte, steht für eine Methode der Bibelauslegung, die für die theologische Frauenforschung bis heute richtungsweisend ist.

Kritik an Papst Franziskus

Wiederholt warnte sie entsprechend vor einem Auszug der Frauen aus der Kirche. Dabei ging sie unter anderem auch mit Papst Franziskus hart ins Gericht: So warnte sie etwa in einem Interview mit Kathpress im Jahr 2014 vor einer überzogenen Papst-Begeisterung.

Gerade im Blick auf die Frage der Frauen in der Kirche sehe sie keine wirklichen Aufbruchssignale: „Franziskus will eine essentialistisch ansetzende ‚Theologie der Frau‘, die sich am Bild der Frau als Mutter oder dienende Jungfrau orientiert und die die feministische Theologie schon lange zerpflückt hat“, so das Urteil der Theologin. Dass der Papst Frauen verstärkt in Kommissionen einsetzen und fördern wolle, sei löblich, mit einer zeitgemäßen feministischen Theologie habe das aber nichts zu tun. „Grund zum Jubeln sehe ich nicht.“

Bewusstsein der Menschen verändert

So wenig sich in der kirchlichen Hierarchie etwas verändert habe, so sehr habe sich das Bewusstsein der Menschen verändert, „die sich von diesen Strukturen emanzipiert haben“, so Schüssler Fiorenza. „Und zu diesem Prozess der Emanzipation haben Befreiungstheologie und feministische Theologie beigetragen. Theologie hat schließlich immer mit Visionen, mit Träumen von einer anderen, besseren, gerechteren Welt zu tun. Aus dieser Perspektive berührt die Theologie weiterhin zentrale Fragen des Menschseins.“

Elisabeth Schüssler Fiorenza wurde 1938 im rumänischen Cenad geboren. Nach dem Krieg kam sie über Österreich nach Deutschland, wo sie von 1958 bis 1962 katholische Theologie in Würzburg studierte. 1970 promovierte sie an der Universität Münster mit einer Arbeit zum Herrschafts- und Priestermotiv in der Apokalypse des Johannes.

Professorin in Cambridge und Harvard

Danach ging sie in die USA, wo sie an den Universitäten Notre Dame und Cambridge unterrichtete. Seit 1988 hat sie die Krister-Stendahl-Professur an der Harvard University inne. Daneben ist sie Gastprofessor unter anderem in Tübingen, Berlin und Heidelberg. Sie ist verheiratet mit dem katholischen Theologen Francis Schüssler Fiorenza, der ebenfalls in Harvard lehrt. 2002 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät Würzburg.

Von ihren rund 20 Büchern ist das 1983 erschienene und in mehr als zehn Sprachen übersetzte Werk „In Memory of her“ („Zu ihrem Gedächtnis“) am bekanntesten. Darin verbindet Schüssler Fiorenza die Methoden historischer Textkritik mit den theologischen Zielen der Befreiungstheologie, um Frauen als Subjekt der Offenbarung in Anspruch zu nehmen. Zuletzt erschien von ihr in deutscher Sprache 2013 das Buch „Rhetorik und Ethik. Zur Politik der Bibelwissenschaften“.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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