Rabbi: Jüdischer Staat ist Erfüllung eines Traums

Die Gründung des jüdischen Staates Israel vor 70 Jahren bedeutet nach den Worten des argentinischen Rabbiners Abraham Skorka die „Erfüllung eines Traums“.

Im Interview mit der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte der Vertraute von Papst Franziskus am Mittwoch: „Der biblische Auftrag, in Israel eine Nation zu errichten, macht das ganze Wesen jüdischer Kultur aus.“

Der argentinische Rabbiner Abraham Skorka an der Klagemauer

Reuters/Andrew Medichini/Pool

Der argentinische Rabbiner Abraham Skorka (hier an der Klagemauer in Jerusalem)

Es gebe allerdings einen Widerspruch zwischen der großen Idee von Israel und den Konflikten der Gegenwart, sagte der 67-Jährige mit Blick auf die jüngsten gewaltsamen Zusammenstöße am Gazastreifen. Sicher habe Israel in seiner Geschichte Fehler begangen. Dennoch wünsche er sich „eine konstruktivere Haltung“ der Palästinenser. Es gebe nach wie vor palästinensische Anführer, die nicht mal bereit seien, das Existenzrecht Israels anzuerkennen.

Skorka: Frieden im Nahen Osten möglich

„Die ganze Welt, auch Europa, leidet unter den internen Problemen der Muslime. Das ist die Wahrheit“, sagte Skorka. Der Konflikt in Syrien etwa sei eine Auseinandersetzung verschiedener islamischer Glaubensrichtungen. Israel habe damit nichts zu. Trotz aller Hindernisse sei Frieden im Nahen Osten möglich, betonte der Rabbiner. „Wir brauchen mutige Anführer auf allen Seiten, die sich für Frieden einsetzen.“

Skorka gilt als enger Freund von Papst Franziskus. Aus Gesprächen der beiden Argentinier entstand 2010 das gemeinsame Buch „Über Himmel und Erde“, das zum Bestseller wurde. 2014 begleitete Skorka den Papst bei dessen Heilig-Land-Reise.

Feiern zum Unabhängigkeitsjubiläum gestartet

In Israel begannen am Mittwochabend die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des Staates. Mit einem offiziellen Staatsakt am Donnerstag am Sitz des Staatspräsidenten und in vielen Veranstaltungen erinnert das Land an die Proklamation seiner Unabhängigkeit nach Ende der britischen Mandatszeit. Am 14. Mai 1948 hatte der spätere Ministerpräsident David Ben Gurion im Tel Aviver Dizengoff-Museum die „Wiederherstellung des jüdischen Staates im Lande Israel“ ausgerufen.

Zuvor hatte die UNO einen Teilungsplan für Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Teil verabschiedet. Am Tag nach der Unabhängigkeitserklärung machten fünf arabische Länder mobil. Im sogenannten Unabhängigkeitskrieg konnten sich die Israelis jedoch behaupten. Ein umfassender Friedensplan zwischen Israelis und Palästinensern ist auch 70 Jahres später nicht erreicht.

Gedenkfeier als Höhepunkt

Der Termin des Gedenktags richtet sich nach dem jüdischen Kalender und fällt in diesem Jahr auf den 19. April. Höhepunkt ist am Donnerstagvormittag eine offizielle Gedenkfeier am Sitz von Staatspräsident Reuven Rivlin, an der auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und weitere führende Politiker und Militärs teilnehmen.

Kinder sitzen am israelischen Memorial day auf einem Panzer

APA/AP/Ariel Schalit

Feiern und Totengedenken am „Memorial day“ in Israel

Voraus geht eine Flugschau über Jerusalem, die später in anderen Teilen des Landes zu sehen ist. Bei der Feier wird das Video eines Musikevents gezeigt, bei dem am Montag 40 Musiker und 12.000 Sänger aus dem ganzen Land - unter ihnen auch Rivlin - den Titel „Al Kol Eleh" (Über all diesen Dingen“) aufnahmen. Darin wird der „Segen Gottes“ für „dieses wunderbare Land“ erbeten.

Nationales Totengedenken

Zuvor hatten die Israelis am Dienstag und Mittwoch mit dem „Memorial day“ ihrer 23.646 getöteten Soldaten sowie der 3.134 zivilen Terroropfer gedacht. Im ganzen Land besuchten die Menschen die Friedhöfe und legten auf den Gräbern ihrer Angehörigen Blumen nieder. Bei einer zentralen Gedenkfeier auf dem Friedhof des Jerusalemer Herzl-Bergs versicherte Premier Netanjahu, die Existenz Israels entschlossen gegen alle Angriffe zu verteidigen.

„Wir alle, Juden, Drusen, Christen, Muslime, Beduinen und Tscherkessen, wir alle stehen zusammen gegen den Terrorismus, der uns zu zerstören droht. Und gemeinsam werden wir weiter gewinnen“, erklärte der Premier. Das Totengedenken endete mit einer nationalen Fackelzeremonie.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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