Theologe: Neues Papst-Schreiben weniger spektakulär

Zehn Tage nach Veröffentlichung des jüngsten Papstschreibens „Gaudete et exsultate“ hat sich nun der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski in der Wochenzeitung „Die Furche“ mit ersten kritischen Anmerkungen zu Wort gemeldet.

Die Rezeption des Schreibens werde wohl „weniger spektakulär“ ausfallen als bei anderen päpstlichen Schreiben, so der Dogmatiker, da es auf politische An- und Aussagen gänzlich verzichte und wohl vor allem als Ausdruck einer persönlichen Suche nach dem Weg zur Heiligkeit im Alltag des Jorge Mario Bergoglio gelesen werden könne.

Franziskus habe laut Niewiadomski als inzwischen „alt gewordener Mann“ seit fünf Jahren mit „atemberaubender Energie“ den Dienst des Bischofs von Rom getan und gebe in seinem neuesten Schreiben auch Rechenschaft über die Quellen und den Vollzug seines eigenen Glaubens, seiner Hoffnung, damit auch seiner eigenen Berufung zur Heiligkeit.

Abwesenheit „sexualneurotischer Verengungen“

Erklärtes Ziel des Papst sei es schließlich, „weiter wachsen“ zu wollen, zitierte der Theologe auszugsweise aus dem Papst-Schreiben. So könne der Ausruf „Gaude et exsulta!“ („Freut euch und jubelt!“) auch als Appell des Papstes an sich selbst gelesen werden.

Befreiend wirke für Niewiadomski die Abwesenheit jeglicher „sexualneurotischer Verengungen der Heiligkeitsideale“, befremdend das „Ausbleiben der Hinweise auf jene kanonisierten Heiligen der Gegenwart, die im Widerstand gegen ungerechte politische Systeme ihr Leben verloren haben, wie etwa Oscar Romero oder Jerzy Popieluszko“.

Kritik teils nicht neu

Die Kritik des Papstes an Gnostizismus und Neopelagianismus sei indes nicht neu, erinnerte der Theologe, gleichwohl würden die Begriffe im Kontext des päpstlichen Schreibens „kaum analytische Schärfe“ aufweisen.

So warnten sie auf der einen Seite vor einer „Verabsolutierung eigener Theorien“, auf der anderen Seite „verführen“ sie laut Niewiadomski jedoch zugleich zu einer übertriebenen „Geschäftigkeit in Sachen Kirchlichkeit und verwandeln die Glaubensgemeinschaft zu einem Verein der Frömmigkeit“.

religion.ORF.at/KAP

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