D: Jüdischer Zentralrat rät vom Tragen der Kippa ab

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat vor dem Tragen der Kippa in deutschen Großstädten gewarnt. Der Zentralrat der Muslime verurteilte unterdessen Antisemitismus als „Sünde“.

Er rate Einzelpersonen davon ab, „sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen“, sagte Schuster am Dienstag dem RBB-Sender Radio Eins. Er habe jedoch das Gefühl, dass „man im Großteil der Gesellschaft verstanden hat, dass wir auch an einem gewissen Wendepunkt angekommen sind“.

„Klares Stoppschild“ gefordert

Wenn es nicht gelinge, offenem Antisemitismus entgegenzutreten, „dann stellt dies letztendlich auch eine Gefahr für unsere Demokratie dar“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden. „Denn es geht nicht nur um Antisemitismus, damit einher geht auch Rassismus, damit einher geht auch Fremdenfeindlichkeit. Hier bedarf es eines klaren Stoppschildes.“

Ein Mann mit Kippa bei einer Demonstration in Berlin gegen Antisemitismus

Reuters/Thomas Peter

Der deutsche Zentralrat der Juden rät Einzelpersonen vom Tragen einer Kippa in Großstädten ab

Am vergangenen Dienstag waren auf einer Straße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg zwei Männer im Alter von 21 und 24 Jahren beleidigt und attackiert worden, wobei ein Täter einen von ihnen mit einem Gürtel schlug und leicht verletzte. Die beiden Opfer trugen zum Zeitpunkt des Angriffs Kippot. Nach dem Übergriff stellte sich ein 19-jähriger Tatverdächtiger der Polizei. Der Angriff löste abermals eine Debatte über Antisemitismus in Deutschland aus.

Zentralrat der Muslime: Antisemitismus „Sünde“

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich entschieden gegen Antisemitismus gewandt. „Antisemitismus, Rassismus und Hass sind große Sünden im Islam, deshalb werden wir das auch niemals dulden“, sagte Zentralratspräsident Aiman Mazyek der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Dienstag-Ausgabe).

Die Äußerungen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im israelischen Fernsehen über neue Formen des Antisemitismus in Deutschland seien „gewohnt differenziert“ gewesen, weil sie auch betont habe, dass Judenfeindlichkeit nicht erst durch Flüchtlinge wieder nach Deutschland gekommen sei. Die Kriminalitätsstatistik beweise das.

Mehr antisemitische Angriffe

„Dennoch nehmen wir das sehr ernst, dass bei einigen Flüchtlingen eine Judenfeindlichkeit vorhanden ist“, sagte Mazyek. Der Zentralrat organisiere Begegnungen von Juden und Flüchtlingen sowie Aufklärungsprogramme. Dazu zählten regelmäßige gemeinsamen Besuche in KZ-Gedenkstätten.

Antisemitische Vorfälle in Deutschland machen seit Wochen verstärkt Schlagzeilen. So wurde in Berlin eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religion beschimpft.

religion.ORF.at/AFP/dpa

Mehr dazu:

Antisemitische Übergriffe in Berlin häufen sich
(religion.ORF.at; 18.4.2018)

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