Angriffe auf Muslime um 21 Prozent gestiegen

Die Fälle antimuslimischer Angriffe in Österreich sind im Vergleich zum Jahr 2016 um etwa 21 Prozent gestiegen, so der „Antimuslimische Report“ der Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus.

In Zahlen ist das ein Anstieg von 256 auf 309 Vorfälle, wie der am Dienstag zum dritten Mal publizierte Report dokumentiert. Gemeldet wurden im Jahr 2017 insgesamt 309 islamfeindliche bzw. antimuslimisch rassistische Fälle, im ersten Report des Jahres 2015 hingegen wurden 156 Fälle dokumentiert und 2016 waren es 256.

Mit 98 Prozent sind Frauen die mit Abstand häufigsten Opfer. „Von betroffenen Frauen wurde uns mitgeteilt, dass sie aufgrund ihres Kleidungsstils von Täter*innen als Muslime identifiziert werden“, heißt vonseiten der Dokumentationsstelle. „Wir haben aber auch Fälle, in denen nicht-muslimische Frauen mit einer Kopfbedeckung Ziele des Angriffs wurden.“

„Hate Speech“ und Verbalangriffe

Die 309 Fälle setzen sich laut Bericht wie folgt zusammen: 93 „Hate Speech“-Fälle (Hassrede) (30 Prozent), 88 verbale Angriffe (28 Prozent), 59 Beschmierungen (19 Prozent), 35 Sonstiges (elf Prozent), 17 Fälle zu Islamfeindlichkeit an Institutionen (sechs Prozent), neun Diskriminierungen (drei Prozent) und acht „Hate crime“-Fälle (Hassverbrechen) (drei Prozent).

Grafik aus dem Antimuslimischen Report der Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und Antimuslimischer Rassismus

Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und Antimuslimischer Rassismus

Verteilung der Angriffe auf Wiener Bezirke

Auffallend an den diesjährigen Zahlen sei der Anstieg an Hassrede/Verhetzung und insbesondere an Beschmierungen. „Mit einem Anstieg von sieben auf neunzehn Prozent sind Schmierereien im öffentlichen Raum, religiösen Einrichtungen, kulturellen und politischen Vereinswänden und an Bildungsstätten besorgniserregend“, heißt es im Bericht. Eine deutliche Zunahme bei den verbalen Angriffen habe sich in den ersten zwanzig Tagen des Oktobers registrieren lassen: Etwa ein Viertel aller verbalen Angriffe im Jahr 2017 ereigneten sich in diesem Zeitraum.

„Politischer Diskurs beeinflusst Stimmung“

„Der Monat Oktober war begleitet mit politischen und medialen Debatten, Kommentaren und Statements in Bezug auf die bevorstehenden Wahlen am 15.10.2017, aber auch in Bezug auf das Inkrafttreten des Anti-Gesichtsverhüllungsgesetzes und der Diskussionen rund um die kontroverse Kindergartenstudie“, analysiert die Dokumentationsstelle. Daraus schließe man, dass „die medialen und politischen Diskurse sowie die dabei verwendete Sprache die Stimmung in der Gesellschaft beeinflusst und antimuslimischen Rassismus begünstigt“.

Zwei Frauen und ein Kind auf der Straße, eine Frau ist verschleiert

ORF.at/Birgit Hajek

98 Prozent der Vorfälle richten sich gegen Frauen

Internet-Fälle fast verdoppelt

Mit 49 Prozent ist die (Halb-)Öffentlichkeit der Raum, in der die meisten islamfeindlichen Attacken begangen werden. Von 18 auf 32 Prozent hat sich die Anzahl der Fälle im Internet fast verdoppelt. Insgesamt setzen sich 81 Prozent der gesamten gemeldeten islamfeindlichen bzw. antimuslimischen Angriffe aus diesen zwei Räumen zusammen.

Dass die meisten Angriffe in Wien registriert wurden, sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Dokumentationsstelle bis heute in Wien aktiv sei. „Zukünftig werden weitere Zweigstellen von der Dokustelle in den Bundesländern angestrebt“, heißt es im Report.

gril, religion.ORF.at

Mehr dazu:

Link: