Appell gegen Müttersterblichkeit

Die Müttersterblichkeit ist weltweit viel zu hoch und muss gesenkt werden: Mit diesem Appell hat sich im Vorfeld des Muttertags am Sonntag die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) mit der Plattform „Mutternacht“ zu Wort gemeldet.

Es sei eine „dringliche Notwendigkeit“, sich politisch und mit ausreichenden finanziellen Mitteln für eine weltweite Senkung der Müttersterblichkeitsrate einzusetzen. „In den Ländern des Südens ist die Müttersterblichkeitsrate erschreckend hoch“, so die stellvertretende kfbö-Vorsitzende Eva Oberhauser am Freitag in einer Aussendung.

Mehr als 90 Prozent der rund 800 Frauen und Mädchen, die täglich während der Schwangerschaft oder Geburt ihres Kindes sterben, lebten in Ländern des Globalen Südens. Entsprechend der „Agenda 2030“ des „UNO-Aktionsplans für nachhaltige Entwicklung für die Menschen, den Planeten und den Wohlstand“ soll die Rate der Müttersterblichkeit bis 2030 auf 70 Fälle pro 100.000 Lebendgeburten gesenkt werden.

Verbesserung der Müttergesundheit

„Gemeinsam mit unseren Partner-Organisationen in der Plattform ‚Mutternacht‘ wollen wir das Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung für diese Aufgabe schärfen und rufen die österreichische Regierung dazu auf, ihrer globalen Verantwortung nachzukommen“, so Oberhauser. Zu der 2010 in Österreich gegründeten Plattform zählen zahlreiche Akteure und Organisationen, die sich für die Verbesserung der Müttergesundheit in den besonders betroffenen Ländern einsetzen.

Eine Krankenschwester untersucht eine Schwangere in Nsanje, Malawi

APA/AFP/Marco Longari

Hohe Müttersterblichkeit hat viele Ursachen

Die kfbö unterstützt im Rahmen der „Aktion Familienfasttag“ Frauenprojekte, die die grundlegenden Ursachen von Müttersterblichkeit bekämpfen, erläuterte Miriam Kienesberger, entwicklungspolitische Referentin der „Aktion Familienfasttag“. Drei dieser Projekte liegen in Guatemala, einem Land, in dem 40 Prozent der Bevölkerung Indigene sind.

„Indigene Frauen am stärksten betroffen“

„Die Armutsrate unter der indigenen Bevölkerung liegt bei 75 Prozent gegenüber 51 Prozent der Gesamtbevölkerung. Am stärksten betroffen sind indigene Frauen in ländlichen Gebieten“, so Kienesberger. Die Geburtenrate unter diesen Frauen, denen es sowohl an Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung fehle, sei hoch.

„Die Rate der Müttersterblichkeit liegt bei indigenen Frauen doppelt so hoch wie in der nicht-indigenen Bevölkerung“, so Kienesberger. „Die Mädchen und Frauen sind oft mangelernährt, bekommen bereits sehr jung Kinder und haben generell viele Schwangerschaften. Viele werden Opfer gefährlicher, unsicherer Abtreibungsversuche.“ Auch Genitalverstümmelung spiele eine Rolle, so die Plattform „Mutternacht“ auf ihrer Website.

Nicht nur Geld notwendig

Es gehe nicht nur um die Bereitstellung finanzieller Ressourcen, so „Mutternacht“: „Der niedrige Stellenwert von Frauen und Mädchen in vielen Ländern, gepaart mit dem starken gesellschaftlichen Druck, viele Kinder zu haben, zu frühes Heiratsalter und fehlende Schulbildung der Mädchen, mangelndes Bewusstsein von Frauen und Mädchen über das Recht auf Selbstbestimmung in Hinblick auf Anzahl und Abstände der Schwangerschaften sowie Mangelernährung“ seien weitere Ursachen der hohen Müttersterblichkeit.

Viele Länder verfügten zwar über gute gesetzliche Grundlagen, um Mädchen und Frauen zu schützen, „scheitern aber an der Wahrung der Rechte der Betroffenen und der Sanktion der TäterInnen. In Bangladesch sind beispielsweise Eheschließungen für Frauen vor dem 18. Lebensjahr gesetzlich verboten.“ Das durchschnittliche Alter, mit dem ein Mädchen verheiratet werde, liege aber bei 15 Jahren, erläutert „Mutternacht“. Die Folgen, wie fehlende Bildung und Selbstbestimmung, sowie zu frühe Mutterschaft brächten Umstände mit sich, die für die Betroffene im schlimmsten Fall tödlich enden können.

religion.ORF.at/KAP

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