Studie: Israel wird zunehmend säkular

Der Anteil strengreligiöser Juden in Israel wird in den nächsten Jahrzehnten weniger schnell steigen als bisher angenommen: Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Studie des Jerusalemer Taub Centers für sozialpolitische Fragen hervor.

Gleichzeitig würden mehr Juden der Religion den Rücken kehren. Insgesamt werde demnach die Zahl der sich von der Religion abwendenden jüdischen Israelis stärker ansteigen, als die Zahl säkularer Juden in Israel, die zur Religion finden, wie die deutsche Katholische Nachrichtenagentur KNA am Freitag unter Berufung auf israelische Medien berichtete.

Schulklassen untersucht

Das Taub Center untersuchte die Entwicklung der Schülerzahlen in den drei jüdischen Schulsystemen des Landes - staatliche säkulare Schulen, staatliche religiöse Schulen sowie strengreligiöse (ultraorthodoxe) Schulen - und verglich diese mit Schätzungen des Zentralen Israelischen Statistikbüros (CBS) zur Bevölkerungsentwicklung. Untersucht wurden die Zahlen für die erste bis achte Klasse in den Jahren von 2011 bis 2015.

Ein Kind spielt im Sand an einem Strand in Herzliya, Israel, im Hintergrund betende Ultraothodoxe

APA/AFP/Jack Guez

Trotz hoher Geburtenraten Ultraorthodoxer geht der Trend Richtung Säkularisierung, so eine Studie

Entsprechend der CBS-Schätzungen steigt der Anteil der Strengreligiösen an der jüdischen Bevölkerung Israels bis 2059 auf 50 Prozent. Die Studie des Taub-Zentrums hingegen prognostiziert einen Bevölkerungsanteil von 35 Prozent. Zwar verzeichneten die strengreligiösen Schulen weiterhin die stärksten Schülerzuwächse.

Die Zuwachsraten lägen aber 7,5 Prozent unter den angesichts der Geburtenraten im strengreligiösen Milieu zu erwartenden Zahlen, so die Studie laut Berichten. Gleichzeitig sei in dem Untersuchungszeitraum der Wechsel von rund 50.000 Schülern von religiösen Schulen zu weniger religiösen Schulen verzeichnet worden.

Schwächung des religiösen Engagements

Die Koautoren der Studie machten eine schwindende Verpflichtung zur Religion bei einer wachsenden Zahl von Eltern aus religiösen Elternhäusern für die Diskrepanz verantwortlich. Die Zahlen zeigten entgegen der allgemeinen Wahrnehmung wachsender Religiosität im Land eine Schwächung des religiösen Engagements von Juden in Israel über die Jahre.

Das aufgrund höherer Geburtenraten schnelle Wachstum der strengreligiösen Gesellschaftsschichten werde somit durch die wachsende Zahl religiöser Juden ausgeglichen, die der Religion den Rücken kehren.

Die Studie deckt sich laut Bericht der Tageszeitung „Haaretz“ mit einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie des US-amerikanischen Pew-Forschungszentrums, derzufolge nur rund die Hälfte der strengreligiös aufgewachsenen israelischen Juden sowie zwei Drittel der traditionell Aufgewachsenen sich weiterhin mit ihrem Milieu identifizieren.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Links: