Islamistischer Überfall auf orthodoxe Kirche in Grosny

Ein Kirchgänger und zwei Polizisten sind am Samstag bei einem Überfall von vier jugendlichen Islamisten auf die Michaelskirche im Herzen der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ums Leben gekommen.

Das Ziel der Terroristen war es offensichtlich, die zum Gottesdienst versammelten Gläubigen als Geiseln zu nehmen, der zelebrierende Priester hatte aber die Geistesgegenwart, die Gemeindemitglieder zum raschen Verschließen des Haupttors zu veranlassen, berichtete die Stiftung „Pro Oriente“.

„Versuch der Hetze von Christen gegen Muslime“

Der Leiter der synodalen Medienabteilung des Moskauer Patriarchats, Wladimir Legojda, betonte am Sonntag, es habe sich um einen neuerlichen missglückten Versuch gehandelt, Christen und Muslime im Nordkaukasus gegeneinander aufzuhetzen.

Der Vorsitzende des Islamischen Koordinationszentrums für den Nordkaukasus, Ismail Berdijew, verurteilte den Terrorüberfall scharf. Das Geschehen sei umso gravierender, als Muslime im Fastenmonat Ramadan keinerlei Gewalt verüben dürften.

Ein Pfarrer verteidigt Kirche und Pfarrhof

Pfarrer Sergij Abasow schilderte vor Journalisten das dramatische Geschehen am Samstagnachmittag: "Es war eine normale Samstagsliturgie.

Plötzlich hörte ich Schüsse und rief den am Tor stehenden Gläubigen zu, sie sollten die Türflügel zuwerfen und verriegeln". Das geschah auch, aber es war zu befürchten, dass die Kirchgänger - ältere Frauen und nur ein Mann - nicht lang würden standhalten können, als die Terroristen begannen, auf das Tor zu schießen.

Pfarrer Abasow lief zu einem Fenster, um seinen im Hof spielenden Kindern zuzurufen, sie sollten sofort ins Pfarrhaus laufen. Zugleich sah er, wie einer der Terroristen auf seine Frau anlegte, die ebenfalls im Hof war. In letzter Minute konnte sie sich in einen Kellerabgang retten.

Schwer bewaffnete Angreifer

Die mit Gewehren, Messern, Beilen und Benzinflaschen ausgerüsteten Islamisten eröffneten das Feuer auf die Polizisten vor der Kirche. Dabei wurden zwei aus Saratow stammende Polizisten - Kairat Rakhmetow und Wladimir Gorskow - getötet, zwei weitere Polizisten wurden verletzt.

Im Kugelhagel starben dann auch alle vier Terroristen. Es handelte sich um drei 18-jährige - die Brüder Amir und Ali Junusow und den aus der benachbarten inguschetischen Republik stammenden Akhmed Tschechojew - und den 19-jährigen Mikhail Elisultanow.

Derzeit ist noch nichts über den Hintergrund der vier Nachwuchsterroristen bekannt; die IS-Terroristen bezeichneten auf ihren Propaganda-Kanälen die vier Burschen als ihre „Soldaten“.

Der Angriff auf die Michaelskirche in Grosny erinnert an den Überfall auf die Georgskirche in Kizlyar im nordkaukasischen Daghestan im Februar. Damals waren fünf Kirchgängerinnen ums Leben gekommen. Die Michaelskirche liegt an einer belebten Geschäftsstraße mit vielen Läden und Cafes und ist ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen.

religion.ORF.at/KAP