Chile: Zulehner rechnet nur mit einigen Rücktritten

Dass die chilenischen Bischöfe dem Papst geschlossen ihren Rücktritt angeboten haben, bezeichnete der Theologe Paul M. Zulehner am Sonntag als „einmalige“ Situation. Er rechnet damit, dass nur einige Bischöfe ihre Bischofsmütze wieder abgeben müssen.

"Wir alle in Rom anwesenden Bischöfe haben unsere Ämter in die Hände des Heiligen Vaters gelegt, damit er frei über jeden von uns entscheiden kann“, hieß es im Schreiben der Bischöfe vom Freitag. „Das hat es mit Sicherheit in dieser Form noch nicht gegeben“, sagte der Religionssoziologe und Pastoraltheologe Zulehner im Interview mit dem Religionsmagazin „Orientierung“. Es sei schon eine Rarität, „dass ein einzelner Bischof abgesetzt wird, weil das Amt ziemlich unantastbar war“.

Papst „hinters Licht geführt“

Den Papst habe man bei seinem Besuch in Chile in Jänner allerdings „ein bisschen hinters Licht geführt“, sagte Zulehner. „Ich glaube, das hat ihn sehr gekränkt.“ Sexualdelikte des früheren Priesters Fernando Karadima sollen viele Jahre lang von der Kirche gedeckt worden sein. Bischof Juan Barros soll vom Missbrauch gewusst, den Priester aber in Schutz genommen haben, wie Opfer berichteten.

Papst Franziskus allerdings hatte die Anschuldigungen gegen Bischof Barros bei seinem Besuch in Chile noch als Verleumdungen bezeichnet. Später entschuldigte er sich für seine Aussagen. Die Stellungnahme von Franziskus sei so ausgefallen, weil er von den Bischöfen einen „geschönten Bericht“ über Bischof Barros bekommen hatte, sagte Zulehner der „Orientierung“.

„Bischofsmütze wieder abgeben“

Papst Franziskus schickte in weiterer Folge einen Sonderberichterstatter nach Chile, um die Vorwürfe zu prüfen. Später lud er die von Missbrauch Betroffenen in den Vatikan ein und hörte sie an. Danach sprach er auch mit den chilenischen Bischöfen. Nach dem angebotenen Rücktritt der Bischofskonferenz ist nun die Entscheidung von Papst Franziskus gefragt.

„Ich glaube nicht, dass er alle zurückzieht. Das kann er wahrschlich rein technisch nicht und es verdienen auch einige nicht“, so Zulehner, „aber einige werden die Bischofsmütze wieder abgeben müssen.“

religion.ORF.at

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