Pilotprojekt für ein Sterben zu Hause

Die letzte Lebensphase in vertrauter Umgebung und unter professioneller Begleitung verbringen - diesem Wunsch hat sich die Hospizbewegung verpflichtet und setzt konkrete Schritte in diese Richtung.

Bei einer Feier am Mittwoch im Wiener Albert-Schweitzer-Haus mit der Präsidentin des Dachverbands Hospiz Österreich, Waltraud Klasnic, hat das 70 Personen umfassende Multiplikatorenteam des vom Dachverband vor drei Jahren gestarteten Pilotprojekts „HPC mobil“ (Hospizkultur und Palliative Care in der Hauskrankenpflege) Zertifizierungsurkunden erhalten.

Ziel des Projekts ist es, alten und unheilbar kranken Menschen im Kontakt mit den Angehörigen zu helfen, ihrem Wunsch nach einem Sterben zu Hause durch eingeschaltete Palliativteams in Erfüllung gehen zu lassen.

70 Prozent sterben in Institutionen

Klasnic sagte bei einer Pressekonferenz aus Anlass der Zertifizierungsfeier, zwar habe sich seit dem Start des Projektes „HPCPH“ (Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen) vor neun Jahren sehr viel im Heime-Bereich getan, aber die Zahl der Menschen, die in Institutionen sterben, sei mit 70 Prozent weiterhin genauso hoch wie 1988. Dabei würden aber bei Befragungen konstant weit mehr als 50 Prozent angeben, sie wollten zu Hause sterben.

Deshalb habe der Dachverband 2015 das Pilotprojekt „HPC mobil“ gestartet, bei dem bisher 1.800 Mitarbeiterinnen von vier Pflege-Trägerorganisationen ausgebildet wurden, so die frühere Landeshauptfrau. Sie konnte für das Projekt vier Wiener Träger - Arbeiter Samariterbund Wien (ASB), Caritas der Erzdiözese Wien, Caritas Socialis (CS) und Volkshilfe Wien - gewinnen. „Wir sind sehr dankbar, dass der Fonds Gesundes Österreich das Projekt mitfinanziert hat und dass die Wiener Träger bereit waren, viel Engagement und Eigenleistung einzubringen“, so Klasnic.

Hoffen auf weitere Beteiligungen

Sie sprach die Hoffnung aus, dass das Modell auch in anderen Bundesländern umgesetzt werden kann und sich weitere Pflege-Trägerorganisationen beteiligten. Notwendig sei vor allem eine Finanzierung der verschiedenen zeitaufwändigen Dienste, die das Projekt enthält - Flexible Stundenerhöhung, Netzwerkzusammenarbeit von Arzt, Hospiz und Palliativmedizinabteilung, Angehörigenunterstützung und -beratung sowie Vorsorgedialog und Vorausschauplanung.

Oliver Löhlein vom ASB erinnerte, dass das Verbringen der letzten Tage im Krankenhaus finanziell einen viel höheren Aufwand für die öffentliche Hand bedeute als ein Bleiben in der eigenen Wohnung. Allerdings sei eine Unterstützung und Entlastung der Angehörigen unbedingt notwendig.

Begleitung Sterbender unabhängig von Spenden

Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner zitierte Michael Landau, der mehrfach betont habe, dass die Begleitung Sterbender in Zukunft nicht mehr so maßgeblich von Spenden abhängen dürfe wie heute. Niemand käme auf die Idee, dass die Versorgung eines Beinbruchs nur bei ausreichend Spenden gesichert sei. Im Hospizbereich sei das teilweise aber immer noch der Fall. Bund, Länder und Sozialversicherungsträger müssten die Angebote der Hospiz- und Palliativdienste deshalb in eine Regelfinanzierung überführen.

Schwertner appellierte an die politisch Verantwortlichen, Menschen am Ende ihres Lebens nicht im Stich zu lassen. Notwendig seien dauerhafte und tragfähige Lösungen für den mobilen Hospizbereich: „Jeder Sterbende ist vor allem ein Lebender - bis zuletzt. Hospizarbeit hat mit Leben und mit Menschenwürde zu tun.“

Robert Oberndorfer vom CS-Hospiz wies auf die hohe Motivation des Gesamtteams von „HPC mobil“ hin. „Alle sind aus den Schulungen begeistert zurückgekommen.“ Wichtig sei, dass in Zukunft auch der zeitaufwändige Vorsorgedialog „als Leistung gesehen und als Leistung finanziert wird“. Otto Knapp von der Volkshilfe appellierte bei der Pressekonferenz an die aktuell noch nicht beteiligten Trägerorganisationen: „Ich möchte sie alle einladen, mitzutun.“

religion.ORF.at/KAP

Link: