Missbrauchsopfer aus Chile wollen Papst unterstützen

Papst Franziskus kann bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle in Chile auf die Unterstützung einer Gruppe von Priestern und Laien zählen, die zu den Opfern aus dem Umkreis des verurteilten Priesters Fernando Karadima stammen. Sie treffen den Papst im Juni.

In einer Pressekonferenz in Santiago teilten drei der insgesamt fünf Priester mit, dass sie große Hoffnungen in das Treffen mit dem Papst setzen, das vom 1. bis 3. Juni stattfinden soll. Die Einladung des Vatikan sei ein großer Trost und stimme ihn hoffnungsfroh, sagte der chilenische Geistliche Eugenio de la Fuente bei dem Medientermin am Mittwoch (Ortszeit).

„Die Einladung ist gedacht, damit wir unsere Erfahrung mit ihm teilen und dem Heiligen Vater dabei helfen, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen“, so de la Fuente weiter. Priester Alejandro Vial, der ebenfalls nach Rom reisen wird, erklärte: „Für uns ist es sehr wichtig zu helfen, damit es keine weiteren Missbrauchsopfer mehr gibt.“ Francisco Astaburuaga bat um Verständnis, dass die drei Geistlichen im Vorfeld der Reise nicht zu sehr ins Detail gehen könnten: „Wir werden mit dem Heiligen Vater sprechen, wir können aber keine Themen vorab bekanntgeben, weil die Gespräche im Detail erst einmal mit ihm sein werden.“

Papst will Nähe zu Opfern ausdrücken

Am Dienstag hatte der Vatikan darüber informiert, dass Papst Franziskus die Gruppe treffen wird. Insgesamt soll die chilenische Delegation laut einem Bericht der Tageszeitung „La Tercera“ neun Personen umfassen.

Die Gruppe wird demnach begleitet von zwei weiteren Priestern sowie zwei Laien, die mit dem Fall befasst gewesen seien. Mit dem Treffen, das bereits vor einem Monat vereinbart worden sei, wolle Franziskus seine Nähe zu den Opfern ausdrücken.

Mehrere Bischöfe der Mitwisserschaft beschuldigt

Der heute 87-jährige Karadima, der über Jahrzehnte zu den charismatischsten und einflussreichsten katholischen Geistlichen Chiles zählte, wurde des Missbrauchs für schuldig befunden. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen auch Juan Barros von Osorno, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird.

Papst Franziskus hatte solche Vorwürfe bei seinem Chile-Besuch im Jänner noch als „Verleumdungen“ bezeichnet, ehe er eine neue Untersuchung anordnete. Daraufhin beorderte der Papst die gesamte chilenische Bischofskonferenz nach Rom. Nahezu alle Bischöfe sollen ihren Rücktritt angeboten haben, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Vorwürfe gibt es ebenfalls gegen Kardinal Francisco Javier Errazuriz: Er wird beschuldigt, Karadima vor Strafverfolgung geschützt zu haben.

religion.ORF.at/KAP