Stmk: Kirche wegen Deutschkursen im Clinch mit FPÖ

In der Steiermark liefern Kirchenvertreter und FPÖ einander einen verbalen Schlagabtausch. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht ein Deutschkursprojekt der Kirche. Die FPÖ sieht darin ein Ärgernis für Kirchenbeitragszahler. Kirchenvertreter wiesen das zurück.

Die Diözese Graz-Seckau möchte anlässlich ihres 800-Jahr-Jubiläums auch ihr soziales Engagement hervorheben und fördert neun Sozialprojekte in der Steiermark mit insgesamt 760.000 Euro. Eines davon - 100.000 Euro für Deutschkurse von Migranten in der Oststeiermark - sorgt jetzt für einen Konflikt mit der Landes-FPÖ: Klubobmann Stefan Hermann kritisierte das vom Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl kürzlich in Weiz angekündigte Vorhaben als „keineswegs zielführend“ und suggerierte Unmut der steirischen Kirchenbeitragszahlenden.

Kirchenvertreter weisen FPÖ-Kritik zurück

Darauf reagierten wiederum Kirchenvertreter am Freitag mit Klarstellungen. Thomas Bäckenberger, der Gesamtkoordinator für das steirische Diözesanjubiläum, wies im Gespräch mit „Kathpress“ die Darstellung zurück, die Sprachkurse seien nur für Asylwerber mit unklarer Aufenthaltsdauer in Österreich gedacht.

Zielgruppe des von der steirischen Caritas koordinierten Spracherwerbs-Projektes seien Migrantinnen und Migranten, „die weder automatisch Asylwerber noch Muslime sind“. Und selbst wenn jemand auf diese Weise Geförderter das Land wieder verlassen muss, ist es nach den Worten Bäckenbergers sinnvoll, den Betreffenden Deutschkenntnisse und auch europäisch-humanitäre Werte zu vermitteln.

Kirche verweist auf Würde des Menschen

Für die Kirche habe jeder Mensch die gleiche Würde - unabhängig von seiner Herkunft; diese Überzeugung stehe hinter diesem und auch den anderen „800-Jahr-Jubiläums-Projekten“.

Bäckenberger verwies auf das Investment der Diözese in das „Vinzidorf“-Hospiz in Graz, in eine Notschlafstelle in Leoben, eine Jugendwohngemeinschaft in Voitsberg, in das Begegnungs- und Kreativprojekt „eingefädelt“ in Judenburg und in ehrenamtliche Besuchsdienste der Pfarre Liezen. All diesen Sozialprojekten sei gemeinsam, dass sie innovativ und zukunftsweisend sind, betonte der Diözesan-Verantwortliche.

FPÖ spricht von „zweifelhafter Nächstenliebe“

Verärgert reagierte der Anstoßgeber zu dem oststeirischen Deutschkurs-Projekt, der Theologe Fery Berger, auf die FPÖ-Kritik. Der Initiator der „Weizer Pfingstvision“ hatte schon im Anschluss an eine Diskussionsveranstaltung mit Bischof Krautwaschl auf der Weizer „Jubiläumsbühne“ scharfe Kritik an der „herzlosen“ Flüchtlingspolitik der türkis-blauen Regierung geübt. Die Finanzierung der Deutschkurse für Asylwerber abzuschaffen sei „nicht nur inhuman“, sondern auch „wirtschaftlich kontraproduktiv“.

FPÖ-Klubobmann Hermann sprach daraufhin von „zweifelhafter Nächstenliebe“ und behauptete: „Leider werden die unübersehbaren Bedrohungen für unsere christlich-abendländisch geprägte Lebensweise von Vertretern der Katholischen Kirche gerne totgeschwiegen.“

„Kampagne gegen Flüchtlinge“

„Man möchte glauben, die Wahlen sind vorbei. Die FPÖ scheint aber ihre politische Kampagnisierung gegen Flüchtlinge unbedingt aufrecht erhalten zu wollen“, kommentierte Fery Berger am Donnerstag die Aussagen. Die behauptete „Massenzuwanderung“ gebe es gar nicht, verwies der selbst in der Flüchtlingsarbeit engagierte Theologe auf jüngste Zahlen: Die Zahl von 88.000 Asylanträgen des Jahres 2015 habe sich im Vorjahr auf 25.000 reduziert, heuer seien bisher überhaupt erst 4.000 Flüchtlinge nach Österreich gekommen.

Auch vom „Sozialparadies Österreich“ zu sprechen wie die FPÖ dies tue sei eine Provokation, auch für alle unter der Armutsgrenze lebenden Österreicher. „Mit einer gekürzten Mindestsicherung von 560 Euro im Monat leben zu müssen, ist nicht paradiesisch“, so Berger.

Deutschkurse aus ökonomische Vernunft

Er wandte sich scharf gegen eine Politik, die mit dem Feindbild „Flüchtlinge“ weiterhin Ängste und Verunsicherung schürt. Berger weiter: „Sollte in der Flüchtlingspolitik der FPÖ Menschlichkeit kein Wert mehr sein, dann sollte es zumindest die ökonomische Vernunft sein.“ Deutschkurse für Anderssprachige einzuschränken bringe bestenfalls kurzfristig Einsparungen, langfristig sei das Gegenteil ist der Fall, argumentierte Berger.

Bischof Wilhelm Krautwaschl

APA/Erwin Scheriau

Grazer Bischof Wilhelm Krautwachl

Bischof: „Tropfen auf den heißen Stein“

„Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein“: Mit diesen Worten hatte der Grazer Bischof Krautwaschl am vergangenen Freitag bei einer Jubiläumsveranstaltung in Weiz bekanntgegeben, dass die Diözese 100.000 Euro für Deutschkurse zur Verfügung stellt.

Dies komme auch Flüchtlingen zugute, die in der meist sehr langen Zeit des Wartens auf ihren Asylbescheid „etwas Sinnvolles machen zu dürfen“. Die Kirche wolle auch einen Beitrag dazu leisten, von den Betroffenen nicht nur etwas zu fordern, sondern sie auch willkommen zu heißen und „die Stimmung wieder in eine andere Richtung umschlagen zu lassen“, wie Krautwaschl unter Applaus hinzufügte.

religion.ORF.at/KAP

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