Schönborn: Keine Trennung in „wir“ und „andere“

Die Trennung zwischen „uns und den anderen“ sei eine große Gefahr, betonte Kardinal Christoph Schönborn beim Nationalen Parlamentarischen Gebetsfrühstück, das am Dienstag zum zweiten Mal in Wien stattgefunden hat.

Die Verantwortungsträger in Politik und Religion dürften dieser Gefahr nicht erliegen. Es sei eine „Urversuchung aller Religionen“, zwischen den Angehörigen des eigenen Glaubens und anderen zu unterscheiden. Christen müssten zwar mit Unverständnis und sogar Verfolgung rechnen, so der Wiener Erzbischof in seiner kurzen Auslegung einer Stelle aus dem Markusevangelium. Aber die gegenwärtige Christenverfolgung in vielen Ländern solle Christen auch an jene Zeit erinnern, wo sie selbst andere wegen deren Glauben verfolgt haben.

Kardinal Christoph Schönborn

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kardinal Christoph Schönborn warnte vor der „Urversuchung aller Religionen“, zwischen „wir“ und „anderen“ zu unterscheiden

An dem nationalen Gebetsfrühstück, zu dem 40 Politiker aus fünf Parteien eingeladen hatten und rund 200 Personen des öffentlichen Lebens kamen, beteiligten sich Vertreter aus zehn christlichen Konfessionen, drei Religionen und 25 Ländern, darunter neben Kardinal Schönborn auch der Apostolische Nuntius Stephan Zurbriggen, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, Metropolit Arsenios Kardamakis und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic.

Interkonfessionelle Parlamentsarbeit

Glaube und Religion spiele für den einzelnen Menschen sowie für die Gesellschaft im Ganzen eine wichtige und positive Rolle, so die Auffassung der Organisatoren, die bei dem Treffen besonders die überparteiliche und interkonfessionelle Zusammenarbeit hervorhoben.

Eröffnet wurde das von den Abgeordneten Gudrun Kugler und Christian Ragger moderierte Gebetsfrühstück mit einem Gebet von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Die Veranstaltung zeige, „dass Religion ein starker Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens ist und das persönliche Leben prägt“, denn „nicht alles liege in Menschenhand“, sagte er. Das Prinzip Liebe - ein zentraler Wert der Religionen - sei auch für das Wirken des Politikers wichtig, der bereit sein müsse, etwas zu geben. Liebe bedeute auch, etwas in Demut zu empfangen und dieses zu teilen. „Liebe ist geben, nehmen und teilen“, so der Parlamentspräsident.

religion.ORF.at/KAP

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