Anschlag auf Religionsführer-Treffen in Kabul

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Montag ein Selbstmordanschlag auf ein Treffen von Religionsführern verübt worden. Mindestens acht Menschen seien getötet worden, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur Reuters.

Andere Quellen sprachen von bis zu zwölf Todesopfern. Die Versammlung, die unter dem Namen Afghan Ulema Council tagte, hätten sich in einem großen Zelt versammelt, um zur Abkehr vom Terror und zum Frieden aufzurufen, hieß es in Sicherheitskreisen am Montag. An der Versammlung hatten etwa 2.000 Menschen teilgenommen.

Noch keine Bekennerschaft

Der Selbstmordattentäter habe sich in der Nähe in die Luft gesprengt, während die Geistlichen das Zelt verließen. Bei dem Zelt handelte es sich um das der Loya Jirga, des traditionellen afghanischen Ältestenrats. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Wie viele der Geistlichen getötet wurden, war noch nicht klar. Unter den Toten befindet sich laut Nachrichtenagentur AP ein Polizist.

Sicherheitskräfte am Ort des Anschlags in Kabul, Afghanistan

APA/AP/Rahmat Gul

Sicherheitskräfte am Ort des Anschlags in Kabul, Afghanistan

Fatwa gegen Selbstmordanschläge

Bei dem Treffen in der Nähe der Polytechnischen Universität hatten die Geistlichen gerade eine Fatwa gegen Selbstmordanschläge, den andauernden Konflikt in Afghanistan sowie die damit verbundene Gewalt ausgesprochen. Sie werteten die Gewalt als „haram“, als Verstoß gegen islamisches Recht.

„Der fortdauernde Krieg in Afghanistan ist illegal und hat keine Wurzeln im Scharia-Recht“, so das Statement laut AP. „Er tut nichts als das Blut von Muslimen zu vergießen. Wir, die religiöse Ulema (Rechtsgelehrte im Islam, Anm.) fordern die Taliban dazu auf, auf das Friedensangebot der afghanischen Regierung positiv zu reagieren, um weiteres Blutvergießen im Land zu verhindern“, heißt es weiter.

Taliban distanzieren sich

Die Taliban erklärten im Kurzmitteilungsdienst Twitter, sie hätten „nichts zu tun“ mit dem Anschlag. Die Taliban und die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hatten in den vergangenen Monaten ihre Attacken auf die afghanische Hauptstadt intensiviert. Mittlerweile gilt Kabul als der für Zivilisten gefährlichste Ort in dem Land. Allein 16 Prozent der im vergangenen Jahr landesweit getöteten 1831 Zivilisten starben in Kabul.

Verschlechterung der Sicherheitslage

Die Tat unterstreicht die Verschlechterung der Sicherheitslage vor den für den 20. Oktober geplanten Parlamentswahlen. Am Mittwoch stürmten bewaffnete Extremisten das Gelände des Innenministeriums und lieferten sich dort stundenlang Kämpfe mit den Sicherheitskräften.

religion.ORF.at/APA/Reuters/AFP/dpa/AP