Neues Personal für Chile: Papst ernennt auch Mapuche

Papst Franziskus hat am Montag mit der personellen Erneuerung der Kirche Chiles infolge der Missbrauchskrise begonnen. Im Zuge dessen berief er auch einen Vertreter aus der indigenen Mapuche-Volksgruppe.

Dabei handelt es sich um den Franziskaner Jorge Concha Cayuqueo (60), der dem wegen Vertuschungsvorwürfen zurückgetretenen Juan Barros als Leiter der krisengeschüttelten Diözese Osorno folgt. Concha Cayuqeo ist seit 2015 Weihbischof von Santiago; in Osorno hat er vorerst den Rang eines Apostolischen Administrators.

Jorge Concha Cayuqueo stammt aus Temuco, trat 1978 in den Franzisksanerorden ein und wurde 1986 zum Priester geweiht. Er hatte hohen Funktionen in der Ordensleitung der Cono-Sur-Staaten (Argentinien, Chile, Paraguay) über und wurde am 14. Juli 2015 von Papst Franziskus zum Weihbischof für die Hauptstadtdiözese Santiago ernannt.

Papst Franziskus in Chile

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus wird für Chile auch einen Vertreter der indigenen Mapuche-Volksgruppe in ein Diözesanleitungsamt berufen.

Aufruf zu Neuanfang

Am Montag rief Administrator Concha Cayuquero die Katholiken von Osorno zu einem Neuanfang auf. Alle seien eingeladen, gemeinsam mitzuarbeiten, um „Einheit und Freundschaft“ aufzubauen, zitierten chilenische Medien den Bischof.

Zuvor hatte sich Barros in einer Stellungnahme von seiner Diözese verabschiedet und um „Vergebung für seine Begrenztheit“ gebeten. Juan Carlos Claret, Sprecher der Laien-Organisation von Osorno, die seit Jahren die Ablösung von Barros forderte, erklärte in einer ersten Reaktion, es gäbe keine Sieger und keine Besiegten.

Weitere Rücktrittsannahmen im Juni

Im Skandal um sexuellen Missbrauch in der Kirche in Chile hatte Papst Franziskus am Montag die Rücktritte von drei Bischöfen angenommen. Es handelt sich um den Bischof von Osorno, Juan Barros (61), von dem der Skandal seinen Ausgang nahm, sowie um Erzbischof Cristian Caro Cordero (75) von Puerto Montt und Bischof Gonzalo Duarte Garcia de Cortazar (75), Leiter der Diözese Valparaiso.

Gründe für die Personalentscheidungen nannte der Vatikan in seiner Mitteilung vom Montag nicht. Wie vatikannahe Medien berichteten, werden im Monat Juni noch weitere fünf Neubesetzungen folgen.

Missbrauch und Mapuche-Rebellion

Die Kirche in Chile wird derzeit von einem Missbrauchsskandal erschüttert, der seit Monaten für Schlagzeilen sorgt. Im Brennpunkt steht der inzwischen 87-jährige Priester Fernando Karadima, der 2011 wegen sexueller Vergehen verurteilt wurde. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, darunter auch Barros, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird. Nach einem Krisengespräch mit Franziskus Mitte Mai im Vatikan hatten 29 von 31 teilnehmenden aktiven Bischöfen aus Chile ihren Amtsverzicht angeboten.

Ein weiteres Problemfeld auch innerhalb der Kirche ist der Umgang mit der indigenen Mapuche-Volksgruppe, die jahrhundertelang Enteignungen und Diskriminierungen ausgesetzt war. Ein Teil der Mapuche hat sich seit den 1970er-Jahren radikalisiert und wieder der Stammesreligion zugewandt. Immer wieder kommt es zu Brandanschlägen auf Kirchen.

Unterdrückung der Mapuche seit 16. Jahrhundert

Die Konflikte hatten bereits im 16. Jahrhundert begonnen. 1540 machte sich Pedro de Valdivia, ein Offizier unter Pizarro, auf den Weg von Peru nach Chile, begleitet von etwa 150 spanischen Soldaten und Abenteurern. Dort errichtete er trotz heftiger Widerstände der Mapuche die ersten europäischen Siedlungen.

Im Zuge dieser Landnahme wurden zunächst Santiago und später La Serena und Valparaíso als kleine befestigte Siedlungen gegründet. Die Mapuche wehrten sich schnell: Schon im September 1541 griffen sie Santiago in großer Überzahl an und brannten die Stadt nieder. Die Spanier schlugen grausam zurück, und sieben gefangengenommene Mapuche-Häuptlinge wurden enthauptet.

religion.ORF.at/KAP

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