Ruth Zenkert mit Kindern

ORF/Cinevision/Hans Schranz

Ein Leben für die Kinder

Sie hat selbst keine Kinder und ist dennoch so etwas wie eine Mutter Hunderter Kinder: Ruth Zenkert. Gemeinsam mit dem Jesuitenpater Georg Sporschill hat sie zahlreiche Straßenkinderprojekte in Rumänien aufgebaut. „Feierabend“ zeigt das Portrait einer Frau, die sich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt.

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ORF

Sendungshinweis

FeierAbend, 8. Dezember 2012,
19.52 Uhr, ORF 2

„Unser Prinzip war immer, dass wir von den Kindern lernen und sie nicht mit unseren Ideen überfahren. Für uns ist die Sozialarbeit kein hingebendes Opfer, sondern eine Herausforderung“, beschreibt Ruth Zenkert ihre Arbeit. Die „FeierAbend“-Dokumentation von Maria Magdalena Koller beleuchtet die Arbeit der Religionspädagogin in Rumänien.

Ein Konzept mit Nachhaltigkeit

Manche Kinder aus der ersten Generation, die Ruth Zenkert aus dem Bukarester Untergrund gezogen hat, lehren, unterrichten, erziehen jetzt bereits selbst an den Institutionen der Concordia, dem Hilfswerk des Jesuitenpaters und der Religionspädagogin. Derzeit baut Ruth Zenkert gerade ein Roma-Projekt in Siebenbürgen auf: Concordia Transilvania.

Beinahe 800 Jahre lebten die Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Nach der Wende 1989 sind fast alle ausgewandert. In den Slums, die sich dort gebildet haben, hausen nun die Ärmsten der Armen: Roma-Familien – meist ohne Wasser, ohne Strom, ohne Heizung. Ein Großteil der Kinder sind unterernährt, können im Winter nicht einmal das Haus verlassen, weil sie keine Schuhe besitzen. Und das alles, kaum mehr als eine Flugstunde von Wien entfernt.

„Wir gehen dorthin, wo die Not am größten ist und wo niemand hingeht!“ – so das Credo von Ruth Zenkert und Georg Sporschill. Ruth Zenkert ist nun seit einem Jahr in den Dörfern Nou, Rosia und Hosam tätig. Mehr als 20 Jahre hat sie davor gemeinsam mit dem Jesuitenpater Georg Sporschill die Straßenkinder in Bukarest betreut. Jetzt will sie – gemeinsam mit freiwilligen Helfern und Helferinnen – Hoffnung in den tristen Alltag der Roma bringen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Dass auch ehemalige Bukarester Straßenkinder unter den freiwilligen Helfern sind, macht Ruth Zenkert besonders stolz. Denn genau das ist das Ziel ihrer Sozialarbeit: Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Bedürftigen Menschen zur Selbstständigkeit zu verhelfen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, sie dahingehend zu fördern, dass sie selbst auf eigenen Füßen stehen können und später auch anderen zu mehr Selbstständigkeit verhelfen können.

Sich für die Kinder einzusetzen heißt vor allem auch, sich für die Mütter der Kinder stark zu machen. Roma-Frauen haben einen schweren Stand in der Gesellschaft. Mit dem Projekt „Sat curat“ (Das saubere Dorf) hat Ruth Zenkert ein Projekt ins Leben gerufen, das Frauen ein Einkommen ermöglicht. Mit dem Geld können sie wöchentlich Mehl, Zucker, Waschpulver und vieles mehr einkaufen.

Heilsame Musik

Den Kindern will Ruth Zenkert eine Ausbildung ermöglichen. Die meisten Roma sind äußerst musikalisch. Das Talent zur Musik soll daher zu allererst gefördert werden. In Trommelgruppen lernen die Kinder sich auszudrücken, einen Rhythmus zu finden und aufeinander zu hören. Für das Projekt hat die Religionspädagogin sogar Musiker aus dem Philharmonischen Orchester Sibiu gewonnen. Regelmäßig kommen sie in die Roma-Dörfer um den Kindern Unterricht zu geben: Saxofon, Klarinette, Gitarre, Geige, Schlagzeug. „Die Musik heilt, beflügelt und verbindet die Menschen in unseren Dörfern“, ist Ruth Zenkert überzeugt.

Mit dem Projekt „Concordia Transilvania“ steht Ruth Zenkert aber noch ganz am Anfang. Viel hat die engagierte Christin noch vor: Sozialzentren sollen aufgebaut werden, mit Sanitäranlagen, medizinischer Betreuung, Räumen für Beratung, Wärmestuben, Ausbildungsräumen. Auch wenn der Weg bis dorthin steinig sein wird – Ruth Zenkert weiß, dass sie damit Erfolg haben wird – schließlich konnte sie bereits in Bukarest unzähligen Straßenkindern zu einem besseren Leben verhelfen.