Darstellung der Dreieinigkeit über dem Hochaltar der katholischen Kirche Stockerau

Geri Braunsteiner

„Der offene Himmel“

Live aus der katholischen Pfarrkirche zum Hl. Stephanus im niederösterreichischen Stockerau. Mit der Gemeinde feierten Pfarrer Markus Beranek, die Kapläne Tomasz Iwandowski und Joseph Kun Yao sowie Diakon Tom Kruczyinsky.

Altarbild und Hochaltar der Kirche zeigen einen Blick in den offenen Himmel. Gottesdienst feiern heißt für Pfarrer Markus Beranek, in den offenen Himmel zu schauen. Wer das tut, kann auch den Blick weiten, um andere wahrzunehmen, und erkennt, wie wichtig Solidarität ist.

Den Blick weiten und so teilen können

Der zweite Sonntag der Fastenzeit stand zum Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung am 22. Februar im Zeichen der Solidarität: Statt eines mehrgängigen Sonntagsmenüs essen die Gläubigen nur eine einfache Suppe und spenden das auf diese Weise eingesparte Geld entweder jungen Arbeiterinnen in Südindien, die sonst in Baumwollspinnereien ausgebeutet würden, oder ArbeitsmigrantInnen der philippinischen Insel Mindanao.

Heuer soll unter dem Titel „Teilen macht stark“ besonders für faire Arbeitsbedingungen sensibilisiert werden. Unter diesem Aspekt feierte die Gemeinde an diesem Sonntag auch ihre Messe. Für die Pfarre Stockerau haben derartige Projekte eine wichtige Bedeutung. Sie zeigen, dass christliches Engagement über Kirche und Pfarrzentrum hinausgeht, und ermöglichen konkrete Schritte.

Musik

Tut Gutes allen!

Kyrie eleison

Der Herr ist mein Licht
und mein Heil

Lob sei dir, Herr,
König der ewigen Herrlichkeit

Schenke, Herr, uns neu
dein Erbarmen

Heilig ist Gott in Herrlichkeit

Christe, du Lamm Gottes

Morgenstern der finstern Nacht

Herr, unser Herr,
wie bist du zugegen

Als Jesu Jünger
seid ihr nun gesendet

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Schola der Pfarre Stockerau
Leitung: Beate Kokits

Orgel: Johannes Lenius

Saxophon: Eveline Fichtinger

1. Lesung: Genesis 15, 5-12.17-18
2. Lesung: Philipper 3, 20 - 4, 1

Evangelium: Lukas 9

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija. Sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.

Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: „Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Er wusste aber nicht, was er sagte.

Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ Als die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemandem davon.

Heraus aus meiner kleinen Welt

Predigt

Es ist einige Jahre her, dass ich mit einer Gruppe in der Wüste unterwegs war. Eine Nacht haben wir unter freiem Himmel verbracht. Als ich mich in den Schlafsack legte, sah ich über mir einen gewaltigen Sternenhimmel, die einzelnen Sterne zum Greifen nahe. Bei diesem Blick in den Himmel ist für mich spürbar geworden, wie unendlich groß und fremd Gott ist.

Pfarrer  Markus Beranek, lachend

Pfarre Stockerau

Pfarrer Markus Beranek

Gleichzeitig habe ich mich unter dem Sternenhimmel geborgen und gut aufgehoben gefühlt. So begegne ich auch in den heutigen Bibelstellen diesem großen und fremden Gott. Vor allem in der Lesung, wo Abraham in einer für uns heute sehr eigenartigen Weise Gott ein Opfer darbringt, wo ihn unheimliche Angst befällt und der rauchende Ofen und die Fackel darauf hinweisen, dass Gott dieses Opfer annimmt. Abraham erfährt: auf diesen Gott kann ich setzen. Ich begegne diesem großen und fremden Gott mit den Jüngern im Evangelium, wo sie Jesus von einer bisher unbekannten Seite im strahlenden Licht, im Gespräch mit den großen Vertretern des Volkes Israel erleben. Petrus ist zugleich fasziniert von diesem Anblick – „wir wollen drei Hütten bauen“ ruft er, weil er bleiben will, weil er sich geborgen und gut aufgehoben weiß, weil er Gottes Nähe auf einmal besonders deutlich spürt, weil er geradezu in den offenen Himmel schaut.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Ihnen der Himmel offen steht. Dass auch Sie trotz vieler beschwerlicher Dinge, die viele von Ihnen zu tragen haben, unter dem offenen Himmel aufatmen können. Dazu brauche ich den Gottesdienst. Er hält mir den Himmel offen. Er holt mich heraus aus meiner kleinen Welt und aus den Gedanken, mit denen ich nur um mich kreise. Dazu brauche ich Räume wie unsere Pfarrkirche, wo mich das Altarbild daran erinnert, dass mir auch an ausgefüllten und atemlosen Tagen der Himmel offen steht.

Oder, um es mit Paulus im Abschnitt des Philipperbriefes in der 2. Lesung zu sagen, wo ich in der Zusage bestärkt werde, dass unsere Heimat letztlich im Himmel, in der ganz anderen Wirklichkeit Gottes ist. Dazu helfen mir Menschen, die großzügig auf andere schauen – zum Beispiel, wenn sie das Fastensuppenessen vorbereiten oder durch ihre Spende einen Beitrag dazu leisten, dass Frauen in Südindien oder auf den Philippinen ihr Recht auf Bildung, Gesundheit und ein Leben ohne Gewalt wahrnehmen können.

katholische Pfarrkirche zum Heiligen Stephanus in Stockerau im Winter

Geri Braunsteiner

Turm von St. Stephan

Die Kirche

Die römisch-katholische Pfarre Stockerau gehört zur Erzdiözese Wien. Ihr Kirchturm ist das Wahrzeichen von Stockerau. 1722-27 errichtet ist er Ausdruck des Selbstbewusstseins einer aufstrebenden Marktgemeinde. Heute ist Stockerau mit rund 16.000 Einwohnern die größte Stadt des Weinviertels. Die gute Verkehrsanbindung nach Wien begünstigt den Zuzug, sodass der Ort nach wie vor am Wachsen ist. Die Pfarrkirche wurde 1777-1778 vom Wiener Baumeister Peter Mollner an den Turm angefügt und bietet einen weiten und hellen Feierraum, der auch tagsüber gerne für einige Momente der Stille aufgesucht wird.

Neben Kinder- und Jugendarbeit zeichnet sich die Pfarre durch zahlreiche karitative Projekte aus sowie durch eine ganze Reihe unterschiedlicher Gruppen, darunter auch Chören, die sich in die musikalische Gestaltung der Gottesdienste einbringen. Auch im Advent überträgt der ORF aus dieser Gemeinde: am 15.12. ab 9.30 Uhr.

Näheres über die Gemeinde

www.pfarrestockerau.at

Informationen zum Familienfasttag

www.teilen.at

Weitere Übertragung aus St. Stephanus

„Jetzt oder nie!“, 15.12.2013

Kontakt

Katholische Pfarre Stockerau
Kirchenplatz 3
2000 Stockerau
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion

Thomas Bogensberger

Bildregie

Verena Maria Kalenda