Gemeinde von Wallern im Erntedankgottesdienst

Pfarre Wallern

„Danken und Denken“

Mit dem Erntedankgottesdienst aus der Evangelischen Kirche in Wallern an der Trattnach übertrug der ORF ein Fest zur Erntefreude, aber auch zum Thema Umgang mit den Gaben. Die Gemeinde feierte mit Pfarrer Kaarlo Schörkl und Pfarrer Andreas Hochmeir.

Erntedank ist seit Jahrhunderten eines der größten Feste in dieser Pfarre im Hausruckviertel. Die Gläubigen bringen frische Gaben aus ihren Gärten und Feldern und legen sie vor den Altar, die Abendmahlsfeier zählt zu den größten im Jahr und auch nachher sitzt man noch lange beisammen.

Pfarrer Kaarlo Schörkl und Pfarrer Andreas Hochmeir lächlend im Garten

Pfarre Wallern

Pfarrer K. Schörkl und A. Hochmeir

„Zu diesem Gottesdienst ist unsere Kirche immer gut gefüllt.“, erzählt Andreas Hochmeir und begründet die große Bedeutung des Entedankfestes in seiner Gemeinde vor allem damit, dass diese Region deutlich von der Landwirtschaft geprägt ist. Umso mehr wollen die Gläubigen auch den Strukturwandel, den die Landwirtschaft gerade durchmacht, in ihr Dankesfest einbringen. Mit einem einfachen Gottesdienst rund um die Gaben ist es nicht getan. Denn da gibt es den Handel, den Preisdruck und die Vorgaben aus Brüssel. Auch Wallerner haben sich aufgemacht, um gegen diesen Preisdruck zu demonstrieren.

Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat

Evangelium aus Lukas 12

Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: „Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile."
Er aber sprach zu ihm: "Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt?"
Und er sprach zu ihnen: "Seht zu und hütet euch vor aller Habgier, denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“

Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: „Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle."
Und sprach: "Das will ich tun: Meine Scheunen abbrechen und größere bauen. Und will all mein Korn darin sammeln und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre, hab nun Ruhe, iss, trink und hab guten Mut!“

Aber Gott sprach zu ihm: „Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern, und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt, doch bei Gott nicht reich ist.“

Schätze

Predigttext aus Matthäus 6

Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören, wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sammelt euch Schätze im Himmel! Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

Nicht gottgegeben

Predigt von Pfarrer Hochmeir

Unsere Vorfahren würden staunen, wie sich die Landwirtschaft weiterentwickelt hat. Ein Roboter melkt Kühe. Und große Mähdrescher, so groß wie ein kleines Einfamilienhaus, bringen binnen weniger Tage die gesamte Ernte ein. Trotz allen technischen Fortschritts, allen menschlichen Fleißes ist eines gleich geblieben: die Abhängigkeit vom Wetter, die Ohnmacht, mit der wir der Natur gegenüber stehen. Das hat uns das heurige Jahr deutlich vor Augen geführt. Unser Gabentisch in der Kirche ist trotzdem reich gedeckt. Das ist nicht allein ein Verdienst unserer Hände Arbeit. Es ist ein großes Geschenk - wir haben soeben mit Matthias Claudius gesungen:Es geht durch unsre Hände, kommt aber von Gott.

Musik

Nun danket alle Gott

Praise his holy name

Kyrie eleison

Ich lobe meinen Gott

Wir pflügen und wir streuen

The name of the Lord

Kommt, wir teilen

Evangelischer Kirchenchor Wallern Leitung: Michaela Danner

WEMSchT-Jugendgospelchor
Leitung: Richter Grimbeek

Schlagzeug: Roman Igelsböck

Posaunen: Johannes Fuchshuber, Hans Peter Gaiswinkler,
Bernhard Ortner

Saxophon: Björn Krämer

Gitarre und Bass: Sandra Freimüller

Klavier und Orgel: Michaela Danner

Im Evangelium erzählt Jesus ein Gleichnis. Der Kornbauer beschließt, um die große Ernte unterzubringen, seine Scheunen abzubrechen und größere zu bauen. Er möchte unabhängig sein von einer möglichen Missernte im kommenden Jahr, möchte auf Reserven zurückgreifen können und das Leben genießen. Ich verstehe den Wunsch des Kornbauern. Auch ich wünsche mir, abgesichert zu sein. Auch ich wünsche mir, Geldreserven zu haben und in der Not verbrauchen zu können. Auch ich verspüre die Sehnsucht, aus den Zwängen des Lebens herausgenommen zu sein. Es gibt sehr viele, die noch viel mehr als ich auf den Preis schauen müssen, wenn sie im Supermarkt stehen. Wie sehr sehnen sich Bäuerinnen danach, nicht mehr existenziell vom Milchpreis abhängig zu sein? Und wie sehr wünschen sich Nebenerwerbslandwirte, aus dem Spannungsfeld zwischen Hof, Beruf und Familie herausgenommen zu werden? Jesus sagt, der Kornbauer irrt. Er täuscht sich. Er möchte unabhängig sein und übersieht, dass er einer Versuchung erliegt. Denn er hängt sein Herz an seine Vorräte, an seinen Besitz. Jesus macht deutlich, die zentrale Stelle des menschlichen Lebens ist sein Herz. Wo dein Schatz ist, dort ist dein Herz. Darum pass auf! Häng dein Herz nicht so sehr ans Geld! Denn Geld und Besitz können dich unfrei machen.

Keiner will, dass Bauern und Bäuerinnen durch zunehmenden Preisdruck gezwungen werden, ihre Höfe aufzugeben. Keiner will, dass Menschen zu unmenschlichen Bedingungen in Schlachthöfen arbeiten müssen. Und keiner will, dass Tiere leiden.

Wenn niemand das will, warum passiert es dann dennoch? Unser Herz ist gefährdet. Am Geld zu hängen und dadurch geizig und knausrig zu werden. Die meisten wollen Qualität möglichst billig. Ein Geschäftsführer aus der Lebensmittelbranche sagt in einem Zeitungsinterview: „Es geht nur noch um billig, billiger und noch billiger“. Doch für billige Lebensmittel zahlt immer wer den Preis. Der Druck durch die Preiskämpfe im Lebensmittelhandel wird weitergegeben, trifft die Bäuerinnen und Bauern, trifft deren Kinder, trifft die Menschen, die in den Schlachthöfen arbeiten, und trifft die Menschen im Handel. Mensch und Tier sind involviert. Nur durch entsprechend große Mengen kann man heute überleben. „Wachsen oder weichen“ - diese Devise gilt heute auch in der Landwirtschaft. Auch in unserer Gegend hier in Wallern werden die Betriebe, von denen eine ganze Familie leben kann, weniger. In den einzelnen Ortschaften können sie oft an einer Hand abgezählt werden.

Das ist nicht gottgegeben. Bei jedem Einkauf treffe ich persönlich eine Wahl. Ich entscheide mit, in welche Richtung sich die Landwirtschaft entwickelt. So haben Menschen durch ihren Einkauf mitbestimmt, dass heute in den Supermärkten verstärkt Fairtrade-Produkte gelistet werden, regionale Lebensmittel und Produkte aus biologischer Landwirtschaft angeboten werden. Es sind Menschen, die das bewirkt haben, es ist nicht vom Himmel gefallen.

Liebe Gemeinde, Erntedank will unser Herz verändern, unseren Blick und unser Handeln. Es ist ein erster Schritt, zu erkennen, dass wir vieles empfangen haben. Dass nicht alles allein unser Verdienst ist. Dass Gott der Geber aller Gaben ist. Wenn man dies erkennt, kann man einstimmen in das Lob Gottes. "Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!“ Schließlich ist es ein Geschenk, frei zu werden, von dem zu geben, was wir selber empfangen haben. Gegen die Versuchung, nur für sich selbst zu sammeln und zu horten, bringen Menschen ihre Früchte aus den Gärten und von den Feldern in die Kirche.

Ich persönlich bin dankbar, in einer spendenfreudigen Gemeinde Pfarrer sein zu dürfen. Es gibt viele Menschen, die Gott von dem geben, was sie selber empfangen haben. Erntegaben wie Sachspenden: Ich danke den Bauern und Bäuerinnen, die Hackschnitzel spenden, dass unser Gemeindezentrum geheizt werden kann. Ich danke Menschen, die das Wertvollste geben, was sie haben - ihre freie Zeit. Zeit für Kinder und für Jugendliche, Zeit, um Kranke zu besuchen, Zeit aber auch, um ganz praktisch mitanzupacken, beim großen Weihnachtsbasar oder wenn es eine kleine Baustelle gibt. Wenn Menschen ihr Herz nicht so sehr ans Geld, sondern an den Geber aller Gaben hängen, wenn Menschen ihre Zeit und ihr Geld Gott zur Verfügung stellen, dann kann viel Neues entstehen. Das selbe haben wir in den letzten Jahren hier in Wallern sehr dankbar erleben dürfen. Und das selbe wünsche ich Ihnen, die Sie in dieser Stunde mit uns verbunden sind, in Ihren Gemeinden. Dann können wir gemeinsam getrost und zuversichtlich in die Zukunft unserer Pfarrgemeinden blicken. Zuerst empfangen wir, das macht uns Erntedank von Jahr zu Jahr bewusst. Danken wir Gott, dem Geber aller Gaben! Er füllt uns reichlich die Hände. Gottes Geist öffne unsere Herzen und unsere Hände, damit wir von dem geben, was wir empfangen haben. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Die Pfarre

Schon seit rund 500 Jahren leben in Wallern evangelische Christinnen und Christen. Im Jahr 1620 wollte Ferdinand II. dem ein Ende setzen und stellte die Gläubigen vor eine schwere Entscheidung: katholisch zu werden oder auszuwandern.

Gemeinde von Wallern beim Abendmahl

Pfarre Wallern

Gemeinde bei der Abendmahlsfeier

Einige entschlossen sich dazu, ihre Heimat nicht zu verlassen und offiziell katholisch zu werden, doch im Geheimen gaben sie ihren Glauben nicht auf.
160 Jahre lang lebten Wallerner ihr evangelisches Christentum im Geheimen. Ohne Pfarrer und kirchliche Strukturen.

Nach dem Toleranzpatent von Kaiser Josef II. 1781 war es Wallerner Bäuerinnen und Bauern ein Anliegen, eine offizielle evangelische Gemeinde zu gründen, und sie errichteten ein Bethaus, eine Schule sowie ein Pfarrhaus. In den Jahren 1851-1853 wurde dann die ausladende Dreieinigkeitskirche für bis zu 600 Menschen gebaut. Nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehören rund 1850 Menschen der Evangelischen Pfarrgemeinde Wallern an.

Aktuelles in der Pfarre

www.evang-wallern.at

Evangelische Pfarrkirche Wallern und Aufbahrungshalle

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Dreieinigkeitskirche

Kontakt

Evangelische Pfarrgemeinde Wallern
Evangelischer Kirchenplatz 1
4702 Wallern an der Trattnach
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion

Thomas Bogensberger

Bildregie

Verena Maria Kalenda