Junges Mädchen mit Kopftuch

ORF/Nima Film

„Ich bin 50 Schafe wert“

In Afghanistan werden Mädchen oft schon im Kindesalter an wesentlich ältere Männer verkauft. Ihre Schicksale beleuchtet „kreuz und quer“ in der Dokumentation „Ich bin 50 Schafe wert“. Danach geht es in „Scheidung nach Art der Scharia“ um Scharia-Gerichte in Großbritannien.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 25. März 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 26. März 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 27. März 2014
um 11.55 Uhr, ORF 2
(nur „Ich bin 50 Schafe wert“)

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – zeigt am 25. März die Dokumentation „Ich bin 50 Schafe wert“ der im Iran geborenen und nun in Schweden lebenden Filmemacherin Nima Sarvestani über das Schicksal junger Mädchen in Afghanistan, die für ihre Eltern oft nicht mehr als ein Nutztier sind und als eine Handelsware gesehen werden, die zum bestmöglichen Preis verkauft wird.

Um 23.25 Uhr zeigt der Film „Scheidung nach Art der Scharia“ von Masood Khan den Scheidungsalltag an britischen Scharia-Gerichten, beleuchtet eine junge Generation pakistanisch-stämmiger Muslime in Großbritannien zwischen Familientradition, Religion und persönlichem Willen und wirft die Frage auf, ob und wie weit die Scharia in einem Land wie Großbritannien im allgemeinen Rechtssystem integriert werden sollte.

„Ich bin 50 Schafe wert“

„Ich war erst zehn, als mich mein Vater an einen 60-jährigen Mann verkauft hat“, berichtet eine anonyme junge Afghanin. Ein typisches Frauenschicksal in einer archaischen, männerdominierten Gesellschaft? Nima Sarvestani zeigt in ihrem verstörenden Film das Schicksal junger Mädchen in Afghanistan. In vor allem von den radikal-islamistischen Taliban kontrollierten Landstrichen Afghanistans wird der Wert einer Frau sehr gering bemessen. Sie zählt meist nicht mehr als ein Nutztier und ist eine Handelsware, die zum bestmöglichen Preis verkauft wird.

Oft werden Mädchen schon im Kindesalter an einen wesentlich älteren Mann verkauft. Wenn sie Glück haben, dürfen sie bis zum Ende der Pubertät noch bei ihren Eltern bleiben, wenn sie Pech haben – und das ist meist der Fall – müssen sie schon als Kinder die Pflichten einer Ehefrau übernehmen.

Auch Sabreh hat dieses Schicksal erlitten. Mit zehn Jahren wurde sie an einen 55-jährigen Mann verkauft, von dem man wusste, dass er bereits zwei frühere Ehefrauen ermordet hatte. Mit zwölf Jahren war Sabreh das erste Mal schwanger, durch die fortgesetzten Misshandlungen durch ihren Ehemann verlor sie das Kind. Insgesamt vier Fehlgeburten musste sie erleiden. Schließlich schaffte sie die Flucht aus dem Haus ihres Ehemannes und fand Schutz in einem Frauenhaus. Von dort kehrte sie wieder in ihre Familie zurück. Dennoch ist sie stets in Gefahr, von ihrem Ehemann gewaltsam entführt und getötet zu werden. Und in ihrer Familie muss sie erleben, wie ihrer kleinen Schwester Farseneh das gleiche Schicksal droht wie einst ihr.

Ein Film von Nima Sarvestani

„Scheidung nach Art der Scharia“

An britischen Scharia-Gerichten häufen sich die Scheidungen. Was nach einem gesellschaftlichen Trend aussieht, ist vor allem Ausdruck einer jungen muslimischen Generation im Wandel, die zwischen familiärer Tradition und Religion ihren eigenen Weg gehen möchte. „Schon am Anfang habe ich meinem Vater gesagt, dass er mein Leben zerstört. Trotzdem habe ich der Nikah, der muslimischen Ehe, zugestimmt. Mein Vater hat mir gesagt, dass es kein Zurück mehr gibt. Meine Zukunft ist vermasselt“, sagt Imran Iqbal aus London.

„Scheidung nach Art der Scharia“ begleitet junge pakistanische Muslime wie Imran und erzählt die Geschichten ihrer unglücklichen arrangierten Ehen. Die Lösungsversuche sind vielfältig – und konfliktreich. Sie reichen von Polygamie bis zur Scheidung der Ehepartner.

Im Zwiespalt zwischen familiären Interessen und dem eigenen persönlichem Willen werden in Großbritannien die Scharia-Gerichte von Muslimen aber auch um Hilfe und Rat gebeten. Laut einer britischen Studie sprechen sich 40 Prozent der Muslime im Land mittlerweile sogar dafür aus, in mehrheitlich muslimischen Gebieten des Königreichs die islamische Rechtssprechung in das britische Rechtssystem aufzunehmen. „Ja, wir wollen das System der Scharia der britischen Gesellschaft anbieten“, meint auch Scheich Suhaib Hasan, Generalsekretär des Islamic Sharia Council in London.

Ein Film von Masood Khan