Schwester Maria Magdalena in Ordensgewand

ORF/Peter Beringer

Zwei Päpste und die „Ehre der Altäre“

kreuz und quer zeigt im Vorfeld der Doppelpapstheiligsprechung zwei Dokumentationen über „Rekordpapst“ Johannes Paul II. und „Konzilspapst“ Johannes XXIII., die diese beiden Päpste in ihrer Unterschiedlichkeit porträtieren.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 22. April 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 23. April 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Der „Rekord-Papst“ Johannes Paul II. wird nach Rekordzeit - nur neun Jahre nach seinem Tod - gemeinsam mit dem Konzilspapst Johannes XXIII. am Sonntag nach Ostern heiliggesprochen. „kreuz und quer“ - präsentiert von Doris Appel - zeigt am Dienstag, dem 22. April 2014, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Die Verehrer“, für die Peter Beringer Gläubige in Österreich besucht hat, für die Johannes Paul II. ohne jeden Zweifel ein Heiliger ist, die ihn ohne Wenn und Aber verehren und die in dem Papst aus Polen einen Fürsprecher gefunden haben. Die Doku beleuchtet aber auch kritisch das Wirken des ehemaligen Pontifex maximus, die kirchliche Praxis der Selig- und Heiligsprechung im Allgemeinen sowie die Geschwindigkeit der Verfahren bei Johannes Paul II. im Besonderen.

Um 23.10 Uhr folgt „Papst Johannes XXIII. und der Aufbruch“ von Guido Knopp und Harald Schott: Von der Wahl des 77-jährigen „Übergangspapstes“ waren 1958 viele enttäuscht. Und doch überraschte Angelo Roncalli nach kurzer Zeit mit der Ankündigung, das Zweite Vatikanische Konzil einzuberufen. Bis heute ist der volksnahe, lebensfrohe, großväterliche Papst Johannes XXIII. bei den Gläubigen beliebt.

„Die Verehrer“

Johannes Paul II. war ein Rekord-Papst: mit der Zahl seiner Reisen, den Jahren seiner Amtszeit und den vielen Heiligsprechungen. Nun wird er selbst zur Ehre der Altäre erhoben und am Sonntag nach Ostern nach einer Rekordzeit von nur neun Jahren heiliggesprochen. Bereits seine Seligsprechung folgte 2011 dem kürzesten Verfahren der Neuzeit.

Der erste Slawe auf dem Stuhl Petri gilt wohl als einer der beliebtesten Päpste der Kirchengeschichte: Millionen junger Menschen besuchten die von ihm ins Leben gerufenen Weltjugendtage, Zigtausenden ist er auf seinen Reisen und bei seinen Audienzen persönlich begegnet. Karol Wojtyla, so sein bürgerlicher Name, war in jungen Jahren Arbeiter und Schauspieler, dann einfacher Priester. Die Überwindung totalitärer Diktatur und der Teilung Europas war sein Herzensanliegen - so wie der Traum von einer gerechten menschlichen Ordnung. Kirchlich „nach innen“ agierte er konservativ, nach außen öffnete er die Kirche zum ökumenischen und interreligiösen Dialog.

Schon im April 2005 - also direkt nachdem Karol Wojtyla gestorben war - hat die trauernde Menge von Gläubigen am Petersplatz die sofortige Heiligsprechung Johannes Pauls II. gefordert. Der polnische Papst hat seine Gläubigen geliebt - und sie ihn. Mit dem Charisma eines Popstars hat er die Menschenmassen auf seiner Seite gehabt. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., hatten den „Santo subito“-Ruf der gläubigen Menge rasch erhört und nur knapp drei Monate nach dem Tod Johannes Pauls II. den Prozess der Seligsprechung eingeleitet. Ungewöhnlich schnell. Normalerweise kann ein solcher Prozess erst fünf Jahre nach dem Tod beginnen. Für viele Gläubigen war Johannes Paul II. bereits zu Lebzeiten ein Heiliger. Viele Menschen hat er mit seinem Charisma zurück in den Schoß der römisch-katholischen Kirche geholt - viele sogar zum Eintritt ins klösterliche Leben ermutigt.

Ein Film von Peter Beringer

„Papst Johannes XXIII. und der Aufbruch“

Als sein Vorgänger, Papst Pius XII., 1958 stirbt, wird Angelo Roncalli, der Patriarch von Venedig, zur Wahl des neuen Papstes in den Vatikan berufen. Er geht als einziger Kardinal ohne jegliche Ambitionen in das Konklave und lässt sich in das Intrigenspiel der anderen nicht verwickeln. Bereits vor dem ersten Wahlgang sieht Roncalli sich mit einer ihm fremden Machtpolitik konfrontiert: Die konservative italienische Fraktion, geführt von Staatssekretär Monsignore Tardini und Kardinal Ottaviani, steht der fortschrittlichen französischen Fraktion gegenüber.

Nach mehreren Wahlgängen zeichnet sich keine Einigung ab. Schließlich bietet sich eine Kompromisslösung an, die auch Tardini und Ottaviani zufriedenstellt: Der neue Papst ist Italiener, hoch betagt und wird vor allem als zu schwach eingeschätzt, um sich ihrem Willen zu widersetzen. So wird Angelo Roncalli dem jubelnden Volk von Rom als Papst Johannes XXIII. präsentiert.

Johannes XXIII. ist ein Mann des Volkes und erfreut sich bald größter Popularität. Aufgrund seines Alters gilt er jedoch als Übergangspapst, der mit den Machtspielen im Vatikan nicht vertraut ist. So wiegen sich die Kardinäle Ottaviani und Tardini in der Gewissheit, ihre eigene Politik durchsetzen zu können. Sie haben ihn jedoch unterschätzt. Mit unglaublicher Energie macht er sich an die Durchsetzung seiner Pläne. Als er erkennt, dass die Presse fest in der Hand der Kurie ist, benutzt er als erster Papst das Medium Fernsehen, um seine Botschaft unmittelbar und unzensiert an die Welt zu richten. Bilder, die den Papst im Schwerverbrechertrakt des römischen Gefängnisses im Zwiegespräch mit einem Mörder zeigen, gehen um die Welt. Johannes XXIII. wird durch sein einnehmendes und humorvolles Wesen so etwas wie ein internationaler Medienstar. Noch nie saß ein Mann auf dem Stuhl Petri, der sich der Sympathie und Liebe der Mensch in aller Welt so sicher sein konnte.

Gestärkt durch seine Popularität macht er sich daran, die mittelalterlichen Strukturen der Kirche aufzubrechen. Dazu beruft er das Zweite Vatikanische Konzil ein. Mehr als 3.000 Kardinäle, Bischöfe und Priester aus aller Welt sollen in St. Peter über die Zukunft der Kirche beraten. Eine schier übermenschliche Aufgabe. Ottaviani und Tardini wollen eine Modernisierung der Kirche um jeden Preis verhindern und behindern die Vorbereitung des Konzils. Auch die Versuche des Papstes, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen Amerika und der Sowjetunion zu vermitteln, sind der Kurie, die eine eindeutige Verdammung des Kommunismus wünscht, ein Dorn im Auge. Johannes XXIII. verteidigt seine Position des Dialogs. Sein spektakulärer Erfolg gibt ihm Recht: Als während der Kubakrise im Oktober 1962 die Welt am Rande des Dritten Weltkriegs steht, appelliert Johannes XXIII. mit eindrucksvollen Worten an den Friedenswillen der Politiker in Ost und West. Und tatsächlich lenken die UdSSR und die USA ein. Die Gefahr eines Atomkrieges ist gebannt.

Kardinal Tardini erkennt nun die Bedeutung dieses Papstes, doch Ottaviani zweifelt an dem Erfolg eines Konzils. Außerdem ist die Gesundheit des Papstes angeschlagen: Johannes XXIII. fühlt sich häufig schwach und leidet unter starken Schmerzen. Bald wird Magenkrebs diagnostiziert. Dennoch laufen die Vorbereitungen des Konzils auf Hochtouren. Noch vor der feierlichen Eröffnung des Konzils stirbt Tardini. Johannes XXIII. hat seinen einzigen Verbündeten in der Kurie verloren. Dennoch gibt er nicht auf, und obgleich er bei den konservativen Kräften auf Ablehnung stößt, gewinnt er das auf dem Petersplatz versammelte Volk mit einer zu Herzen gehenden Rede für seine Ideen. Noch während des Konzils neigt sich das Leben von Johannes XXIII. dem Ende zu. Als Krönung seines Lebenswerks erlässt der 82-Jährige die Enzyklika „Pacem in terris“. Ottaviani, der die Veröffentlichung der Enzyklika bis zum Schluss verhindern wollte, söhnt sich am Sterbebett mit dem Heiligen Vater aus: Trotz ihrer konträren Haltungen sind sie im gemeinsamen Glauben vereint. Sterbend erteilt der Papst Ottaviani den Segen.

Ein Film Guido Knopp und Harald Schott