Joanna Lumley, vor dem Berg Ararat, Türkei

ORF/BBC/Jane Glasson

Auf den Spuren der Arche Noah

kreuz und quer macht sich auf die Suche nach Spuren der legendären Arche Noah und der Sintflut, die nicht nur in der Tradition der abrahamitischen Religionen eine Rolle spielt. Danach: „Streitfrage Astrologie“.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 13. Mai 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 14. Mai 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 15. Mai 2014
um 11.55 Uhr, ORF 2
(nur „Auf den Spuren der Arche Noah“)

Die Sintflut und die Arche, in der Noah gemäß jüdisch-christlicher Überlieferung mit seiner Familie und Tieren aller Art vor der globalen Katastrophe bewahrt wurde, beflügeln seit Jahrtausenden die Fantasie – bis heute. Zurzeit etwa läuft in den Kinos Darren Aronofskys Filmdrama „Noah“, das die biblische Erzählung aus dem Buch Genesis in spektakulären Bildern nachzeichnen will.

In der BBC-Dokumentation „Auf den Spuren der Arche Noah“, die im Rahmen von „kreuz und quer“ – präsentiert von Christoph Riedl – am 13. Mai 2014 zu sehen ist, folgt das britische Ex-Bond-Girl Joanna Lumley der biblischen Erzählung in mehrere Regionen – von der Türkei über das Zweistromland bis nach Indien. Im Gespräch mit Wissenschaftlern und Menschen unterschiedlicher Glaubenstraditionen sucht Lumley nach sichtbaren Spuren dieser Erzählung.

Um 23.20 Uhr folgt die Dokumentation „Streitfrage Astrologie“: Wir leben in einer aufgeklärten Welt. So scheint es zumindest. Doch lüftet man den Deckmantel der Zahlen, der Grafiken, der Gesetze und der knallharten Wirtschaftsdaten, so tobt darunter die Irrationalität. Konzernchefs lassen sich von Wirtschaftsastrologen beraten, neue Mitarbeiter werden nach Sternzeichen ausgewählt und bei wichtigen Entscheidungen wird das Pendel ausgepackt.

Und je mehr die kontrollierte Welt durch Krisen ins Wanken gerät, desto dankbarer wird auf Privatmythologien, Astrologie und Weissagungen zurückgegriffen. Der Film von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher ist dieser jahrhundertelangen Faszination auf der Spur und stellt die Frage, in welchem Verhältnis heute das Dreieck Aufklärung, Religion und Aberglaube steht.

„Auf den Spuren der Arche Noah“

In vielen Religionen wird die Geschichte einer großen Flut überliefert – nicht nur im Judentum, im Christentum und im Islam. Ob in dieser Erzähltradition Erinnerungen an historische Ereignisse bewahrt wurden, ist höchst umstritten. Dennoch machen sich bis heute Abenteurer ebenso wie Forscher auf die Suche nach den Überresten der Arche.

Wrack der Arche auf dem Berg Ararat?: „Am siebzehnten Tag des siebenten Monats setzte die Arche im Gebirge Ararat auf“, heißt es im biblischen Buch Genesis, Kapitel 8, Vers 4. Joanna Lumley folgt diesem Hinweis – und reist in den Osten der heutigen Türkei. Dort, auf dem Ararat, dem Pilgerziel von Gläubigen und Abenteurern, stößt sie auf eine auffällige, 133 Meter lange Steinformation, die bei gutwilliger Betrachtung den Umriss eines Schiffes erkennen lässt. Strandete hier die Arche Noah? Der renommierte Geologe Murat Avci erklärt, was es mit dieser „Ararat-Anomalie“ auf sich hat.

Indische Sintflut-Traditionen im Hinduismus: Nicht nur im Judentum und im Christentum findet man die Geschichte Noahs. Auch der Koran kennt den Propheten Noah. In dem Heiligen Buch des Islams findet die Reise Noahs aber am Berg Judi, 560 Kilometer weiter südlich, ihr Ende. Zwar gibt es ein paar Abweichungen zur biblischen Version, doch handelt es sich offensichtlich um dieselbe Erzähltradition.

Der Zusammenhang, der bei den drei abrahamitischen Religionen geschichtlich gut erklärt werden kann, ist bei hinduistischen Traditionen aber doch erstaunlich: Denn auch dort gibt es Überlieferungen über eine Sintflut. Könnte sie in Verbindung mit den Geschichten in der Bibel und im Koran stehen? Diese Frage führt Joanna Lumley weiter nach Indien.

Tafel 11 des Gilgamesch-Epos: Die ältesten Überlieferungen einer Sintflut findet man jedoch in sumerisch-akkadischen Texten, also mesopotamischen Traditionen, deren Entstehung bis 2500 vor Christus oder noch weiter zurückgehen könnte und die ihren wohl berühmtesten Niederschlag im Gilgamesch-Epos gefunden haben. Lumley pilgert ins British Museum, wo die „Tafel 11“ dieses Keilschrifttextes mit der Fluterzählung aufbewahrt wird.

Indien, Mesopotamien, Oman: „Wie soll man sich eine solche Sintflut vorstellen, falls sie einen historischen Hintergrund hat? Mesopotamien, die Region rund um die Flüsse Euphrat und Tigris, der Ort, an dem viele die historische Stätte der Sintflut sehen, soll Aufschluss geben. Die Region zählt neben dem Indus-Tal zu einem der wichtigsten kulturellen Entwicklungszentren des Alten Orients.

Vor 5.000 Jahren herrschte reger Handel zwischen diesen beiden Regionen – zumeist über Seehandelswege. War die Geschichte über die große Sintflut ein blinder Passagier auf diesen Schiffen? Wie sahen Schiffe zu jener Zeit überhaupt aus? Wie realistisch sind heutige Abbildungen der Arche? Und was bleibt, unbeachtet der Frage nach der möglichen Faktizität einer frühen Flutkatastrophe, als ethische Botschaft der bis heute faszinierenden Sintflutgeschichte? Im Oman, in der Stadt Maskat, findet Joanna Lumley Antworten auf diese Fragen.

Ein Film von Matt Bennett
Deutsche Bearbeitung: Ursula Unterberger

Seltsam anmutendes Gerät

ORF/Neue Sentimental Film

„Streitfrage Astrologie“

Was bringt die Zukunft? Wie steht es um Liebe, Beruf und Gesundheit? Seit den 1970er Jahren steigt jener Anteil der Bevölkerung, der regelmäßig Horoskope liest und auch an solche glaubt. Schätzungsweise 15 Millionen Euro werden in Österreich jährlich für astrologische Beratung ausgegeben, jeder zweite Österreicher glaubt, die Sterne würden etwas über sein Leben aussagen.

Die Wirtschaftskrise verstärkte den Eindruck, dass wissenschaftliche Kontroll- und Steuerungsinstrumente nicht in der Lage wären, echte Sicherheit zu erzeugen. Also lieber doch zum Wahrsager gehen? Keine abwegige Frage, wenn man bedenkt, dass die heute als so rational eingestuften Bereiche Wissenschaft und Wirtschaft einst ihren Ursprung in der Alchemie hatten. Und umgekehrt wurde bis ins 17. Jahrhundert an vielen europäischen Universitäten Astrologie gelehrt. Liegen also Rationalität und ihr aktuelles Gegenteil historisch gar nicht so weit auseinander?

Wissenschaftliche Beweise fehlen: Alle bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen kommen zum Schluss, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen Sternbildern und menschlichen Charaktereigenschaften oder Schicksalswendungen gibt. Vielleicht muss man aber auch nicht alles wissenschaftlich beweisen können, was funktioniert, argumentiert Marie Luise Mathis, eine der führenden österreichischen Astrologinnen. Sterne hätten auch keinen direkten „beweisbaren“ Einfluss auf uns, Astrologen würden „Zeitqualitäten“ analysieren und durch bestimmte irdische Analogien zu Himmelvorgängen den Menschen helfen, ihre eigenen Potenziale besser erkennen und auszuschöpfen zu können.

„Wenn Astrologie nicht mehr als eine psychologische Beratung ist, warum geht man dann nicht gleich zum Psychologen?“, fragt der Statistiker Ivo Ponocny. Als Psychologe kennt er die Tricks der Astrologen und weiß um die Bereitschaft der Sternzeichenfans, sich eine Prognose nur allzu gern voll und ganz anzueignen. Übergroß scheint heute das Bedürfnis der Menschen, etwas über sich selbst zu erfahren.

Astrologie und Religion: Beweise hin oder her, fest steht, dass Astrologie offenbar etwas zu geben imstande ist, was weder Wissenschaft noch Religion vermitteln können. Wobei Astrologiegläubige im Sinne eines kosmologischen Ansatzes Religionen meist nicht ausschließen. Umgekehrt ist es nicht ganz so einfach, wie die historisch zwiespältige Beziehung des Christentums zur Astrologie zeigt, die heute in eine totale Ablehnung mündet.

Ursprünglich wurden viele Praktiken aus dem Heidentum und dem Okkultismus übernommen, auch in der Bibel finden sich Hinweise, dass das Sterndeuten eine gewisse Relevanz selbst bei hohen kirchlichen Würdenträgern hatte. Für den Bischof der Evangelischen Kirche AB, Michael Bünker, steht jedoch eines ganz klar fest: Der Sternenhimmel ist Teil von Gottes Schöpfung und als solcher ein großes Wunder. Den Sternbildern darüber hinaus eine Bedeutung beizumessen, wird von der Kirche definitiv abgelehnt.

Astronomie und Astrologie: Auch der Astronom Günther Wuchterl ist berufsbedingt fasziniert vom Kosmos und seiner Vielfalt. Sein Ansatz liegt jedoch in der wissenschaftlichen Aufklärung: Auch für ihn ist Astrologie eine Pseudowissenschaft, die zu Recht vor 400 Jahren aus den Universitäten verbannt wurde.

Ein Film von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher