Abgemagerter Mann im Krankenbett

ORF/Films Transit/Zoriah

Der Kampf gegen die Seuche

kreuz und quer widmet sich in zwei Dokumentationen dem globalen Kampf gegen HIV/Aids. „Geld oder Leben“ beschäftigt sich mit der Herausforderung, Medikamente für alle Menschen erschwinglich zu machen, „Der entlaufene Löwe“ anschließend mit der dramatischen Situation in Südafrika.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 27. Mai 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 28. Mai 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Wenige Tage vor dem Life Ball in Wien, der größten Benefiz-Veranstaltung in Europa zugunsten HIV-infizierter und an Aids erkrankter Menschen (ORF eins überträgt am 31. Mai live ab 20.15 Uhr) widmet sich „kreuz und quer“ – präsentiert von Christoph Riedl-Daser – am 27. Mai 2014 in der Dokumentation „Geld oder Leben“ dem Kampf um erschwingliche Aids-Therapien für alle HIV-Infizierten. Gestaltet hat die Doku der preisgekrönte indische Filmemacher Dylan Mohan Gray.

Um 23.25 Uhr lenkt Peter Waldenberger in „Der entlaufene Löwe – Vom Kampf gegen Aids“ den Blick speziell auf Südafrika: 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid kämpft das Land immer noch mit einer Vielzahl von Problemen. Die Trennung von Weiß und Schwarz ist auf politisch-rechtlicher Ebene Vergangenheit, im täglichen Leben ist sie jedoch nach wie vor unübersehbar. Dazu kommt eine hohe Arbeitslosenrate, Korruption in Politik und Verwaltung und Millionen Migrantinnen und Migranten aus dem südlichen Afrika, die teils unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Das ohne Zweifel massivste Problem des Landes am Kap Afrikas jedoch ist die Pandemie HIV/Aids. Die Aids-Rate ist in nur eineinhalb Jahrzehnten auf fast 20 Prozent gestiegen und heute eine der höchsten weltweit.

„Geld oder Leben – Der Kampf um erschwingliche Aids-Medikamente“

Aids wurde am 1. Dezember 1981 als eigenständige Krankheit anerkannt, hervorgerufen durch eine Infektion mit dem HI-Virus. Lange Zeit galt Aids als kaum behandelbar und führte meist innerhalb weniger Jahre zum Tod. Erst durch die Entwicklung moderner Medikamente konnte Lebensspanne und Lebensqualität der HIV-Infizierten enorm gesteigert werden. Doch Zugang zu den hochwirksamen Präparaten hatten nur Patienten in den Industrienationen. Für sogenannte Entwicklungsländer und für Schwellenländer war die Aids-Therapie unerschwinglich. So enorm teuer waren die Medikamente vor allem deshalb, weil die internationalen Pharmakonzerte, geschützt durch ihre gesetzlich verankerten Patentrechte, gewissermaßen ein Monopol auf Herstellung und Vertrieb der Arzneien hatten und so die Preise auf dem freien Markt diktierten.

Der große Durchbruch gelang im Jahr 1996. Dank hochmoderner antiretroviraler Kombinationspräparate verlor Aids einen Teil seines tödlichen Schreckens – zumindest in der westlichen Welt. Nicht so in den Entwicklungsländern, dort blieb die Aids-Therapie, die pro Kopf und Jahr rund 15.000 US-Dollar kostete, für die meisten Menschen unerschwinglich. Millionen Menschen starben unter schlimmen Qualen. „Wir sterben nur, weil wir arm sind“, sagte der selbst HIV-positive Südafrikaner Zackie Achmat und begann in öffentlichen Aktionen auf diesen Skandal aufmerksam zu machen. Er weigerte sich auch, Aids-Medikamente zu nehmen, solange diese nicht für alle zugänglich waren. 2001 begann ein indisches Unternehmen, Generika der im Westen patentierten Aids-Medikamente herzustellen. Obwohl nun die HIV-Therapie nur noch 350 US-Dollar pro Patient und Jahr kostete, konnten viele Entwicklungsländer die Medikamente nicht importieren. Denn die westliche Pharmaindustrie versuchte, die Verbreitung der Medikamente zu verhindern.

Ein Durchbruch gelang 2003 mit dem Aids-Programm von US-Präsident George W. Bush. Er stellte 15 Milliarden Dollar für den weltweiten Kampf gegen die Krankheit zur Verfügung. Die Zahl der Behandelten in den Entwicklungsländern vervielfachte sich enorm. Doch anstatt kostengünstige Generika zu kaufen, wurde das Geld in teure Original-Medikamente gesteckt. Dadurch konnten bedeutend weniger Menschenleben gerettet werden. Außerdem mobilisierte die Pharmaindustrie, die ihr weltweites Monopol bedroht sah, die westlichen Regierungen. In einem Abkommen sollten die Entwicklungsländer für Patente im westlichen Stil verpflichtet werden. „Dieses Abkommen respektiert die Interessen der entwickelten Industrieländer und der Pharmakonzerne, nicht aber die Bedürfnisse der Entwicklungsländer“, sagt der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz im Film. Die traurige Folge: Indien und andere Entwicklungsländer verloren das Recht, günstige Generika von neueren Medikamenten herzustellen.

Ein Film von Dylan Mohan Gray
Deutsche Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner

Frau zerkleinert Pflanzen

ORF/NO NAME FILM/Monika Kalcsics/Peter Waldenberger

Frau auf dem Markt für traditionelle Medizin in Durham, Südafrika

„Der entlaufene Löwe – Vom Kampf gegen Aids“

Es ist eine Mischung aus verschiedenen Faktoren, die die nahezu ungebremste Verbreitung der Seuche ermöglichten. Aber nicht alles lässt sich, wie führende südafrikanische Politiker es gerne taten und tun, auf Armut und Unterentwicklung abschieben. Eingeschliffene, tradierte gesellschaftliche Verhaltensmuster, die schwierige Phase des gesellschaftlichen Umbruchs in der Postapartheid-Zeit; ökonomische, politische und nicht zuletzt auch religiöse Hintergründe machten das Aids-Problem so dramatisch.

„kreuz und quer“ geht den Fragen nach: Wie konnte es zu dieser dramatischen Situation kommen? Wie geht das Land – seine Menschen, seine Institutionen – damit um? Wie stellt sich der Kampf gegen Aids gegenwärtig dar? Eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung der Seuche, bei der Betreuung von HIV-Infizierten und Aids-Kranken und schließlich in der Aids-Prävention spielen ohne Zweifel christliche Hilfsorganisationen.

Die katholische Kirche ist eine der größten globalen Gesundheitsversorger in ganz Afrika. Auch in Südafrika. Institutionen der katholischen Kirche versorgen rund ein Viertel der von HIV/Aids betroffenen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent – von Präventiv-Maßnahmen, Behandlungen, Seelsorge und Aufklärungsarbeit bis hin zur Ausgabe der antiretroviralen AVR-Medikamente, die ein nahezu normales Leben mit der Krankheit möglich machen. Im Zentrum dieser Dokumentation stehen die 46-jährige Prim Rose Gubangxa und ihre beiden Töchter aus dem Township Khayelitsha in Kapstadt. Ihr Ehemann und Vater ist 2005 an Aids verstorben. Seither machen sie eine für die Community wertvolle Aids-Aufklärungs-Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Mandela Park.

Ein Film von Peter Waldenberger