Ehepaar in Garten vor Haus

ORF/Tausend Rosen Film

Die liebe Familie

Angesichts der derzeit im Vatikan tagenden Synode befasst sich auch „kreuz und quer“ in der Dokumentation „Die liebe Familie“ mit unterschiedlichen Familienbildern innerhalb der katholischen Kirche. Danach: „Liebe oder Tod“ über den schwulen anglikanischen Bischof Gene Robinson.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 7. September 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 8. Oktober 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 9. Oktober 2014
11.55 Uhr, ORF 2 (nur „Die liebe Familie“)

„kreuz und quer“ – präsentiert von Günter Kaindlstorfer – zeigt am 7. Oktober angesichts der derzeit im Vatikan stattfindenden Weltbischofssynode zu Ehe- und Familienfragen die in HD produzierte Dokumentation „Die liebe Familie“ von Elisabeth Krimbacher und Thomas Grusch. Die beiden Filmemacher haben sich im steirischen Pfarrverband Weiz-Gutenberg-St. Kathrein umgehört, verschiedene Familien porträtiert, die sich im Pfarrverband engagieren, und die vielfältigen Meinungen zur gängigen kirchlichen Sexualmoral und den Herausforderungen von Ehe- und Familienpastoral eingeholt.

Um 23.15 Uhr folgt die HD-Dokumentation „Liebe oder Tod“ von Macky Alston (Originaltitel: „Love Free or Die“): Sie handelt von einem Mann, dessen zwei größte Leidenschaften im direkten Konflikt stehen: seine Liebe zu Gott und zu seinem Partner Mark. Gene Robinson ist der erste homosexuelle Bischof, der sich in der sehr traditionellen verankerten anglikanischen Kirche geoutet hat. Bei seiner Weihe 2003 trug er eine kugelsichere Weste, was für internationales Aufsehen sorgte, seitdem hat er jeden Tag mit Todesdrohungen zu kämpfen.

„Die liebe Familie“

Das katholisch-kirchliche Ideal von Familie ist klar: Mann und Frau heiraten – bekommen Nachwuchs und sind dann als Vater, Mutter und Kinder lebenslang eine Familie. Dass Familie heutzutage aber in unterschiedlichsten Formen gelebt wird, ist auch klar – und Realität. Da gibt es neben dem traditionellen Bild von Familie auch die Alleinerziehende, die mit ihrem Kind zusammenlebt; da gibt es gleichgeschlechtliche Paare, geschiedene Wiederverheiratete, die mehr oder weniger als Patchworkfamilie leben. Und sie sind auch im pfarrlichen Leben aktiv, wollen am kirchlichen Leben Anteil nehmen.

Doch die katholische Kirche tut sich schwer mit den nichttraditionellen Familienformen – zumindest ihrer Lehre nach: Sie hat vor allem ein Problem mit homosexuellen Menschen, mit geschiedenen Wiederverheirateten und damit, dass ein großer Teil ihrer Mitglieder ihre sexualmoralischen Vorschriften für nicht zeitgemäß hält und auch nicht ernst nimmt.

Dass kirchliche Lehre und gesellschaftliche Realität auseinanderklaffen, ist auch dem Papst bewusst. Daher hat Franziskus weltweit alle Diözesen zu einer Umfrage aufgerufen, wie sich Familie, Ehe und Sexualität heute gestaltet. Im Rahmen der außerordentlichen Bischofssynode, die vom 5. bis 19. Oktober im Vatikan stattfindet, sollen die Bischöfe über die Ergebnisse beraten.

In Österreich haben mehr als 30.000 Österreicher/innen den Familien-Fragebogen ausgefüllt. Allein 14.000 davon entfielen auf die Diözese Graz-Seckau. Die zentralen Werte wie Ehe und Familie sowie die Weitergabe des Glaubens an die Kinder haben für die Mehrzahl der Gläubigen immer noch eine große Bedeutung.

In einigen Punkten weichen die kirchliche Lehre und die Haltung der befragten Katholiken aber deutlich voneinander ab: zum Beispiel, wenn es um Empfängnisverhütung geht. Hier wollen die Gläubigen eine klare Öffnung in Richtung selbstverantwortliche Partnerschaft. Ebenso fordert eine große Mehrheit, dass geschiedene Wiederverheiratete zu den Sakramenten Eucharistie und Beichte zugelassen werden. Vielfach wird auch die ablehnende Haltung der Kirche in Bezug auf Homosexualität nicht geteilt.

Ein Film von Elisabeth Krimbacher und Thomas Grusch

Bischof Gene Robinson

ORF/Philippa Kowarsky Productions LTD

Der anglikanische Bischof Gene Robinson

„Liebe oder Tod“

Während die römisch-katholische Kirche mit dem Pflicht-Zölibat für Geistliche zunehmend in Bedrängnis gerät, sieht die anglikanische Kirche den Ehestand für ihre Würdenträger durchaus vor. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften jedoch erhitzen auch dort die Gemüter.

Seit der Geistliche Gene Robinson 2003 zum Bischof der episkopalen Kirche von New Hampshire gewählt und geweiht wurde, gehen in der anglikanischen Gemeinschaft, der die Episkopalkirche angehört, die Wogen hoch. Denn Gene Robinson ist nicht nur Bischof, er bekennt sich auch offen zu seiner Homosexualität und macht kein Hehl daraus, dass er in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt.

Diese Offenheit hat ihn zu einer höchst umstrittenen Person gemacht: Das konservative Lager innerhalb und außerhalb der Kirche ist empört, gleichgeschlechtliche Paare knüpfen an sein Auftreten große Hoffnungen, endlich auch in der christlichen Kirche nicht mehr ausgegrenzt zu werden, und die anglikanische Kirchengemeinschaft unter der Führung des Erzbischofs von Canterbury zeigt sich sehr besorgt um ihre Einheit, denn die Debatte um den homosexuellen Bischof droht die Gemeinschaft zu spalten.

Als im Juli 2008 die anglikanischen Bischöfe aus aller Welt zu ihrer traditionellen, alle zehn Jahre stattfindenden Versammlung, der sogenannten Lambeth-Konferenz, in England zusammenkamen, war Gene Robinson nicht eingeladen und wurde von Rowan Williams, dem damaligen Erzbischof von Canterbury, sogar ausdrücklich ersucht fernzubleiben.

Andererseits hat ihn der amerikanische Präsident Barack Obama eingeladen, am Beginn der Feierlichkeiten zu seiner Amtseinführung im Jänner 2009 am Lincoln Memorial in Washington vor Tausenden Gästen und Zuschauern das offizielle Gebet zu leiten. Dieser öffentliche Auftritt hat die Debatte auch in den amerikanischen Medien neu angeheizt.

Doch der streitbare Bischof gab nicht auf. Er habe sich, wie er selbst sagt, diese exponierte Position nicht ausgesucht, doch sei er entschlossen, nach besten Kräften für die ausgegrenzte Minderheit der nicht Heterosexuellen in der Kirche und in der Gesellschaft einzutreten. Auch durch lautstarken Protest während des Gottesdienstes und sogar Morddrohungen ließ er sich zwar erschüttern, aber nicht entmutigen.

Im September 2013 erlaubte die Church of England, dass homosexuelle anglikanische Geistliche eine Lebenspartnerschaft eingehen dürfen, solange sie sexuell enthaltsam leben. Die eingetragene Partnerschaft Gene Robinsons mit Mark Andrews (seit 2008) wurde Anfang 2014 geschieden.

Die Dokumentation begleitet Gene Robinson nach Canterbury, wo er bestrebt ist, mit seinen Amtskollegen ins Gespräch zu kommen – auch wenn er offiziell nicht an der Konferenz teilnehmen darf. Sie zeigt ihn in der Diözese New Hampshire, mit seiner Familie und seinem Lebens- und seit 2010 auch Ehepartner Mark Andrews, seinen Eltern und seinen beiden Töchtern. Und bei seinem unermüdlichen Bemühen um Akzeptanz und Integration der nicht Heterosexuellen in der christlichen Gemeinschaft. Zu Wort kommen neben dem Bischof und seinen Angehörigen auch seine Befürworter und Gegner innerhalb und außerhalb der Kirche.

Ein Film von Macky Alston