Papst Franziskus winkt auf dem Weg zum Gottesdienst

APA/EPA/OSSERVATORE ROMANO

Synode im Vatikan: Ehe, Familie und neue Wege

Weitere Themen: Unterschätzter Pontifex? – Papst Paul VI. wird seliggesprochen | „72 Stunden ohne Kompromiss“ - Österreichs größte Jugendsozialaktion | „Mit Traumata leben lernen“ - 20 Jahre psychosoziales Zentrum Esra

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ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag, 19. Oktober 2014, 12.30 Uhr, ORF 2

Wiederholung am 19. Oktober 2014, 13.45 Uhr, ORF III

Synode im Vatikan: Ehe, Familie und neue Wege

Fast 200 Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt haben in den vergangenen zwei Wochen im Vatikan über das weite Themenfeld „Ehe und Familie“ diskutiert. Im Zentrum der außerordentlichen Familiensynode standen dabei heikle Fragen: Sollen Katholikinnen und Katholiken, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, zur Kommunion zugelassen werden? Welche Wege sollen im Blick auf Alleinerzieherinnen, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingeschlagen werden? Hinter verschlossenen Toren wurde mitunter wohl auch heftig debattiert, wobei die Fronten zwischen reformorientierten und konservativen Bischöfen verliefen. Für Überraschung sorgte der neue Ton, der in den vergangenen Tage zu hören war: „Der Christ ist bedingungslos barmherzig“, hielt Papst Franziskus in einer Kurzmitteilung via Twitter fest – noch während der Zusammenkunft der Bischöfe und er betonte auch, das sei der Kern des Evangeliums. Die Beratungen der vergangenen Tage gelten als Auftakt für weitere Gespräche. Denn die Ergebnisse der jetzigen außerordentlichen Synode – die mit Sonntag zu Ende geht - sollen als Diskussionsgrundlage für die Familiensynode im Herbst 2015 dienen.

Bericht: Mathilde Schwabeneder, Alexander Kofler; Länge: 4 Minuten

Im „Orientierung“-Schaltgespräch zu den Ergebnissen der außerordentlichen Familiensynode: ORF-Vatikan-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder

Unterschätzter Pontifex? – Papst Paul VI. wird seliggesprochen

Im Rahmen einer großen Seligsprechungsfeier in Rom wird am kommenden Sonntag Giovanni Battista Montini, besser bekannt als Papst Paul VI., zur „Ehre der Altäre“ erhoben. Die historische Bedeutung jenes Mannes, der immerhin rund 15 Jahre lang – von 1963 bis 1978 – als Pontifex das Gesicht der römisch-katholischen Kirche maßgeblich prägte, wird oft unterschätzt: Vielen ist er als wenig charismatischer, hölzern wirkender „Pillenpapst“ in Erinnerung, der sich in der viel beachteten Enzyklika „Humanae vitae“ gegen die damals neue künstliche Empfängnisverhütung aussprach. Doch deutlich gewichtiger ist das „Gesamterbe“ von Paul VI.: Er war es, der – nach dem Tod von Johannes XXIII. – das Zweite Vatikanische Konzil fortsetzte und erfolgreich zu Ende führte. Er war der erste Papst nach rund 150 Jahren, der wieder Reisen außerhalb Italiens tätigte, durch sein Treffen mit Patriarch Athenagoras in Jerusalem das jahrhundertealte Schisma zwischen Orthodoxie und katholischer Kirche beendete, Afrika und Lateinamerika besuchte und in seiner Enzyklika „Populorum progressio“ („Der Fortschritt der Völker“) die Grundlage für die „Option für die Armen“ legte. Paul VI. ist übrigens bereits der vierte Papst des 20. Jahrhunderts, der seliggesprochen wird. Das dafür notwendige Wunder soll sich vor rund 20 Jahren zugetragen haben: Ein ungeborenes, schwerkrankes Kind in den USA soll durch die Fürsprache von Paul VI. geheilt worden sein.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 4 Minuten

„72 Stunden ohne Kompromiss“ - Österreichs größte Jugendsozialaktion

„In drei Tagen die Welt verändern“ – zumindest ein Stück weit, das ist das Ziel der österreichweit größten Jugendaktion „72 Stunden ohne Kompromiss“, die auch in diesem Jahr mehrere tausend Jugendliche mobilisiert hat. Der Schwerpunkt der unterschiedlichen Projektaufgaben liegt diesmal auf „Nachhaltigkeit und Fairness“. Ein „Orientierung“-Team hat beispielhaft drei Projekte besucht. So hat sich in Oberösterreich eine Projektgruppe vorgenommen, über das gemeinsame Fallobstklauben mit Asylwerbern ins Gespräch zu kommen und so mehr über deren Situation zu erfahren. Im niederösterreichischen Grametschlag wiederum arbeiten einige Burschen und Mädchen am Umbau eines alten Autobusses in eine Kapelle. Im Hintergrund steht der Gedanke des „Upcycling“ - aus Altem soll Neues entstehen. Und in Wien organisiert eine Gruppe - zusammen mit Obdachlosen aus der „Gruft“ – eine Bilderausstellung. „72 Stunden ohne Kompromiss“ wird von der Katholischen Jugend Österreich gemeinsam mit youngCaritas und Hitradio Ö3 durchgeführt. Österreichweit gibt es rund 300 Projekte, die am Samstag - nach 72 Stunden - erfolgreich abgeschlossen werden sollen.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 5 Minuten

„Mit Traumata leben lernen“ - 20 Jahre psychosoziales Zentrum Esra

„Esra“ ist das hebräische Wort für Hilfe. 1994 gründete die Israelitische Kultusgemeinde gemeinsam mit der Stadt Wien ein psychosoziales Zentrum mit diesem Namen. Esra betreut Holocaust-Überlebende und bietet eine gezielte Behandlung von sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Zentrum ist aber auch eine Anlaufstelle für jüdische Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion. Von Fachkräften erhalten sie Unterstützung in Fragen der Integration, aber auch des Fremdenrechts oder des Restitutionsgesetzes. Gruppenaktivitäten und Fortbildungsveranstaltungen wirken gezielt gegen Ausgrenzung und Vereinsamung. Von Anfang an ist Esra offen auch für nicht-jüdische Hilfesuchende und bietet seine Expertise der ganzen Gesellschaft an. So wurden Angehörige von Opfern der Bergbahn-Katastrophe in Kaprun und des Tsunamis in Thailand von Esra-Experten behandelt. Und auch für traumatisierte Flüchtlinge aus Kriegsgebieten ist Esra die richtige Adresse.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 8 Minuten

Redaktionsleitung: Norbert Steidl
Moderation: Christoph Riedl-Daser