Papst Franziskus küsst während des Ostergottesdiensts den Altar am Petersplatz

REUTERS/Alessandro Bianchi

Ostergottesdienst und Segen „urbi et orbi“

Der ORF war live dabei, als Papst Franziskus mit etwa 150.000 Menschen am römischen Petersplatz Ostern feierte. Vom Festgottesdienst über die päpstliche Osterbotschaft bis hin zum Segen begleiteten Mathilde Schwabeneder, P. Gottfried Wegleitner, Johannes Karner und P. Bernhard Eckerstorfer. Hier die Ansprache des Papstes im vollen Wortlaut.

Das Auferstehungsfest wurde im Vatikan wie jedes Jahr unter freiem Himmel begangen, das Hochamt fand am Petersplatz statt. Gläubige aus allen Erdteilen lasen aus der Heiligen Schrift und sprachen die Fürbitten.

Der Ostergottesdienst mit Papst Franziskus

Für die Zuseherinnen und Zuseher des ORF kommentierten Mathilde Schwabeneder und der Franziskaner Gottfried Wegleitner. Sehbehinderte Menschen bekamen auf einer eigenen Tonspur die traditionelle Audiodeskription mit Johannes Karner und dem Benediktiner Bernhard Eckerstorfer.

Der Ostergottesdienst mit Papst Franziskus in Audiodeskription

Gott hat ihn erscheinen lassen

1. Lesung: Apostelgeschichte 10

Da begann Petrus zu reden: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen von Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und erscheinen lassen. Zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.“

Mit Christus auferweckt sein

2. Lesung: Brief des Apostels Paulus an die Kolosser

Ihr seid mit Christus auferweckt, darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

Er glaubte, denn sie wussten noch nicht

Evangelium: Johannes 20

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat!“

Musikalische Gestaltung

Cappella Musicale Pontificia
„Sistina“

I Pueri Cantores

Chor des Päpstlichen Collegium Russicum Rom

Orgel:
Juan Paradell Solé

Leitung:
Monsignore Massimo Palombella

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab. Sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen war. Es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein. Er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.

In Demut in das Geheimnis eintreten

Osteransprache von Papst Franziskus

Liebe Brüder und Schwestern, Jesus Christus ist auferstanden! Die Liebe hat den Hass überwunden, das Leben hat den Tod besiegt, das Licht hat die Finsternis vertrieben. Jesus Christus hat sich aus Liebe zu uns seiner göttlichen Herrlichkeit entäußert, hat sich selbst ganz leer werden lassen, ist wie ein Sklave geworden und hat sich erniedrigt bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn erhöht und zum Herrn des Universums gemacht. Jesus ist der Herr.

Mit seinem Tod und seiner Auferstehung weist Jesus allen den Weg zum Leben und zum Glück: Dieser Weg ist die Demut, die Erniedrigung, die mit Demütigung verbunden ist. Das ist der Weg, der zur Herrlichkeit führt. Nur wer sich erniedrigt, kann auf das Himmlische zugehen, Gott entgegen. Der Stolze blickt von oben herab nach unten, der Demütige blickt von unten nach oben. Am Ostermorgen liefen Petrus und Johannes von den Frauen benachrichtigt zum Grab und fanden es offen und leer vor. Da gingen sie näher heran und beugten sich, um ins Grab einzutreten. Um in das Geheimnis einzutreten, muss man sich beugen, sich erniedrigen. Nur wer sich erniedrigt, versteht die Verherrlichung Jesu und kann ihm auf seinem Weg folgen.

Menschenmassen auf dem Petersplatz

Reuters/Alessandro Bianchi

Petersplatz und Petersdom in Rom

Die Welt schlägt vor, sich um jeden Preis durchzusetzen, zu wetteifern, sich zur Geltung zu bringen. Doch die Christen sind durch die Gnade des verstorbenen und auferstandenen Christus die Sprosse einer anderen Menschheit, in der wir versuchen, einander zu dienen - nicht arrogant, sondern verfügbar und respektvoll zu sein. Das ist nicht Schwäche, sondern wirkliche Kraft. Wer die Kraft Gottes, seine Liebe und seine Gerechtigkeit in sich trägt, hat es nicht nötig, Gewalt anzuwenden, sondern spricht und handelt mit der Kraft der Wahrheit, der Schönheit und der Liebe.

Vom auferstandenen Herrn erflehen wir die Gnade, nicht dem Stolz nachzugeben, der die Gewalt und die Kriege schürt, sondern den demütigen Mut zur Vergebung und zum Frieden zu haben. Den siegreichen Jesus bitten wir, die Leiden unserer vielen Brüder und Schwestern zu lindern, die seines Namens wegen verfolgt werden, wie auch all derer, die zu Unrecht unter den Folgen der laufenden Konflikte und Gewalttaten leiden.

Frieden erbitten wir vor allem für Syrien und den Irak, dass das Getöse der Waffen ein Ende nehme und das gute Zusammenleben der verschiedenen Gruppen, aus denen sich die Bevölkerung dieser geschätzten Länder zusammensetzt, wiederhergestellt werde. Möge die internationale Gemeinschaft angesichts der ungeheuren menschlichen Tragödie im Inneren dieser Länder und des Dramas zahlreicher Flüchtlinge nicht untätig bleiben.

Frieden erflehen wir für alle Bewohner des Heiligen Landes. Möge zwischen Israelis und Palästinensern die Kultur der Begegnung wachsen und der Friedensprozess wieder aufgenommen werden, so dass den Jahren des Leidens und der Teilungen ein Ende gesetzt wird.

Frieden erbitten wir für Libyen, dass das sinnlose Blutvergießen aufhöre sowie jede barbarische Gewalt und dass alle, denen das Geschick des Landes am Herzen liegt, sich dafür einsetzen, die Versöhnung zu fördern und eine brüderliche Gesellschaft aufzubauen, die die Würde der Person achtet.

Auch für den Jemen hoffen wir, dass sich dort ein allgemeiner Wille zur Befriedung und für das Wohl der gesamten Bevölkerung durchsetzen möge.

Zugleich vertrauen wir voll Hoffnung dem barmherzigen Herrn die in diesen Tagen in Lausanne getroffene Vereinbarung an, damit sie ein endgültiger Schritt zu einer sicheren und brüderlicheren Welt sei.

Vom auferstandenen Herrn erflehen wir das Geschenk des Friedens für Nigeria, für den Süd-Sudan und für verschiedene Regionen des Sudan und der Demokratischen Republik Kongo. Ein inständiges Gebet aller Menschen guten Willens erhebe sich für diejenigen, die ihr Leben verloren haben – ich denke besonders an die jungen Menschen, die am vergangenen Donnerstag in der Universität von Garissa in Kenia getötet wurden –, für alle, die entführt wurden, und für die, die ihr Haus und ihre Lieben verlassen mussten.

Die Auferstehung des Herrn bringe der geschätzten Ukraine Licht, vor allem denen, die die Gewalt der Konflikte in den letzten Monate erlitten haben. Möge das Land dank dem Einsatz aller Beteiligten wieder zu Frieden und Hoffnung finden.

Frieden und Freiheit erbitten wir für so viele Männer und Frauen, die durch kriminelle Menschen und Organisationen neuen und alten Formen der Sklaverei unterworfen sind. Frieden und Freiheit für die Opfer der Drogenhändler, die oft mit den Mächten verbündet sind, die den Frieden und die Harmonie in der Menschheitsfamilie schützen müssten. Und Frieden erbitten wir für diese von den Waffenhändlern unterjochte Welt. Zu den Ausgeschlossenen, den Gefangenen, den Armen und den Migranten, die so oft abgelehnt, schlecht behandelt und ausgesondert werden, zu den Kranken und den Leidenden, zu den Kindern, besonders denen, die Gewalt erleiden, zu denen, die heute trauern, zu allen Männern und Frauen guten Willens gelange die tröstende Stimme Jesu, des Herrn: „Friede sei mit euch!“ "Fürchtet euch nicht, ich bin erstanden und bin immer bei euch!“

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte mich mit meinen Osterwünschen an alle von euch wenden, die ihr auf den Petersplatz gekommen seid, wie auch an alle, die über Radio und Fernsehen mit uns verbunden sind. Tragt die frohe Botschaft in eure Häuser und zu allen, die ihr trefft! Der Herr ist zum Leben auferstanden und er bringt uns Liebe, Gerechtigkeit, Respekt und Vergebung.

Papst Franziskus erbittet Gottes Segen „urbi et orbi“

Danke für euer Kommen, für euer Gebet und für die Begeisterung eures Glaubens. Ein besonderer Dank für die Blumenspenden, die auch dieses Jahr aus den Niederlanden kommen. Frohe Ostern an alle!

Papst Franziskus erbittet Gottes Segen „urbi et orbi“, Audiodeskription

Kommentar

Mathilde Schwabeneder
Pater Gottfried Wegleitner

Kommentar mit Audiodeskription

Johannes Karner
Pater Bernhard Eckerstorfer

Redaktion

Thomas Bogensberger

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