Die Rattenlinie

ORF/wega Film

Die Rattenlinie - Nazis auf der Flucht durch Südtirol

Wie Adolf Eichmann, Cheforganisator des Holocaust, oder die Familie Martin Bormanns, eines der engsten Vertrauten Adolf Hitlers, wählten auch viele andere Nationalsozialisten den Weg über die Brennergrenze.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 05. Mai 2015
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 06. Mai 2015
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 07. Mai 2015
11.50 Uhr, ORF 2
Nur „Die Rattenlinie - Nazis auf der Flucht durch Südtirol“

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – zeigt im Rahmen des ORF-Zeitgeschichteschwerpunkts zum Thema 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs die HD-Dokumentation „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“, in der sich Karin Duregger auf die Spuren der Fluchtrouten führender Nazigrößen begibt und eine Region besonders in den Blick nimmt: Südtirol.

Um 23.25 Uhr folgt der in HD produzierte Film „Hitlers Kinder“ von Chanoch Ze’evi – eine intensive, schmerzliche Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und dem Thema Schuld und Aussöhnung.

„Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“

Südtirol war unmittelbar nach dem Krieg territorial und staatsrechtlich ein „Niemandsland“. Keine andere Region Europas bot so günstige Voraussetzungen, um unterzutauchen, im Untergrund die Identität zu wechseln und sich mit passenden Papieren ins Ausland abzusetzen – meist nach Südamerika.

Hier war es möglich, ein sehr engmaschiges Unterstützer-Netz zu knüpfen. Hilfe kam von mehreren Seiten – von ehemaligen Parteigenossen und alten Sympathisanten, von unscheinbaren Klöstern und Gastwirten.

Obwohl die katholische Kirche gegen den Nationalsozialismus Stellung bezogen hatte und auch viele Priester in KZ umgekommen waren, gab es klerikale Kreise bis in den Vatikan, die ehemaligen Kriegsverbrechern systematisch zur Flucht verhalfen. Im damaligen Südtirol spielte der Kampf gegen den Kommunismus, die Fokussierung auf die nationale Frage und die Solidarität mit dem Deutschtum eine große Rolle.

So sahen auch einschlägige katholische Seilschaften, aber auch einzelne Priester in geflüchteten Nationalsozialisten Verbündete im ideologischen Kampf gegen den „Hauptfeind Kommunismus“. Hochrangige Geistliche rechtfertigten ihre Hilfe bei der Flucht von Nationalsozialisten mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe. „Sich auf die Nächstenliebe zu berufen und gleichzeitig die Opfer zu vergessen, das ist ein Widerspruch“, meint dazu der Brixner Moraltheologe und Servitenpater Martin Lintner.

Autorin und Regisseurin Karin Duregger begibt sich mit Zeitzeugen an authentische Schauplätze, spricht unter anderem mit einem einstigen Schlepper am Reschenpass und mit einem 95-jährigen Priester und Kirchenhistoriker über deren Fluchthilfen für Nazis.

Martin Bormanns Urenkelin, eine junge Frau aus Bozen, spricht darüber, dass sie das Thema durch ihre Verwandtschaft mit dem Hitler-Sekretär ewig begleiten wird. Unter weiteren Zeitzeugen kommt auch der österreichische Journalist und Autor Martin Pollak in der Doku zu Wort: Sein Vater, ein führender Nazi und Gestapo-Mann, der direkt an Kriegsverbrechen beteiligt war, wurde in einem Bauernhof im Pustertal versteckt.

Ein Film von Karin Duregger

Der erwachsene Rainer Höß untersucht das Familienerbe seines Großvaters, dem Lagerkommandanten von Auschwitz Rudolf Höß.

ORF/Cinephil

Der erwachsene Rainer Höß untersucht das Familienerbe seines Großvaters, dem Lagerkommandanten von Auschwitz Rudolf Höß

„Hitlers Kinder“

Hermann Göring, Rudolf Höß, Heinrich Himmler und Amon Göth – ihre Namen stehen für die grauenhaften Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Nachkommen der Täter tragen schwer an ihrer Herkunft. „Wie viel Mörder steckt in mir?“ fragen sie sich.

Katrin Himmler, Großnichte des „Reichsführers-SS“ beispielsweise ist mit einem Israeli verheiratet und setzt auf die bewusste Konfrontation, um die Scham zu überwinden. Rainer Höß, Enkel des Kommandanten, reist nach Auschwitz, um mit Nachkommen jüdischer Opfer zusammenzutreffen.

Wie gehen diese Männer und Frauen damit um, mit einer Hinterlassenschaft bestraft worden zu sein, die sie dauerhaft mit einem der größten Verbrechen der Geschichte verbindet? Wie ist es für sie, mit einem Namen aufgewachsen zu sein, mit dem man sofort Bilder von Mord und Völkermord assoziiert?

Ein Film von Chanoch Ze’evi

Die Protagonisten:

  • Bettina Göring (53), Großnichte von Hermann Göring (Hitlers Oberbefehlshaber der Luftwaffe). Sie lebt in Santa Fe (US-Staat New Mexico), praktiziert alternative Medizin. Göring und ihr Bruder ließen sich freiwillig sterilisieren. „Ich habe das machen lassen, um mehr oder weniger keine weiteren Görings zu produzieren.“
  • Katrin Himmler (43), Großnichte von Heinrich Himmler („Reichsführer-SS“ und leitender Organisator des Völkermords). Sie heiratete einen israelischen Juden, Sohn von Holocaust-Überlebenden.
  • Monika Hertwig (65), Tochter von Amon Göth (Kommandant des Konzentrationslagers Plaszow): „Inwieweit kann man den Mörder vom Vater trennen? Wie viel vom Mörder steckt in mir? Diese Dinge treiben mich um.“
  • Niklas Frank (70), Sohn von Hans Frank (Hitlers Generalgouverneur der besetzten polnischen Gebiete). Er erinnert sich, wie sein Vater ihn mit ins KZ nahm. Von den Horrorbildern wird er heute noch heimgesucht: „In meinen Träumen sehe ich die Berge von Leichen im Lager.“
  • Rainer Höß (44), Enkel von Rudolf Höß (Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz). Der Enkel reist – gemeinsam mit einem Israeli, der einen Teil seiner Familie im Konzentrationslager verloren hatte – nach Auschwitz, um sich der dunklen Geschichte seiner Vorfahren zu stellen.