Gert Jonke

APA/Hans Klaus Techt

Die Auflösung des Kreuzes

2009 starb der österreichische Dichter Gert Jonke. Er wurde auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab der Stadt Wien beerdigt. Fünf Jahre lang war dieses Grab mit einem schlichten Holzkreuz versehen: schmucklos, ungeschützt vor Wind und Wetter, dem natürlichen Verwitterungsprozess ausgesetzt. Seine Lebensgefährtin Ingrid Ahrer wollte das so.

Sendungslogo "FeierAbend"

ORF

Sendungshinweis

FeierAbend, Christi Himmelfahrt, 14.05.2015, 19.52 Uhr, ORF 2

Mit der sichtbaren Vermoderung des Grabkreuzes verbindet die Künstlerin eine tiefe, christliche Symbolik. „Das Kreuz wurde mir im Laufe meines Lebens Heimat.“, erzählt sie. Als das Kreuz am Grab Jonkes neu aufgestellt wurde, stand es für sie in seiner ganzen Schwere für den Tod. Mit dem Holzkreuz begann für Ingrid Ahrer die Verarbeitung des Verlustes und zugleich eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Kreuz.

Vom ersten Tag an dokumentierte Ingrid Ahrer täglich die Verwitterung des Kreuzes. In fünf Jahren entstanden so 1826 Fotos von dem Kreuz. Mittlerweile ist das schwere Kreuz, so Ingrid Ahrer, leicht geworden und hat sich aufgelöst.

Jetzt ersetzt das Holzkreuz ein „Leuchtturm“. Ingrid Ahrer hat den Künstler Wolfgang Walkensteiner beauftragt, ein Denkmal zu Ehren Gert Jonkes zu gestalten. Walkensteiner entschied sich für einen „Leuchtturm“ aus Krastaler Marmor.

Bis 15. Mai ist im Robert-Musil-Literatur-Museum der Stadt Klagenfurt noch das Literatur-Kunst-Projekt „Die Auflösung des Kreuzes – 1826“ nach einem Konzept von Ingrid Ahrer zu sehen.

Ein Film von Martin Polasek
Redaktion: Barbara Krenn

Link: