Oscar Romero

ORF/German United

Romero – Mord am Altar

Jahrelang hatte der Vatikan die Befreiungstheologie bekämpft, die sich in Lateinamerika in den 1960erund 1970er Jahren mit den Ärmsten der Armen solidarisierte. Nun wird einer ihrer bekanntesten Vertreter seliggesprochen: Oscar Arnulfo Romero, der seit seiner brutalen Ermordung am Altar von Gläubigen in El Salvador als Märtyrer für die Armen verehrt wird.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 26. Mai 2015
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 27. Mai 2015
um 20.15 Uhr, ORF III

Romeros Tod kam nicht unerwartet. Er selbst hatte stündlich damit gerechnet. Zu unbequem war der Bischof geworden, als er gegen die Ausplünderung des Landes durch „die 14 Familien“ und den Terror der Todesschwadronen wetterte.

In seiner letzten Predigt in der Kathedrale von San Salvador hatte er die Soldaten zur Befehlsverweigerung aufgefordert. Das Gebot „Du sollst nicht töten“, immer wieder von ihm beschworen, wurde zu seinem eigenen Todesurteil – vollstreckt in aller Öffentlichkeit, während einer Totenmesse am 24. März 1980.

Dieser Mord war der Startschuss zu einem der blutigsten Bürgerkriege in Mittelamerika - mit 70.000 Toten. Erzbischof Romero war unbequem für den Vatikan, dem das politische Engagement seines ehemals konservativen Würdenträgers ein Dorn im Auge war. Unbequem auch für die USA, die das antikommunistische Militärregime massiv mit Waffen und Militärberatern unterstützten.

Ein Held war er schon zu Lebzeiten, aber durch seinen gewaltsamen Tod wurde Romero zum Mythos und von seinen Landsleuten wie ein Heiliger verehrt. Anfang Februar 2015 hatte Papst Franziskus Romero als Märtyrer anerkannt und damit den Weg für eine Seligsprechung freigemacht. Das Verfahren für Romero war 1990 in San Salvador eröffnet und später im Vatikan fortgesetzt worden. Es wurde mehrfach blockiert, weil Romero Beteiligten des Verfahrens als Repräsentant der Befreiungstheologie verdächtig erschien. Benedikt XVI. gab den Prozess im Dezember 2012 wieder frei. Somit hat auch Rom seinen Frieden mit dem rebellischen Christen gemacht: Durch Papst Franziskus erhielt er kurz nach seiner Wahl im März 2013 einen neuen Anschub – die Seligsprechung erfolgte nun am 23. Mai 2015 in einem feierlichen Akt in San Salvador.

Bis heute wurde jeder Versuch, die Täter vor Gericht zu bringen, von einflussreichen Kreisen in El Salvador vereitelt.

Eine Dokumentation von Rena und Thomas Giefer

Jesuitenverschwörung

ORF/IFAGE Filmproduktion/Martin Papirowski

Die Jesuitenverschwörung

Mit Papst Franziskus hat ein Jesuit die Macht im Kirchenstaat übernommen. Kein anderer religiöser Orden ist so umstritten und geheimnisumwittert, und keiner ist Thema so vieler Verschwörungstheorien.

Aus vielen Ländern wurden die Jesuiten im Lauf der Geschichte vertrieben, schließlich sogar vom Papst verboten – dem sie doch Gehorsam bis in den Tod gelobt hatten. Dennoch hat der Jesuitenorden in den vergangenen 500 Jahren die geistige und politische Entwicklung in vielen Teilen der Welt geprägt.

Mit etwa 17.000 Mitgliedern gehört die „Gesellschaft Jesu“ (Societas Jesu – Ordenskürzel: SJ) heute zu den größten katholischen Männerorden. Ihr Zentrum liegt in Rom, und doch sind sie in der Stadt fast unsichtbar, denn es gibt keine Klöster, und Jesuiten tragen keine Ordenstracht. Sie leben zurückgezogen und sind im Alltag kaum zu erkennen. So wollte es schon Ordensgründer Ignatius von Loyola, der 1534 mit Freunden den Orden gründete.

Ist nun mit der Wahl eines jesuitischen Papstes ein lang gehegter Plan in Erfüllung gegangen? Verschwörungstheoretiker sehen sich bestätigt: Nun sei der „Gesellschaft Jesu“ der endgültige Griff zur Macht gelungen. Hat damit eine geheime Kampftruppe des „schwarzen Papstes“, des Jesuitengenerals, im Vatikan die Macht ergriffen, wie ihre Kritiker behaupten? Ein Buch aus dem Jahr 1614 – 80 Jahre nach der Ordensgründung erschienen – steht im Zentrum vieler Verschwörungstheorien: Die „Monita Secreta“, die „Geheimen Anweisungen“. Ein Jesuitengeneral soll sie als Anleitung geschrieben haben, um den Orden mit allen Mitteln an die Macht zu bringen: Lüge, Intrige, Manipulation – in dieser lateinischen Schrift sind alle möglichen dubiosen Methoden der Jesuiten beschrieben.

Was verbirgt sich wirklich hinter der Fassade dieser militärisch angelegten Organisation, und welche Rolle spielen die Jesuiten tatsächlich in unserer Geschichte? Was ist dran an den Verschwörungstheorien? Diesen Fragen geht die „kreuz und quer“-Dokumentation an historischen Schauplätzen nach.

Regie: Andreas Sawall
Redaktion: Christoph Guggenberger