Tomaz Kovacic als Ablassprediger Johann Tetzel

ORF/makido film

Martin Luther – Ein Mönch gegen Höllengeschäfte

Die Dokumentation „Martin Luther – Ein Mönch gegen Höllengeschäfte“ begibt sich auf die Spuren des Reformators und holt ihn in die Gegenwart. In „Kloster zu verkaufen“ werden Klosterschwestern bei ihrem emotionalen Abschied von ihrem Zuhause begleitet.

Logo von Kreuz & Quer

ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 03. November 2015
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 04. November 2015
um 20.15 Uhr, ORF III

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – zeigt in ORF 2 die Dokumentation „Martin Luther – Ein Mönch gegen Höllengeschäfte“, für die Thomas Furch und Florian Kröppel den Reformator und seinen lebensgefährlichen Kampf gegen die mächtigste Institution seiner Zeit in die Gegenwart holen. ´

Um 23.25 Uhr folgt Helmut Manningers berührender Dokumentarfilm „Kloster zu verkaufen“ über den Verkauf des Annunziatakloster in Eichgraben nahe Wien und die Auflösung der Ordensgemeinschaft.

„Martin Luther – Ein Mönch gegen Höllengeschäfte“

Was ist schiefgelaufen hinter den Mauern des Vatikans? Warum hat die Zentrale der Kirche den Mönch aus Wittenberg dermaßen unterschätzt? Die Dokumentation begibt sich auf die Spuren eines Konflikts, der wie kein zweiter die europäische Geschichte und das christliche Selbstverständnis geprägt hat. Die Kritik Luthers am Ablass-Handel, an den „Höllengeschäften“, weitete sich bald zu grundlegen Reformforderungen aus, die schließlich zur Reformation führten. Die filmischen Reenactments holen die Handlung der Reformation in die Gegenwart. Alexander Beyer als Luther in Lebensgefahr macht den erbittert geführten Krieg um die Ausrichtung der katholischen Kirche erleb- und verstehbar.

Wie würde Martin Luther heute handeln? Kann man heute nachempfinden, was es bedeutete, dass der Reformator mit Thesenanschlag und Buchdruck moderne Kommunikationsmöglichkeiten seiner Zeit nützte? Trotz aller Unterschiede zu heute spielt der Film – zum Teil mit Augenzwinkern – mit Vergleichen zur Gegenwart.

Martin Luther (Alexander Beyer) reist zu seinem Prozess

ORF/makido film

Die Geschichte der Reformation wird im Vorfeld des 500-Jahr-Jubiläums des Thesenanschlags (2017) somit erstmals aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet. Dabei stellt die Dokumentation die Ereignisse nicht nur in einen gesamthistorischen Kontext, sie analysiert sie auch aus heutiger Sicht und erforscht, was die damals Handelnden hätten anders machen können oder sollen. So zeigen sich die Abläufe als das, was sie waren: als politisches und religiöses Drama, das mit vielen Wendepunkten, einer technisch-medialen Revolution und populären Namen gewürzt ist.

Die Autoren und Regisseure Thomas Furch und Florian Kröppel werfen somit neues Licht auf die Fakten und auf den damaligen Blickwinkel des Vatikans auf die Causa Luther. Ein exklusiver Zugang zu den vatikanischen Archiven ermöglicht dabei die Suche nach bisher unveröffentlichten Akten. Auf der einen Seite die Metropole Rom mit der mächtigen und reformunwilligen römisch-katholischen Kurie. Auf der anderen Seite das kleine Universitätsstädtchen Wittenberg mit dem katholischen Revolutionär und Umstürzler Martin Luther, der Neuerung und Verbesserung sucht.

Wissenschaftliche Expertise liefern namhafte Kirchenhistoriker, erfahrene Krisen-PR-Manager, Vatikan-Insider und Psychologen: Die evangelische Theologin und frühere Oberkirchenrätin Petra Bahr, der katholische Kirchenhistoriker Rolf Decot, der Kommunikationsexperte Kai vom Hoff und Christine Grafinger, die österreichische Handschriftenexpertin im Vatikanischen Geheimarchiv, analysieren jeden Schritt aus heutiger Perspektive, während in spannenden Spielszenen mit moderner Bildsprache erzählt wird, was genau wann in Rom und Wittenberg passierte.

Ein Film von Thomas Furch und Florian Kröppel

„Kloster zu verkaufen“ – Ein Film von Helmut Manninger

Das Annunziatakloster in Eichgraben nahe Wien ist nach seiner Schließung an eine Immobilienfirma verkauft worden. Für Regisseur Helmut Manninger war es ein besonderes Privileg, den Abschiedsprozess im Kloster begleiten zu dürfen. Es entstand ein berührender Film über Klosterschwestern im emotionalen Ausnahmezustand. Die älteste Nonne ist 99, die anderen sind nicht viel jünger. Ein halbes Leben und mehr haben sie hinter den Klostermauern verbracht. Und jetzt müssen sie raus. Die einen hierhin, die anderen dorthin.

Eine Nonne beim Kehren im Kloster

ORF/Meta Film/Matthias Plum

Wie reagieren die Schwestern auf diese Nachricht? Werden sie freudig den Willen Gottes darin erkennen können? Oder siegt vielleicht doch der Zweifel? Widerstand hinter Klostermauern. Damit war Carina Spernbour schon oft konfrontiert. „Egal ob ein Bauernhof oder ein Kloster geschlossen wird. Die Menschen, die es betrifft, reagieren gleich.“

Die Psychologin und Theologin kommt als Hilfe von außen, wenn die Hilfe „von oben“ nicht ausreicht. Sie will über Zweifel und Ängste hinweghelfen – manchmal kann das auch schiefgehen. „Da geh ich nicht raus, bis ich tot bin!“, wurde ihr nicht erst einmal prophezeit. Und tatsächlich verzögerte sich der Klosterverkauf um Jahre. Ihre Erkenntnis: „Klosterschwestern sind auch nur Menschen!“

Ein Film von Helmut Manninger