Hotel Magdas

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Hotel Hoffnung

Das „magdas Hotel“ in Wien ist eine Herberge der etwas anderen Art. Sämtliche Mitarbeiter des Hotels sind in Österreich anerkannte Flüchtlinge. Für die 20 Angestellten aus 16 Ländern ist das Hotel die Erfüllung einer langgehegten Hoffnung – nämlich jener, einer geregelten Arbeit nachgehen zu können.

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Sendungshinweis

Donnerstag, 24. Dezember 2015
um 23.30 Uhr, ORF 2

Denn längst ist es in Österreich traurige Realität, dass Asylwerber meist jahrelang auf ihren Asylbescheid warten müssen und in dieser Zeit zum Nichtstun verurteilt sind.

Dinis Angsberg etwa kam vor bereits 13 Jahren nach Österreich. Aus seinem Heimatland Guinea-Bissau musste er als Jugendlicher fliehen. Bleiberecht, Arbeitserlaubnis – das waren für Dinis jahrelang Luxusgüter. Jetzt, wo der kommunikative junge Mann an der Rezeption des magdas eine fixe Stellung hat, fühlt er sich „wie wiedergeboren“. „Ich war da, aber auch nicht da“, beschreibt er das jahrelange zermürbende Warten.

Hotel Magdas

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Einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen, als Mensch wahrgenommen werden, das verbindet die Hoffnungen der Mitarbeiter im magdas Hotel. Unterstützt von zehn Branchenprofis wird hier Social Business verwirklicht. Dabei geht es jedoch nicht um die Maximierung von Profit, sondern um die Maximierung von Offenheit und Menschlichkeit. „Stay open-minded“ ist daher überall im magdas zu lesen – von der schicken Bar bis zu den Seifenspendern in den Badezimmern.

Eine neue Chance bekommen jedoch auch die Möbel im magdas Hotel. Wenn sich der bunt geschmückte Christbaum aus alten Metallrädern dreht, ist das nur eines von vielen Beispielen für „Upcycling“ im Hotel. Altes wird wiederverwendet und neu gestaltet. Das gilt für die alten Schränke des ehemaligen Pflegeheims bis zu den handgestrickten Lampenschirmen und vielen weiteren liebevollen Details der Einrichtung, die erst kürzlich mit dem österreichischen Staatspreis für Design ausgezeichnet wurde.

Antonio Piani sorgt als Haustechniker dafür, dass das mitunter alte Interieur erhalten bleibt. „Das ist die Arbeit, die ich immer machen wollte“, erzählt Antonio, der nach seiner Flucht aus dem Iran einen neuen Namen angenommen hat. „Nicht jeder in Österreich versteht, dass Flüchtlinge in Angst um ihr Leben weggehen, Familie, Freunde und alles, was sie sich aufgebaut haben, zurücklassen und eine oft lebensgefährliche Flucht auf sich nehmen – das ist kein Spaß“, sagt er. Und Ahmad, der als 14-Jähriger aus Afghanistan floh und in einer im Magdas Hotel untergebrachten WG für unbetreute Jugendliche lebt, stört es, dass er nach vier Jahren immer noch von anderen Menschen abhängig sei und, obwohl er perfekt Deutsch spricht und in einem Gymnasium gut integriert ist, immer noch nicht weiß, ob er hier bleiben könne.

Die Herbergssuche, wie sie im Advent thematisiert wird, kennen die Mitarbeiter des magdas Hotel aus eigener persönlicher Erfahrung. Nicht wenige sind dabei in Isolation geraten. Im magdas Hotel können sie nun selbst Herberge geben – und das tun sie mit viel Herzblut und in nicht weniger als 26 Sprachen.

Regie: Martin Betz
Redaktion: Helmut Tatzreiter