Papst in Lampedusa

REUTERS/Alessandro Bianchi

Papst besucht Flüchtlingslager auf Lesbos

Geste der Solidarität: Papst besucht Flüchtlingslager auf Lesbos | Kulturkampf in Polen: Kirche fordert „Totalverbot“ der Abtreibung | Nobelpreisträger Dario Fo: Der Narr und das Geheimnis des Glaubens | Etty Hillesum: „Die Erde ist in mir und auch der Himmel….“

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ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
17.04.2016, 10.00 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 19.04.2016, 10.30 Uhr, ORF III

Geste der Solidarität: Papst besucht Flüchtlingslager auf Lesbos

Erst Anfang April wurden die aktuellsten Reisepläne von Papst Franziskus bekannt: der Besuch eines Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel Lesbos am 16. April.

Mit dieser kurzfristig angesetzten Reise möchte der Papst ein deutliches Zeichen der Solidarität setzen, wie er selbst bei der Generalaudienz in dieser Woche betonte. Ein Kurzbesuch in politisch turbulenten Zeiten mit hohem Symbolwert, steht Lesbos doch im Zentrum der aktuellen Fluchtbewegungen in Richtung Europa.

Und es ist nicht das erste Mal, dass Franziskus die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die aktuelle Lage von Menschen auf der Flucht lenkt: Seine erste Reise als Papst führte ihn im Juli 2013 auf die italienische Insel Lampedusa, am Gründonnerstag – vor wenigen Wochen - wusch er Flüchtlingen die Füße.

Bei der nun stattfindenden Reise nach Lesbos wird Papst Franziskus von seinen – wie er selbst sagt – „Brüdern“, dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. und dem Athener Erzbischof und Primas der orthodoxen Kirche von Griechenland, Hieronymos II., begleitet.

Die drei Kirchenführer werden auch gemeinsam - auf einem Schiff - der in der Ägäis ertrunkenen Flüchtlinge gedenken. Wie die Worte des Papstes zu interpretieren sind und ob diese auch als Botschaft an verantwortliche Politiker in Österreich gedeutet werden dürfen, dazu nimmt in diesem „Orientierung“-Beitrag Caritas-Präsident Michael Landau Stellung.

Bericht: Christoph Riedl-Daser, Länge: 6 Minuten

Kulturkampf in Polen: Kirche fordert „Totalverbot“ der Abtreibung

Als „restriktiv“ gilt das Abtreibungsrecht in Polen: Ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch gibt es nur im Fall der Bedrohung des Lebens der Mutter, bei einer irreversiblen, schweren Schädigung des Embryos und im Fall einer Schwangerschaft, die durch Inzest oder Vergewaltigung herbeigeführt worden ist.

Doch es könnte noch strenger kommen. Denn für ein „Totalverbot“ des Schwangerschaftsabbruchs machen sich seit Wochen „Pro-Life-Gruppen“ in Polen stark – und finden dabei Unterstützung von Regierung und katholischer Kirche.

Die ließ Anfang April in allen Pfarren des Landes eine Stellungnahme verlesen, in der sich die Kirchenführung – mit dem Verweis auf den „Schutz des ungeborenen Lebens“ – für ein völliges Verbot der Abtreibung aussprach.

Das würde bedeuten, dass künftig etwa auch vergewaltigte Frauen gezwungen wären, ihre Kinder zur Welt zu bringen. Dagegen wiederum laufen nun Gruppen Sturm, die sich für ein „liberaleres Abtreibungsrecht“ in Polen einsetzen.

Bericht: Martin Motylewicz, Länge: 6 Minuten

Nobelpreisträger Dario Fo: Der Narr und das Geheimnis des Glaubens

Vor wenigen Wochen hat er seinen 90. Geburtstag gefeiert – und so richtig ruhig ist er, und ist es um ihn, bis heute nicht geworden:

Dario Fo, italienischer Literaturnobelpreisträger, Theaterautor, Regisseur, Schauspieler, Komponist, Erzähler und Bühnenbildner. Als „widerspenstig“ und „unbequem“ wurde er oft tituliert, den Mächtigen – ob in Politik oder Kirche – trat er mit Satire und Widerspruchsgeist entgegen und noch heute zählt er zu den meistaufgeführten Dramatikern der Gegenwart.

Mit der katholischen Kirche geriet er immer wieder in Streit. Umso bemerkenswerter ist ein aktuelles Interviewbuch („Dario e Dio“ – „Dario und Gott“), das einen nachdenklichen Autor erkennen lässt, der sich mit den Geheimnissen des Glaubens und der Religiosität beschäftigt – und seiner Bewunderung für Papst Franziskus mit starken Worten Ausdruck verleiht: „Er ist ein Revolutionär, wie man ihn bisher noch nie gesehen hat.“

Bericht: Mathilde Schwabeneder, Länge: 7 Minuten

Etty Hillesum: „Die Erde ist in mir und auch der Himmel….“

Weltweit Bekanntheit erreichten die berührenden Aufzeichnungen von Anne Frank („Tagebuch der Anne Frank“), in denen sie ihre Jahre – versteckt vor den Nationalsozialisten – in einem Hinterhofquartier in Amsterdam schildert.

Das jüdische Mädchen starb, nicht einmal 16 Jahre alt, kurz vor Kriegsende 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Weniger bekannt ist das literarische Vermächtnis („Das denkende Herz der Baracke: Die Tagebücher 1941 – 1943“) der niederländischen Jüdin Etty Hillesum.

Sie, geboren 1914, begann 1932 in Amsterdam zu studieren und lernte dort, Jahre später, den deutlich älteren Psychotherapeuten Julius Spier kennen und lieben. Auf sein Anraten begann sie, ein Tagebuch zu führen, in dem sie sehr offen über ihre Suche nach Gott, Spiritualität und Erotik schreibt.

Hillesum wurde nach der Besetzung der Niederlande durch NS-Soldaten ins Durchgangslager Westerbork gebracht und am 30. November 1943 in Auschwitz ermordet.

Der Linzer Psychotherapeut und Regisseur Johannes Neuhauser hat nun aus den 700 Tagebuchseiten und einigen Hillesum-Briefen eine verdichtete Theater-Fassung destilliert, die bereits mehrfach – mit viel Applaus bedacht - zur Aufführung gebracht worden ist. Die nächsten Vorstellungen finden am 26. Mai und am 4. Juni in Linz statt.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 6 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl