Savonarola - Der schwarze Prophet

ORF/ZDF/Michael Baum

„Savonarola“ und „Freiheit hinter Klostermauern“

Obwohl er nur ein einfacher Mönch war, zitterten vor ihm Fürsten und selbst der Papst. Der radikale Bußprediger und Revolutionär hätte beinahe im Alleingang das Ende der Renaissance bewirkt. Girolamo Savonarola gilt vielen als die dunkelste Gestalt in einer der faszinierendsten Epochen der Menschheit, der Renaissance.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 19. April 2016 um 22.35 Uhr, ORF 2, Mittwoch , 20. April 2016 um 20.15 Uhr, ORF III

Der Dichterfürst Goethe sah in ihm ein „fratzenhaftes, fantastisches Ungeheuer“, für Martin Luther war er ein „wahrer Heiliger“. Einige der größten Künstler wie Michelangelo, Raffael und Botticelli schufen viele ihrer bedeutendsten Kunstwerke unter dem direkten Einfluss der Lehren Savonarolas.

Dennoch ist er heute weitgehend vergessen. Den Ursachen dafür spürt die Dokumentation „Savonarola – Der schwarze Prophet“, die „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – ebenso nach wie der Frage nach der Aktualität seines Wirkens bis in die Gegenwart.

Seit mehr als 160 Jahren leben die Klosterschwestern des „Karmel St. Josef“ in Innsbruck in strenger Klausur. 2003 haben sie ihr altes Kloster im belebten Stadtzentrum aufgegeben und bewohnen nun einen modernen Neubau außerhalb der Stadt – in größtmöglicher Abgeschiedenheit.

In der „kreuz und quer“-Dokumentation „Gott allein genügt – Von der Freiheit hinter Klostermauern“ von Julia Wallnöfer und Elisabeth Krimbacher erzählen Novizinnen und langjährige Mitschwestern um 23.15 Uhr über die Schwierigkeiten und die Freuden, die dieser radikale Weg bedeutet.

„Savonarola – Der schwarze Prophet“

Girolamo Savonarola (1452–1498) war einer der wortgewaltigsten Prediger, die es je gegeben hat. Zehntausende warteten viele Stunden lang, um im Dom von Florenz seine Stimme zu vernehmen.

Der Mönch aus dem Dominikanerorden, den „Predigerbrüdern“, geißelte in seinen Reden den sündigen Lebenswandel seiner Zeitgenossen ebenso wie die Unmoral der Reichen, der weltlichen und kirchlichen Fürsten. Unerschrocken ergriff er Partei für die Armen und Schwachen.

Seine unheimlichen Prophezeiungen versetzten die Herrscher in Angst und Schrecken, weil manche der todverheißenden Ankündigungen tatsächlich eintraten. Auf dem Höhepunkt seiner Macht riss Savonarola die Herrschaft über das reiche und prächtige Florenz, damals eine Weltmetropole, an sich und errichtete einen Gottesstaat.

Eine von ihm gegründete Kinderpolizei durchstreifte die Stadt und terrorisierte alle angeblichen Frevler: Geldwechsler, Liebespaare und zu aufreizend gekleidete Frauen. Savonarola wurde bald sogar zur Gefahr für das gesamte Papsttum: Mit Alexander VI. Borgia, einem der berüchtigtsten Päpste in der Geschichte des Vatikans, geriet er in einen unerbittlichen Zweikampf.

Gemeinsam mit seinem Sohn Cesare schreckte Alexander vor keiner Bluttat zurück – mehrere Mordanschläge auf Savonarola scheiterten nur knapp. Schließlich sollte ein Gottesurteil, die sogenannte Feuerprobe, darüber entscheiden, ob der charismatische Mönch ein Prophet Gottes oder ein teuflischer Verführer ist.

Dem Schicksal des Propheten von Florenz wird an den Originalschauplätzen und in den Archiven von Florenz und Rom nachgegangen. Aufwendige Inszenierungen mit Schauspielern ergänzen die wissenschaftliche Spurensuche und lassen Zeit und Person Savonarolas wieder lebendig werden.

Ein Film von Jan Peter und Yuri Winterberg

Klostermauern

ORF/Neue Sentimental Film/Elisabeth Krimbacher

„Gott allein genügt – Von der Freiheit hinter Klostermauern“

Den Karmelitinnen ist es nur in Ausnahmefällen gestattet, das Klostergelände zu verlassen, Besuch von Angehörigen darf in einem Sprechzimmer empfangen werden. Ein Gitter trennt dabei die Gäste von den Schwestern. Ihr gesamtes Leben widmen die Karmelitinnen der kontemplativen Nachfolge Christi und dem Gebet, das sieben Stunden des Tages einnimmt.

Während der Hausarbeiten Kochen, Nähen, Gartenarbeit und Hostienbacken wird geschwiegen, in der Rekreationsstunde nach dem Mittag- und Abendessen dürfen sich die Schwestern unterhalten. Für das Filmprojekt wurde die Klausur aufgehoben – eine seltene Geste der Karmelitinnen, die das Ziel hat, den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in ihre tiefe Spiritualität zu gewähren.

Wir müssen uns losreißen von allem Geschaffenen: Eine Karmel-Gemeinschaft darf aus maximal 21 Schwestern bestehen, so lautet die Karmel-Regel. Denn nur in einer Kleingruppe ist das dem Kollegium Christi nachempfundene Gemeinschaftsleben in der geforderten Konzentration und Intensität möglich.

Gehorsam, Ehelosigkeit, Armut sowie die absolute Hingabe an die Liebe Gottes machen das kontemplative Apostolat zur radikalen Lebensform, die in ihrer Praxis im Widerspruch zu allen Wünschen und Ansprüchen einer modernen Existenz steht.

Ein intensives Leben ohne Fernsehen, Shopping, Musik, ohne Reisen, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Kinder, Karriere, Geld und ohne Sexualität? Ein intensives Leben, eingesperrt auf 200 Quadratmetern und in gleichbleibender Monotonie? Ein intensives Leben, das in der Aufgabe von allem besteht, was ein modernes „Ich“ ausmacht?

Die innere Burg: Was für den Durchschnittsmenschen wie ein bizarres Experiment klingt, ist in seiner realen Ausprägung der Versuch, dem Sinn des Lebens durch die enge Beziehung zu Gott näherzukommen. Ein innerer Reichtum und eine andere Art von Freiheit, die sich erst durch die jahrelange Übung und durch die Auseinandersetzung mit sich und den anderen einstellt. Die Karmelitinnen sehen das Leben in ihrem Kloster wie eine lange Reise: ein Weg zur Vollkommenheit, der über das Menschsein führt.

Ein Film von Julia Wallnöfer und Elisabeth Krimbacher