eine fast unmögliche Freundschaft

ORF/Peter Beringer

„Eine fast unmögliche Freundschaft“

„Eine fast unmögliche Freundschaft“: „kreuz und quer“ begleitet einen Rabbi, einen Pfarrer und einen Imam ins Heilige Land. Außerdem Diskussion zum Thema „Was ist eine gute Religion?“

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 07. Juni 2016 um 23.35 Uhr, ORF 2, Mittwoch , 08. Juni 2016 um 20.15 Uhr, ORF III

Treffen einander ein Rabbi, ein Pfarrer und ein Imam … Was wie der Beginn eines Witzes klingt, hat sich tatsächlich ereignet: „kreuz und quer“ hat die drei Herren aus Österreich ins Heilige Land begleitet, wo sie gemeinsam die bedeutendsten Pilgerorte ihrer Religionen aufgesucht und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Religionen gesprochen haben:

Rabbi Schlomo Hofmeister, Pfarrer Ferenc Simon und Imam Ramazan Demir. Mit ihrer Reise unternehmen die drei – gemeinsam mit Studierenden – einen scheinbar unmöglichen Versuch. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung stehen einander die drei Religionen distanziert gegenüber.

Zudem bedeutet die Befolgung der Regeln der jeweiligen Religion auch sich abzugrenzen: Männer von Frauen, Muslime von Juden, Juden von Christen. Es bedeutet unterschiedliche Zeiten einzuhalten, in denen man betet, fastet, arbeitet, keiner Arbeit nachgehen soll. Es bedeutet, bestimmte Orte nicht aufsuchen zu dürfen. Es bedeutet, dass Gemeinsamkeit oft nicht möglich ist. Dass dennoch nicht nur ein Nebeneinander, sondern ein Miteinander und sogar Freundschaft über Religionsgrenzen hinweg möglich ist, dokumentiert Peter Beringers Film „Eine fast unmögliche Freundschaft“, den „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel zeigt.

Um 23.20 Uhr folgt eine „kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Was ist eine gute Religion?“. Es diskutieren der Religionstheologe Karl-Josef Kuschel, die Philosophin und Publizistin Isolde Charim, der Religionswissenschafter Wolfram Reiss sowie der Philosoph Konrad Paul Liessmann. Moderation: Michael Hofer.

„Eine fast unmögliche Freundschaft“

Zur Route der Reisegruppe gehören die wichtigsten Heiligtümer der drei abrahamitischen Religionen: West- oder Klagemauer und Davidsgrab, Grabeskirche und Tempelberg mit der Al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom; Betlehem, Geburtsort Jesu, und Hebron, Begräbnisort des Patriarchen Abraham, auf den sich alle drei Religionen berufen. Den Ölberg, wo nach Überzeugung aller entweder am Ende der Zeiten der Messias erscheinen soll – oder schon erschienen ist. Sie gelangen nach Abu Gosch, ein arabisches Dorf in Israel, in dem Araber und Juden weitgehend ohne Probleme zusammenkommen und sich die Benediktinermönche des dort ansässigen Klosters in dieses Miteinander einbringen, und Masada am Toten Meer, Ort eines verzweifelten Kampfes der Juden gegen die römischen Besatzer um 70 nach Christus.

Gemeinsam besuchen Rabbi, Pfarrer und Imam die Heilige Stadt und die heiligen Stätten der unterschiedlichen Religionen, sie zeigen sich gemeinsam in der Öffentlichkeit, diskutieren untereinander und mit Fremden über religiöses Leben und religiöse Praxis, und sie leben auch die Unterschiede. Dass dennoch das Gemeinsame im Vordergrund steht, ist keineswegs selbstverständlich, sondern sehr brisant – vor allem vor dem Hintergrund des politischen Nahostkonflikts, der auch das Friedenspotential der drei Religionen herausfordert.

Wie sich auf der Reise zeigt: Dies kann auch der andere akzeptieren – jenes nicht. Diese Grenzen des Dialogs sind zugleich Anhaltspunkte: Hier kann man einhaken, fragen, hinterfragen, einander kennenlernen und besser verstehen. Jeder hat eine ganz eigene Version der menschlichen Geschichte und der Geschichte der eigenen Religion – und der Religion des anderen. Das kann trennen, den Blick auf die Sicht des Nächsten verdecken. Doch indem man es gegenseitig erklärt, eröffnet sich auch eine Möglichkeit, trotz der Unterschiede zusammenzuleben – auch in Europa.

Christentum, Islam, Judentum: Die gegenseitigen Begegnungen waren über Jahrhunderte oft von Verdächtigungen und Distanz, Feindschaft und Unterdrückung der jeweils Andersgläubigen und sogar von Krieg geprägt. In vielen Weltgegenden ist das Zusammenleben bis heute mehr als schwierig; Feindschaft und selbst Vertreibungen haben in den vergangenen Jahrzehnten wieder an Brisanz zugenommen. Religion wird für politische Zwecke instrumentalisiert. Zugleich ist Religion in Gefahr, politische Macht für sich zu nützen.

Dass es den drei großen monotheistischen Religionen dennoch möglich ist, sich zu verständigen, die Gemeinsamkeiten hervorzuheben und zu einem produktiven Zusammenleben zu kommen, das wollten der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, der katholische Pfarrer Ferenc Simon und der Imam und islamische Gefängnisseelsorger Ramazan Demir, alle drei aus Wien, beweisen – durch ihre gemeinsame Reise ins Heilige Land. Ein Film über das nicht immer leichte, aber mögliche Miteinander von Juden, Christen und Muslimen.

Ein Film von Peter Beringer

Diskussion zum Thema „Was ist eine gute Religion?“

Religion steht heute im Verdacht, ideologieanfällig und sogar gewaltbereit zu sein. Jedoch ist Religion mehr als eine Ideologie oder Weltanschauung: Sie hat den Anspruch, „im Namen Gottes“ dem Heil der Menschen zu dienen. Wie kann Religion den Versuchungen des Fundamentalismus entgehen? Wie können – vor allem Judentum, Christentum und Islam – mit ihren Wahrheitsansprüchen dialogfähig bleiben? Was ist eine gute Religion – für ihre Gläubigen und für die anderen?