Burkaverbot

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Kontroverse um Muslime: „Burka-Verbot“ in bulgarischer Stadt

Kontroverse um Muslime: „Burka-Verbot“ in bulgarischer Stadt | Eine Herde von Hirten: Orthodoxie in schwierigen Zeiten | Alle Jahre wieder….: Die „Lange Nacht der Kirchen“ | Als „Abtrünnige“ verfolgt: Neue Heimat für Waldenser in Uruguay

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
12.06.2016, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 14.06.2016, 10.30 Uhr, ORF III

Kontroverse um Muslime: „Burka-Verbot“ in bulgarischer Stadt

In Bulgarien hat nun erstmals eine Stadt ein „Burka-Verbot“ verhängt: Der Stadtrat der 70.000-Einwohnerstadt Pasardschik hat fast einstimmig das Tragen eines Niqab (Gesichtsschleier, der ein kleines Sichtfeld für die Augen frei hält) – in Bulgarien auch „Burka“ genannt – im öffentlichen Raum verboten. In Pasardschik bekennen sich viele der rund 35.000 Roma zum Islam, die in einem Getto am Rande der Stadt leben.

Die meisten dieser Roma sind nach der politischen Wende zum Islam konvertiert. Das Tragen eines Niqab oder gar einer Burka, also einer kompletten Vollverschleierung, hatte weder in Pasardschik noch in anderen Städten Bulgariens Tradition. Erst in den vergangenen vier, fünf Jahren sind vereinzelt Frauen mit Niqab in den Straßen von Pasardschik zu sehen gewesen. Ihr öffentliches Auftreten hat allerdings zu großer Verunsicherung und heftigen Diskussionen in Pasardschik geführt.

Viele Bürger sind überzeugt, dass Frauen mit Niqab oder Burka passive Kämpfer eines langsam aufkommenden „Krieges“ zwischen Islam und Orthodoxie sind. Behauptet wird – auch wenn es dafür keine seriösen Belege gibt - dass Frauen von radikalen türkischen Islamisten für das Tragen von Niqab oder Burka bezahlt werden.

Bericht: Ernst Gelegs, Länge: 7 Minuten

Eine Herde von Hirten: Orthodoxie in schwierigen Zeiten

„Heiliges und Großes Konzil“ heißt die panorthodoxe Synode, die am 19. Juni mit einem feierlichen Pfingstgottesdienst in der Kathedrale der kretischen Hauptstadt Iraklio (früher auch: Heraklion) eröffnet werden soll. Zum ersten Mal seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 787 lädt eine große Kirchenversammlung alle orthodoxen Kirchen – die insgesamt geschätzte 250 Millionen Gläubige repräsentieren - an einen Tisch.

Aber das ist nicht so einfach. Schwere Auseinandersetzungen über die im Vorfeld erarbeiteten Konzilstexte und über Verfahrensfragen sowie der Beschluss der bulgarischen Kirche, dem Konzil fernzubleiben, haben das Unternehmen an den Rand einer Absage gebracht. „Einheit ist ein langsamer und schmerzhafter Prozess“, sagte ein Sprecher des Ökumenischen Patriarchen, der sich zuletzt entschlossen zeigte, das Konzil trotz aller Schwierigkeiten zu einem guten Ende zu bringen.

Auch auf lokaler Ebene sind Bemühungen im Gang, deutlich zu machen, dass die Nationalkirchen („russisch-orthodox“, „griechisch-orthodox“, „serbisch-orthodox“ etc.) nicht voneinander getrennt sind, sondern zu einer gemeinsamen Kirche gehören. In Österreich wurde daher eine Orthodoxe Bischofskonferenz ins Leben gerufen.

Eigentlich sollte es nach kanonischer Vorschrift auch in den Gebieten der Diaspora nur einen orthodoxen Bischof pro Diözese geben. Doch das ist derzeit noch Zukunftsmusik. Auch in Österreich, wo sich gleich mehrere Bischöfe („Herde von Hirten“) um jeweils „ihre“ Gemeinden kümmern.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 6 Minuten

Alle Jahre wieder….: Die „Lange Nacht der Kirchen“

Wummernde Bässe und helle Choräle, rhythmische Tänze und stille Meditation, spannende Vorträge und heiße Diskussionen: Auch in diesem Jahr kann die „Lange Nacht der Kirchen“ – ein ökumenisches Großprojekt unter katholischer „Federführung“ – auf ein reichhaltiges Programmangebot verweisen, das in ganz Österreich zum Mitmachen, Zuhören und Zusehen einladen möchte.

Von 3000 Programmpunkten in rund 700 Kirchen weiß die Veranstaltungsbroschüre zu berichten. Hunderte Kirchen und Pfarrhöfe verschiedener christlicher Konfessionen öffnen jedenfalls auch in Wien am 10. Juni ihre Pforten. Einerseits für ein ohnehin „kirchen-affines Publikum“, andererseits aber auch ganz deklariert für Besucherinnen und Besucher, die neu mit Kirchengemeinden und kirchlichem Leben in Kontakt kommen wollen.

Die „Orientierung“ besucht – begleitet von der Schriftstellerin Julya Rabinowich und dem Pianisten Paul Gulda – ausgewählte Stationen der „Langen Nacht der Kirchen“ in Wien.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 6 Minuten

Als „Abtrünnige“ verfolgt: Neue Heimat für Waldenser in Uruguay

Weit zurück reichen die Wurzeln der Kirche der Waldenser: Schon im 12. Jahrhundert entstand sie aus einer Laienbewegung. Der Gründer war ein reicher Kaufmann aus Lyon namens Petrus Valdes, der den Großteil seines Vermögens an Arme verteilte und Wanderprediger wurde. Kirchliche Hierarchie und ein Monopol des Klerus im Blick auf die Auslegung der Bibel lehnte er ab.

Und so finanzierte er, mit einem Teil seines Geldes, Bibelübersetzungen aus dem Lateinischen in die jeweilige Volkssprache – ein Reformer, rund vier Jahrhunderte vor dem Reformator Martin Luther. Als Teil der protestantischen Gemeinschaft sehen sich die Waldenser heute.

In Europa lange Zeit verfolgt, haben viele von ihnen Zuflucht in anderen Teilen der Erde gesucht und gefunden – so auch in Uruguay, vor etwa 150 Jahren, wo die „Colonia Valdense“ entstanden ist, in der noch heute waldensische Traditionen hoch gehalten werden.

Bericht: Julieta Rudich, Länge: 6 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl