Du sollst Vater und Mutter pflegen

ORF/Posch TV/Ursula Merzeder

Du sollst Vater und Mutter pflegen

Einen an Alzheimer oder einer anderen Demenzerkrankung leidenden Menschen rund um die Uhr zu pflegen – und das oft jahrelang – stellt Betreuende vor enorme Herausforderungen und vor Probleme, die nicht selten unlösbar scheinen.

Logo von Kreuz & Quer

ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 09. August 2016
um 23.10 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 10. August 2015
um 20.15 Uhr, ORF III

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – zeigt Ruth Deutschmanns Dokumentation „Du sollst Vater und Mutter pflegen!“, die pflegende Angehörige in den Blick nimmt, deren Schwierigkeiten und Probleme thematisiert, aber auch Möglichkeiten vorstellt, mit der belastenden Situation besser zurechtzukommen.

In der anschließenden „kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Das Alter als letzte Gelegenheit“ diskutieren um 23.10 Uhr Schauspielerin Lotte Tobisch, Erziehungswissenschafterin Marianne Gronemeyer, Philosoph Franz Josef Wetz und Gesundheits- und Pflegewissenschafterin Sabine Pleschberger. Die Diskussion leitet Günter Kaindlstorfer.

„Du sollst Vater und Mutter pflegen!“

In Österreich leiden derzeit etwa 130.000 Menschen an einer Form von Demenz – Tendenz steigend. Expertinnen und Experten rechnen bis 2050 sogar mit einer Verdoppelung der Zahl: Vermutlich werden dann mehr als eine Viertelmillion Menschen an einer demenziellen Erkrankung leiden – mit allen komplexen Auswirkungen, die diese für die Betroffenen und ihre Umwelt hat.

Die Filmemacherin Ruth Deutschmann stellt Betroffene aus der Steiermark und Kärnten vor, die rund um die Uhr betreut werden müssen. Die meisten von ihnen wollen daheim, in ihren eigenen vier Wänden, leben. Somit ruht die Last der Betreuung auf den Schultern von Angehörigen, in der Regel auf denen von Frauen.

Mit wenigen Ausnahmen sind es die Ehefrauen oder Töchter, die als pflegende Angehörige – neben ihrem Beruf, der Kindererziehung, dem Haushalt – die häusliche Betreuung von Menschen mit Desorientierung übernehmen – und dabei oft an ihre Belastungsgrenzen stoßen.

Nicht selten haben sie über kurz oder lang mit schweren Erschöpfungszuständen zu kämpfen und fühlen sich im Alltag aufgerieben zwischen der Verpflichtung, die sie übernommen haben, und den eigenen Bedürfnissen.

Es bleiben oft nicht nur die eigenen Wünsche und Sehnsüchte auf der Strecke, in vielen Fällen brechen Partnerschaften und Familien deswegen auseinander. Dazu kommt, dass Demenz und Verwirrtheit in unserer Gesellschaft heute noch ein Tabuthema sind und sich nicht nur Betroffene stigmatisiert fühlen, sondern auch deren Angehörige.

Zu den Möglichkeiten, die schwierige Situation als pflegender Angehöriger besser in den Griff zu bekommen, gehört die sogenannte Validation, die von der US-Psychologin und Gerontologin Naomi Feil entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um die Theorie und Praxis einer Kommunikationsform, die auch dazu beitragen kann, dass der Alltag von desorientierten, dementen Menschen und Angehörigen – oder dem Pflegepersonal – möglichst konfliktfrei gestaltet werden kann.

Zu Wort kommen neben der Begründerin der sogenannten Validations-Methode, Naomi Feil, u. a. die Krankenhausseelsorgerin, Altenbetreuerin und Validationslehrerin Sr. Anaclet vom Kloster Wernberg in Kärnten, der Grazer Neurologe und Alzheimerexperte Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt sowie Lotte Lettner, Leiterin der Seniorenheimstätte Sekirn am Wörthersee, und die Vizepräsidentin der Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria, Monika Natlacen.

Ein Film von Ruth Deutschmann

Günter Kaindlstorfer

ORF/Hans Leitner

„kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Das Alter als letzte Gelegenheit“

Als eigene Lebensphase wurde das Alter – kulturgeschichtlich betrachtet – erst vor Kurzem „entdeckt“: Die Lebenserwartung ist gestiegen, die Gesundheitsversorgung hat hohes Niveau. Dadurch sind agile Senioren auch zum Wirtschaftsfaktor geworden.

Ist das Alter die „letzte Gelegenheit“, möglichst viel Aktivität in diese verbleibende Zeitspanne zu packen? Ist eine Antriebsfeder der umsatzfördernden Hektik auch der Transzendenzverlust in der westlichen Welt, weil die Hoffnung über den Tod hinaus schwindet? Wie kann das drängendere Bewusstwerden von Grenzen, Krankheit und Vergänglichkeit zu Lebensweisheit reifen? Und welche Bedeutung hat dabei das Einüben einer recht verstandenen „Kunst des Sterbens“?

Darüber diskutieren:

  • Schauspielerin Lotte Tobisch
  • Erziehungswissenschaftlerin Marianne Gronemeyer
  • Philosoph Franz Josef Wetz
  • Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Sabine Pleschberger