Mutter Teresa

ORF/MR-Film

Mutter Teresa: Heilige der Dunkelheit und „Alles was gerecht ist“

Anlässlich der Heiligsprechung Mutter Teresas durch Papst Franziskus zeigt „kreuz und quer“ das Porträt „Mutter Teresa – Heilige der Dunkelheit“. Danach die Dokumentation „Alles was gerecht ist“.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 30. August 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 31. August 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

Anlässlich der Heiligsprechung Mutter Teresas am 4. September 2016 durch Papst Franziskus in Rom – ORF 2 überträgt live ab 10.00 Uhr – zeigt „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel um 22.35 Uhr in ORF 2 das von Maria Magdalena Koller gestaltete Porträt „Mutter Teresa – Heilige der Dunkelheit“.

Alle fordern sie, alle reklamieren sie für sich, aber wie steht es tatsächlich um sie, und was bedeutet sie, die Gerechtigkeit? Die Dokumentation „Alles was gerecht ist“ von Kurt Langbein und Judith E. Innerhofer analysiert um 23.25 Uhr anhand dreier Familiengeschichten, wie es um die Verteilung von Chancen, Vermögen, Glück und Gesundheit in unserer Gesellschaft steht.

Mutter Teresa

ORF/MR-Film

„Mutter Teresa – Heilige der Dunkelheit“

„Wenn es keinen Gott gibt, kann es auch keine Seele geben. Wenn es keine Seele gibt, dann, Jesus, bist du auch nicht wahr!“ Wohl kaum jemand würde vermuten, dass diese Sätze von Mutter Teresa stammen. Von jener engagierten Missionarin, die ihr Leben in den Dienst der Armen gestellt hat und sich der Weltöffentlichkeit stets als „Dienerin Gottes“ präsentierte.

Diese persönlichen Aufzeichnungen, die im Zuge von Mutter Teresas Seligsprechung an die Öffentlichkeit gelangten, bringen das Bild von der „frommen Nonne“ jedoch gehörig ins Wanken. Wie passen solche Sätze zu dieser aufopfernden Ordensfrau in weißem Sari und abgetragener Wollweste, die längst zur moralischen Ikone des 20. Jahrhunderts wurde? Sind es die Hilfeschreie einer körperlich und spirituell erschöpften Frau, die auf diese Weise ihr „Burn-out“ vor der Welt verbergen wollte? Ist es Hysterie oder sind es Erfahrungen der Abwesenheit Gottes, wie sie nur „mystisch begabte Christen“ haben?

Das sind die Fragen, denen in diesem filmischen Porträt über Mutter Teresa nachgespürt wird. Sie werfen ein völlig neues Licht auf die weltberühmte Missionarin, deren Lebensgeschichte wie ein modernes Märchen klingt, deren spirituelle Krise jedoch zu einem schweren Konflikt führte, an dem sie beinahe zerbrochen wäre. Denn die Frau, die für ihr Leben mit den Bettlern und Sterbenden in den Slums von Kalkutta weltweit Anerkennung erfahren hat, fühlte sich innerlich einsam und ausgebrannt: „Der Platz Gottes in meiner Seele ist leer – in mir ist kein Gott – Der Schmerz des Verlangens groß – und dann fühle ich nur dies – Er will mich nicht!“, schrieb sie an ihren geistlichen Begleiter, den Jesuitenpater Joseph Neuner.

Fast 40 Jahre dauerte Mutter Teresas Liebes- und Leidensgeschichte mit Gott. Trotz ihrer tiefen Zweifel aber hat sie weitergemacht und durch ihre Arbeit das Gewissen der Welt herausgefordert. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen. Knapp vor ihrem Tod umfasste ihre Ordensgemeinschaft 543 Häuser in 115 Ländern. Für Regierungschefs und Celebritys gehörte ein Treffen mit Mutter Teresa zum Pflichtprogramm. Doch die lächelnde Ordensfrau, die sich mit den Reagans und Clintons vor die Kameras stellte, durchlebte ihr persönliches Golgotha. Nur Pater Neuner wusste, wie es tatsächlich um sie stand: „Mein inneres Leben wird immer schwerer zu leben. Beten Sie für mich Pater, dass ich nach außen hin die Freude bewahren kann. Ich täusche die Menschen, mit dieser Waffe“, heißt es in einem der vielen Briefe an ihren Vertrauten.

Mutter Teresas Lebensgeschichte erschüttert und provoziert gleichermaßen, denn sie berührt die Grundfragen der menschlichen Existenz: Warum müssen wir leiden und warum lässt Gott das zu? Fragen, die „die Heilige von Kalkutta“ ihr Leben lang quälten. Doch sie hat es nicht gewagt, sie öffentlich auszusprechen. In dem Film, einer Koproduktion von ORF, ZDF und ARTE, werden sie gestellt. Antworten kommen von ihren Vertrauten wie ihrem Beichtvater Pater Neuner, der sich als 100-Jähriger erstmals öffentlich zu Mutter Teresas Seelenleben geäußert hat. Aber auch von der renommierten Psychiaterin Margot Schmitz, die den Ursachen ihres Leidens auf den Grund geht.

Ein Film von Maria Magdalena Koller

Franz von Assisi: Mann mit Bart in brauner Robe mit weißen Vögeln auf der Schulter.

ORF/Tellux Film

„Alles was gerecht ist“

Der Film – eine Koproduktion von ORF, Langbein & Partner und BMBF – zeigt, dass Hoffnungen, Ängste, Alltagssorgen der Familien ebenso unterschiedlich sind wie die Gedanken der einzelnen Familien und Familienmitglieder zu Fragen von Gerechtigkeit, Freiheit, Glück:

Die Unternehmerfamilie: Seit Generationen vererben die Gmachls Betrieb und Vermögen in Elixhausen, Salzburg. „Ich hätte es schlechter erwischen können“, sagt Michaela Gmachl, die das Superior-Hotel weiterführt. Ihre jüngste Schwester bekam ein anderes Hotel zum Ausgleich geschenkt, die dritte Schwester eine Tierarzt-Praxis. In Sachen Verteilung scheint die Sache klar: Das Vermögen der reichsten zehn Prozent wächst pro Stunde um 3,2 Millionen Euro, fast dreimal so schnell wie jenes der restlichen 90 Prozent. Und Vermögen wird hauptsächlich an jene vererbt, die schon besitzen: Von den ärmsten zehn Prozent der Österreicher erbt nur jeder Zehnte – durchschnittlich knapp 16.000 Euro. Von den reichsten zehn Prozent erben rund zwei Drittel, durchschnittlich 312.900 Euro. Und zwar pro Kopf.

Die Mittelstandsfamilie: „Ich bin ein Glückskind“, sagt Philosoph Clemens Sedmak, der mit Frau und drei Kindern in Seekirchen lebt. Bildung ist ihr oberstes Gut – und Bildung wird in Österreich mehr als anderswo vererbt. Zugleich versuchen die Sedmaks innerhalb der Familie das Experiment Gerechtigkeit. Kann das zumindest im Kleinen gelingen? Clemens Sedmak, Professor am King’s College in London, beobachtet aber auch den Zustand der österreichischen Gesellschaft: „Es ist ärgerlich, dass die, die haben, noch mehr bekommen. Das ist für ein Gemeinwesen nicht gut.“ 1976 teilten sich die reichsten 20 Prozent der Österreicher rund 40 Prozent des gesamten Lohneinkommens, die ärmsten 20 Prozent mussten sich mit 4,8 Prozent begnügen. Mittlerweile ist der Anteil der Ärmsten noch weiter geschrumpft, auf nur mehr 1,9 Prozent. Und das Fünftel der Topverdiener kassiert schon fast die Hälfte aller Einkommen.

Die sozial Schwachen: Die Großeltern haben ihr Leben lang schwer gearbeitet, aber für die Kinder bleibt kaum etwas an Startvorteilen. Und deren Kinder brechen die Schule wieder ab. Männer ohne Pflichtschulabschluss leben um acht Jahre kürzer als Akademiker. Und der Durchschnittsösterreicher ist im Lauf des Lebens um acht Jahre länger krank als Menschen in den skandinavischen Staaten. Warum? Der Film macht sich auf die Suche nach Antworten – und begegnet in Dänemark Menschen und Modellen, die deutlich gerechter sind.

Ein Film von Kurt Langbein und Judith E. Innerhofer