Niki Glattauer mit Schülerinnen in Barcelona

ORF/Meta Film/Michael Cencig

Gelassenheit - Ein göttlicher Zustand? und Das Leben vergeht schnell genug - Entschleunigung und Ruhestand

„Ich bin ungeduldig, ich bin aufbrausend – also nicht unbedingt das, was man mit Gelassenheit verbinden würde“, sagt Niki Glattauer, Buchautor und Lehrer an einer Neuen Mittelschule in Wien.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 20. September 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 21. September 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

Dennoch kann er sich mit dem Thema dieser Doku identifizieren: „Ich glaube, bei Menschen, die sehr emotional reagieren – das tu ich – da ist die Gelassenheit vielleicht sogar die Voraussetzung dafür, dass man das darf.“

In Michael Cencigs Film „Gelassenheit – Ein göttlicher Zustand?“, den „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel um 22.35 Uhr zeigt, geht es nicht um die hehre und vollkommene Gelassenheit, die durch nichts zu erschüttern ist.

Es geht um Menschen, die versuchen, sich auch unter schwierigen Bedingungen ihren Emotionen nicht völlig auszuliefern, die Gelassenheit als Ressource begreifen, an der man ein Leben lang arbeiten kann. Um 23.20 Uhr folgt die Dokumentation „Das Leben vergeht schnell genug“, in der sich Michael Cencig mit den Themen „Entschleunigung und Ruhestand“ beschäftigt.

„Gelassenheit – Ein göttlicher Zustand?“

„Gelassenheit hat sehr viel damit zu tun, wie gut ich als Mensch geerdet bin und wie gut ich in meiner Basis ruhen kann“, spricht der Unternehmer Ernst Gugler aus eigener Erfahrung: „Ich habe als Kind nicht dieses warme Nest bekommen, in dem ich geschützt aufwachsen konnte.

Und das begleitet mich auch jetzt als Großvater noch. Da fehlt mir dieses Urvertrauen, dass das, wie es jetzt ist, nicht besser sein könnte, auch wenn’s im Äußeren noch so scheiße ausschaut.“ Gabriele Kypta begleitet Führungskräfte wie Ernst Gugler. Eines ihrer Seminare nennt sich „Führungstool Gelassenheit“.

Für Gabriele Kypta geht es im Wesentlichen darum, „Zeit zu gewinnen – und wenn es nur ein ganz kurzer Moment ist –, zu entscheiden, will ich jetzt in diese Emotion hineingehen oder nicht. Das ist für mich Gelassenheit – dass ich eine Wahl habe. Die habe ich sonst nicht, wenn mich meine Gedanken so treiben und der Stress und die Wut …“

Den roten Faden des Films bildet das kleine rote Büchlein des deutschen Philosophen Wilhelm Schmid mit dem Titel „Gelassenheit – Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“. Dieses Buch hat sich mehr als 400.000-mal verkauft – ein untrügliches Indiz dafür, dass Gelassenheit – bzw. der Mangel daran – mittlerweile für viele Menschen Thema ist.

In der „kreuz und quer“-Doku kommen neben den Genannten auch eine Bäuerin und Hüttenwirtin, ein Palliativmediziner, eine siebenfache Mutter und eine Arbeitslose zu Wort. Und Wilhelm Schmid selbst, der die wichtigsten Lebensbereiche benennt, in denen Gelassenheit zum einen geboten ist und zum anderen geübt werden kann: im Umgang mit Lüsten und Glück, im Umgang mit Schmerzen und Unglück und – last but not least – im Umgang mit der Unausweichlichkeit des Todes:

„Gelassenheit ist, was wir gewinnen können, wenn wir älter werden. Ein Schritt auf dem Weg zu ihr ist, eine Haltung zur Grenze des Lebens zu finden, die näher rückt. In unmoderner Zeit hielt sich die Unruhe angesichts des Todes in Grenzen. Das war etwas, das musste man auch hinter sich bringen.

Nur für moderne Menschen ist das so eine große Fragwürdigkeit geworden. Und deswegen ist es wichtig, eine Haltung dazu zu finden, um damit leben zu können.“ Niki Glattauer hat diese Haltung für sich gefunden, wenn er gegen Ende der Doku bekennt: „Ich bin ein gläubiger Mensch. Da kommt noch eine gewisse Gelassenheit dazu.

Das Vertrauen darauf, dass dieses Leben nicht das Einzige ist, zieht sich bei mir durch viele Bereiche und erleichtert mir das Leben ungemein. Weil ich’s nicht so ernst nehm. Ich nehm’s ernst im Sinn von ich tu – aber es hängt mein Leben nicht vom Leben ab, sozusagen.“

Ein Film von Michael Cencig

„Das Leben vergeht schnell genug – Entschleunigung und Ruhestand“

Steckt man mitten im Berufsleben, klagt man nur allzu oft über das Hamsterrad, in dem man läuft und läuft und läuft. Ab dem Tag der Pensionierung steht dieses plötzlich still.

Die größte Herausforderung besteht darin, sich selbst eine zufriedenstellende Struktur zu geben und jenseits des Jobs Sinn im Leben zu finden. Glaubt man Experten, dann laufen rund ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher Gefahr, einen Pensionsschock zu erleiden.

Besonders betroffen sind Männer, Menschen, die in Jobs mit hohem Sozialprestige tätig waren, und Personen, die ihren Job sehr gerne ausüben, den Großteil ihrer Sozialkontakte aus ihrem Arbeitsumfeld beziehen und andere Interessen zugunsten ihres Berufs zurückgestellt haben.

Sie sind gefährdet, in ein sogenanntes „schwarzes Loch“ zu fallen, mit ihrer Zeit nichts mehr anzufangen zu wissen und depressiv zu werden. Was passiert in den Köpfen derer, die gestern noch die Fäden in der Hand hielten, große Geschäftsabschlüsse entschieden und interessante Positionen zu vergeben hatten?

Wie bereiten sich Menschen auf ihre „Entschleunigung“ vor? Wo finden sie Sinn im Leben? Wie gestalten sie ihre Lebensphase nach der Erwerbsarbeit? Und: Wie bereitet man sich gut auf die Phase des „Ruhestandes“ vor?

Ein Film von Michael Cencig