Die Weltverbesserer

ORF/Meta Film

Die Weltverbesserer und das geheime Leben der Amish

Flucht und Migration sind für Menschen oft der letzte Ausweg, wenn sie zu Hause keine Zukunft sehen. Statt tatenlos zu warten, bis die Armen sich auf den Weg machen, wollen Ordensleute vom Stift Admont dort helfen, wo Not entsteht. Und ein Porträt über Familie, Leben und Glauben der Amish.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 27. September 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 28. September 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 29. September 2016
11.50 Uhr, ORF 2
Nur „Das geheime Leben der Amish“

Doris Appel präsentiert „kreuz und quer“ zunächst mit „Die Weltverbesserer“ einem Film von Michael Brauner und Christian Schüller über Menschen, die helfen und selbst mit anpacken, statt die Hände in den Schoß zu legen. Danach geht es ab 23.10 Uhr mit dem gefühlvollen Porträt „Das geheime Leben der Amish“ weiter, in der eine Familie Einblicke in das eigene Leben innerhalb der Amish-Gemeinde gewährt.

Die Weltverbesserer

Flucht und Migration sind für Menschen oft der letzte Ausweg, wenn sie zu Hause keine Zukunft sehen. Statt tatenlos zu warten, bis die Armen sich auf den Weg machen, wollen Ordensleute vom Stift Admont dort helfen, wo Not entsteht. Zum Beispiel in einem Roma-Dorf in Siebenbürgen. Sie folgen dabei dem Beispiel eines Wiener Installateurs. Der betreibt seit über 20 Jahren ein Selbst-Hilfe-Projekt, das er mit eigenen Händen aufgebaut hat.

Hilfe zur Selbsthilfe so umsetzen, dass sie über den Augenblick hinaus wirksam ist, darum bemüht sich der Entwicklungshelfer Gerhard Spitzer seit 20 Jahren – in einer für Roma desolaten Welt. Zusätzlich zur Verteilung von dringend benötigten Lebensmitteln und Medikamenten betreibt er Sozialarbeit bei denen, für die es kaum Entwicklung gibt. Er repariert Dächer, gräbt Kanäle, legt Leitungen und kümmert sich vor allem um die Ausbildung der Jugendlichen.

In seiner gemeinnützigen Stiftung in Lucani erhalten sozial benachteiligte Jugendliche eine Ausbildung für Berufe wie Maurer, Installateur oder Tischler. Zusätzlich leistet die österreichisch-rumänische Initiative Sanierungs- und Bauarbeiten auf sogenannten Sozialbaustellen.

Gerhard Spitzer ist schon seit Anfang der 1990er Jahre in Rumänien tätig. Ihm geht es um die Nachhaltigkeit. Er hat ein Konzept entwickelt, auf angekauftem Boden für Roma-Familien kleine Billighäuser mit ein bisschen Infrastruktur zu bauen. Dabei ist er immer wieder auf Sachspender aus Deutschland und Österreich angewiesen – wie jetzt aus Admont.

Im steirischen Admont hat der Professor und Floßmeister Fritz Dirninger gemeinsam mit einigen Patres aus dem Stift und mit dem Segen des Abtes einen Verein gegründet, um die Sozialbaustelle in Rumänien zu unterstützen und mit eigenen Händen anzupacken. Im August ist, so wie im Vorjahr, eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern nach Rumänien gereist, um dort vor Ort Entwicklungsarbeit zu leisten und einige kleine Holzhäuser zu bauen.

Bei ihrem einwöchigen Einsatz in Rumänien kamen die Helfer aus Admont mit der Not und ihren Realitäten in Berührung. Und sie lernten auch die Details tragischer Lebensgeschichten und Sachzwänge kennen. Ein paar Tage Zusammenleben mit den jugendlichen Mitarbeitern der rumänischen Hilfsgemeinschaft, die zuvor selbst einmal hilfsbedürftige Roma-Kinder waren, sind für die Helferinnen und Helfer eine tief gehende Lebenserfahrung.

Ein Film von Michael Brauner und Christian Schüller

Amish

ORF/BBC

„Das geheime Leben der Amish“

David und Miriam Lapp und ihre vier Kinder sind eine Amish-Familie. Sie gehören den sogenannten „Old Order Amish“ an, einer sehr traditionsbewussten und innovationsfeindlichen Richtung innerhalb der Religionsgemeinschaft der Amish.

Die Lapps leben in Lancaster County im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die ersten Amischen, die im 17. Jahrhundert vor der Verfolgung als Ketzer aus Europa geflohen waren, hatten sich hier angesiedelt, und auch heute leben in Pennsylvania noch fast 60.000 Mitglieder dieser täuferisch-reformierten Kirche.

„Old Order Amish“ entsprechen in ihrer Lebensführung sehr den Klischeevorstellungen, die Außenstehende von den Amish haben: Sie lehnen fast alle technischen Errungenschaften der modernen Zeit ab –wie etwa Autos oder elektrischen Strom –, benützen auch im heutigen Straßenverkehr immer noch Pferdefuhrwerke und kleiden sich nach überlieferten Vorschriften, die ihre Welt-Abgekehrtheit unterstreichen sollen.

Doch David und Miriam unterscheiden sich von den meisten Mitgliedern ihrer Kirche in einem entscheidenden Punkt: Sie möchten ihre christlichen Grundwerte auch Andersdenkenden nahebringen, sie fühlen sich als Jünger Jesu berufen, „in die Welt hinauszugehen und das Evangelium zu verbreiten“. Obwohl sie damit riskieren, exkommuniziert zu werden, haben sie zugestimmt, an dem Dokumentarfilm-Projekt von Lynn Alleway teilzunehmen.

Sie haben die Filmemacherin in ihr Zuhause eingeladen und mit der Kamera an vielen Aspekten ihres Lebens teilhaben lassen, die normalerweise vor der Außenwelt verborgen sind. Entstanden ist ein feinfühliges Porträt einer ganz spezifischen Amish-Familie im modernen Amerika.

Einer Familie, die sich in den Werten und Traditionen ihrer Kirche verwurzelt und aufgehoben fühlt, die es aber gleichzeitig „an der Zeit“ findet – wie Miriam sagt – „mit einigen Lügen aufzuräumen, die sie selbst und die Amish so lange geglaubt haben“.

So sind sie nicht mehr bereit, ihre exkommunizierten Freunde zu meiden, denen sie sich in vielerlei Weise verbunden fühlen. Gleichzeitig wollen sie aber auch die Gemeinde nicht vor den Kopf stoßen, denn sie fühlen sich nach wie vor als Old Order Amish. Sie sind sich klar darüber, dass sie mit dieser Haltung ein großes Wagnis eingegangen sind, aber sie versuchen, furchtlos zu sein und das Sendungsgebot Jesu zu befolgen.

Link: Infos über Amish

Eine Dokumentation von Lynn Alleway