Saskia Jungnikl

ORF/Gloriafilm/Helmut Manninger

Die Macht der Dankbarkeit

Grantig und unzufrieden – wer kennt diesen Zustand nicht? In „kreuz und quer“ kommen Menschen zu Wort – auch Prominente –, von denen manche guten Grund zum Raunzen hätten. Einige haben auch schweres Leid durchgemacht. Dennoch sind sie für ihr Leben dankbar.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 04. Oktober 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 05. Oktober 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

Grantig und unzufrieden – wer kennt diesen Zustand nicht? In „kreuz und quer“ kommen Menschen zu Wort – auch Prominente –, von denen manche guten Grund zum Raunzen hätten. Einige haben auch schweres Leid durchgemacht. Dennoch sind sie für ihr Leben dankbar. Danch folgt der Film: „Dich schickt der Himmel“.

Den perfekten Partner zu finden ist so schwierig wie die Teilung des Roten Meers. Davon sind viele orthodoxe Jüdinnen und Juden überzeugt und nehmen nicht nur die Hilfe einer Heiratsvermittlerin in Anspruch, sondern halten sich bei der Partnersuche auch an strenge Regeln.

Die Macht der Dankbarkeit

Der Film von Helmut Manninger und Michael Schubert fragt nach Grund und Wirkungen der Dankbarkeit, die Cicero als „Mutter aller Tugenden“ bezeichnet hat.

Schauspielerin Ursula Strauss erhielt heuer zum dritten Mal den Film- und Fernsehpreis „Romy“ – ein Grund für sie, dankbar zu sein. Dennoch hat sie auch viel durchgemacht: Ein schwerer Verkehrsunfall, der Tod eines geliebten Menschen – Ursula Strauss hat beides erlebt, unmittelbar nacheinander. Es sind schmerzliche Erfahrungen, die sie zu einem bewussteren Menschen gemacht haben. Seit diesen schlimmen Ereignissen sei sie „dankbar, dass ich noch dasein darf“. Vieles schätze sie jetzt noch viel mehr als zuvor. „Alles was dich an Grenzen bringt, bringt dich auch selber weiter“, sagt die Schauspielerin. Und sie meint damit auch Menschen, die sie „zur Weißglut“ bringen.

„Man kann nicht für Leid dankbar sein. Aber man kann trotz und durch Leid dankbar sein“, sagt TV- und Radiomoderatorin Barbara Stöckl. „Es kann einen auch das Leid in eine Lebenssituation führen, in der man eine dankbare Haltung entwickeln kann.“ Nur müsse man vorsichtig sein: „Von außen“ jemand anderem zu raten, er solle doch das Gute im Leid sehen, sei blanker Zynismus.

„Wir leben in einer Welt, in der Milliarden investiert in Werbung, damit man uns glauben und sehen lässt, was uns allen fehlt“, so Barbara Stöckl. Diesem Zeitgeist, der darauf aus sei, ständig neue Bedürfnisse zu wecken, müsse man heute geradezu mit Gewalt entgegenstellen, dass man auch mit weniger zufrieden und dafür dankbar sein könne. Es sei für jeden und jede eine Entscheidung, wie man aufs Leben blicke: „Ob man auf das schaut, was man hat, oder ob man ständig darauf schaut, was man nicht hat“, so Barbara Stöckl, die unter anderem ein Buch mit dem Titel „Wofür soll ich dankbar sein?“ geschrieben hat.

Jesuitenpater Georg Sporschill, der sich seit Jahrzehnten um Straßenkinder in Rumänien kümmert, hat diese als Lehrmeister der Dankbarkeit erlebt: „Hier in Österreich kann ich einem Jugendlichen mit einem Apfel nicht so leicht eine riesen Freude machen. In Rumänien ist das noch möglich.“ Vom Ordensgründer Ignatius von Loyola habe er als Jesuit eine Regel bekommen: „Jeder Jesuit muss mindestens zweimal am Tag danken für die empfangenen Wohltaten“, sagt Pater Sporschill. „Wenn man das tut, überbrückt man auch sehr schwierige Tage – und macht die schönen Tage noch schöner!“

Eine sehr schwere Zeit hat die Journalistin und Autorin Saskia Jungnikl durchgemacht. 2008 hat sich ihr Vater das Leben genommen. Mit ihrem Buch „Mein Papa hat sich erschossen“ hat sich die Südburgenländerin ihren Schmerz von der Seele geschrieben – ein Buch auch für Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Der Tod ihres Vaters habe alles in ihrem Leben verändert. Rückblickend sei sie heute dankbar dafür, dass sie diese Erfahrung sensibel gemacht habe für andere Dinge, auch dass sie die Kraft habe, solche Leiderfahrung durchzustehen. Eine Einsicht, die aber erst langsam hat wachsen müssen.

Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün betont in dem Film die zentrale Bedeutung der Dankbarkeit im Christentum – im Mittelpunkt katholischen Lebens stehe die Messfeier, die Feier der Eucharistie (Danksagung). Der Kustos der Basilika Maria Taferl, Christian Schüller, zeigt aus der Schatzkammer Votivgaben der Dankbarkeit, darunter eine Votivtafel mit Kinderschuh von einem schweren Landwirtschaftsunfall, der Mitte der 1950er Jahre in der Gegend passiert ist. 60 Jahre danach kommt das damalige Unfallopfer, Weinbauer Josef Bockberger aus Fels am Wagram, mit seiner Geschichte zu Wort.

Ein Film von Helmut Manninger und Michael Schubert
Redaktion: Helmut Tatzreiter

Dich schickt der Himmel

ORF

„Dich schickt der Himmel“

Den perfekten Partner zu finden ist so schwierig wie die Teilung des Roten Meers. Davon sind viele orthodoxe Jüdinnen und Juden überzeugt und nehmen nicht nur die Hilfe einer Heiratsvermittlerin in Anspruch, sondern halten sich bei der Partnersuche auch an strenge Regeln.

Nicht mehr als eine Handvoll Treffen, manchmal nicht mehr als 15 Minuten, nach denen man „Ja“ oder „Nein“ sagen muss. 15 Minuten, die das restliche Leben entscheiden. Wobei sich die Heiratswilligen sicher sind, dass die Entscheidung schon im Himmel getroffen wurde.

Wobei nicht nur „die Chemie stimmen“ muss. Fast nach Checklisten muss abgeglichen werden, ob die Familien zusammenpassen, wie ernst die Thora im Leben genommen wird – und auch, ob etwa der Mann arbeiten oder sich ausschließlich dem Thora-Studium widmen will. In „Dich schickt der Himmel“ durfte ein Kamerateam zum ersten Mal die Suche nach dem perfekten Partner von orthodoxen Jüdinnen und Juden in Israel begleiten.

So kommt der 23-jährige Hezki auch äußerlich erkennbar aus einer streng jüdisch-orthodoxen Familie. Er hat schon etliche Datings durchgemacht – doch bisher ohne Erfolg, zur Frustration seiner Eltern, Geschwister und Freunde. Ihm schwebt ein Frauen-Ideal vor, das er selbst kaum beschreiben kann. Wichtig ist es ihm, nach den Datings seinen Rabbi um Rat zu fragen – Emotionen könnten trügerisch sein, meint Hezki zunächst, Vernunftgründe seien wichtiger.

Doch im Lauf des Films macht er eine Wandlung durch und erkennt auch die Bedeutung seiner Gefühlswelt. Er will eine kluge, gebildete und kritische Frau, mit der er über alles reden kann. Damit gerät er aber auch in einen persönlichen Konflikt mit den Vorstellungen seiner streng-religiösen Gemeinschaft.

Ganz anders sind die Voraussetzungen der hübschen Merav. Mit 25 Jahren gilt die modebewusste Frau auf dem jüdisch-orthodoxen „Heiratsmarkt“ als nicht mehr ganz jung. Vor allem aber mindert ihre Chancen für eine neue Ehe, dass sie bereits geschieden ist. Ihr Mann hatte vor der Eheschließung versprochen zu arbeiten, doch danach überlegte er es sich und wollte sich nur dem Thora-Studium hingeben. Dass Merav einen ersten Abschluss als Juristin hat, wird von Männern im orthodoxen Milieu ohnehin mit Argwohn betrachtet. Unter diesem Druck müsse sie, so rät ihr die Heiratsvermittlung, auch zu Kompromissen bei der Partnerwahl bereit sein.

Der erst 19-jährige Ariel, der das Schächten erlernt und koscherer Fleischhauer werden soll, trifft sich mehrmals zu kurzen Dates mit Esti, der 18-jährigen Tochter des Leiters einer Thora-Schule. Sie verstehen sich gut, doch mit dem Heiraten haben sie es nicht eilig – sehr zum Entsetzen der Eltern.

Ariels Eltern reagieren eher verhalten, als sie beim arrangierten Besuch ihrer zukünftigen Schwiegertochter erfahren, dass Esti das Kochen erst erlernen muss. Estis Mutter wiederum macht ihrer Tochter tränenreich und nachdrücklich klar, dass nach ein paar Dates die Entscheidung zur Hochzeit nun endlich fallen müsse.

Ein Film von Ronnie Kay (Bearbeitung: Ursula Unterberger)