Nina Mayer

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Nach dem Amok - In jeder Welle, in jedem Windstoß

Gisela Mayer hat vor sieben Jahren beim Amoklauf in Winnenden ihre Tochter Nina verloren. Damals hat der 17jährige Schüler Tim Kretschmer in der Albertville-Realschule und Umgebung insgesamt fünfzehn Menschen erschossen.

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FeierAbend, Aller Heiligen, 01.11., 20.00 Uhr, ORF 2

Schüler, Lehrer und Passanten. Nina war Referendarin an der Schule. Als sie Lärm in einem Klassenzimmer hörte, wollte sie für Ruhe sorgen, eventuell Kollegen unterstützen. Sie wollte helfen. Deswegen starb sie.

Gisela Mayer ist Ethiklehrerin und freie Philosophin. Eine starke und zugleich in ihren Worten und Bewegungen sehr kontrollierte Frau. Mit dem Tod ihrer Tochter hat sie ihr Lebensthema gefunden:

Wie kann man eine Gesellschaft so gestalten, dass solche Gewaltausbrüche nicht mehr vorkommen? Gisela Mayer macht Präventionsarbeit in Schulen, sie wirbt bei Politikern für eine strengere Kontrolle von Waffen und Killerspielen und ist Vorsitzender der kirchlichen Stiftung „Gegen Gewalt an Schulen“

Statt mit dem eigenen Opfersein setzt sich Gisela Mayer intensiv mit der Täterseite auseinander. Sie will verstehen, sie will neues Leid verhindern. Ihre Überzeugung: Die Brutalität unserer Leistungsgesellschaft erzeugt Gewalt. Wer Amokläufe verhindern will, muss eine solidarische Gesellschaft aufbauen. Das beginnt in den Familien, und vor allem in den Schulen.

Kraft hat Gisela Mayer zeitlebens aus ihrem Glauben geschöpft. Dieser war freilich auf die Probe gestellt, als das Unmögliche geschah und sie ihre Tochter verloren hat – verloren hat sie ihn nicht.

Welchen Weg musste Gisela Mayer gehen, von der Trauer zum Engagement? Welche Rolle spielte dabei Spiritualität, welche ihre Familie, ihr Mann und ihre jüngere Tochter, die ihre Leiderfahrung teilen? Eine Antwort könnte Mayers Beziehung zu ihrer ermordeten Tochter geben: Nina war eine helfende, solidarische junge Frau. Sie war Lehrerin wie ihre Mutter. Die beiden Frauen haben die selben Überzeugungen geteilt. In gewisser Weise trägt die Mutter das Vermächtnis der Tochter weiter.

Ein Film von Stefan Ludwig
Redaktion: Barbara Krenn