Staatsakt für Missbrauchsopfer

APA/Herbert Pfarrhofer

Missbrauch: Staat und Kirche setzen „Geste der Verantwortung“

Missbrauch: Staat und Kirche setzen „Geste der Verantwortung“ | Weichen für Konklave: Papst ernennt 17 neue Kardinäle | Europäischer Stationenweg: Reformationsgeschichte(n) auf Reisen | „Shalom Oida“: 25 Jahre Jüdisches Filmfestival Wien | Leopold-Ungar-Preis verliehen

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
20.11.2016, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 22.11.2016, 10.30 Uhr, ORF III

Missbrauch: Staat und Kirche setzen „Geste der Verantwortung“

In der Zweiten Republik haben tausende Kinder und Jugendliche in staatlichen und kirchlichen Heimen unvorstellbares Leid erfahren. Sie haben brutale Gewalt, Demütigung und Missbrauch erlitten.

Anfänglich vertuscht, wurden nach und nach zahlreiche dieser Fälle aufgedeckt. Die katholische Kirche hat über die von ihr initiierte „Klasnic-Kommission“ etwa 1500 Menschen mit insgesamt mehr als 20 Millionen Euro entschädigt.

Für etwa 2400 Missbrauchsopfer hat die Stadt Wien rund 52 Millionen Euro – als Direktleistung oder durch Kostenübernahme für Psychotherapie - an Entschädigungszahlungen geleistet. Nun haben am Donnerstag Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsident Mario Lindner zu einem Staatsakt ins Parlament geladen.

Das offizielle Österreich und Vertreter der katholischen Kirche wollen mit dieser „Geste der Verantwortung“ – vor 250 ehemaligen Heimkindern - Unrecht benennen und anerkennen. Man komme damit einer langjährigen Forderung von vielen Betroffenen nach, so die Veranstalter. Es gibt aber auch Kritik. Einige Opfervertreter befürchten damit einen „Schlussstrich unter offene Fällen“ und kritisieren die in ihren Augen „zu geringen Entschädigungszahlungen“ staatlicher Stellen und der römisch-katholischen Kirche.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 7 Minuten

Weichen für Konklave: Papst ernennt 17 neue Kardinäle

Papa-Neuguinea, Bangladesch, Zentralafrikanische Republik oder gar Mauritius – das sind nur einige jener Länder, aus denen jene 17 neuen Kardinäle stammen, die Papst Franziskus am kommenden Samstag ernennen wird.

Der Papst will damit Zeichen setzen und seinen Weg weiter führen, den er bereits bei seinem ersten Konklave eingeschlagen hat: Das Kardinalskollegium wird künftig noch internationaler werden, und Länder „an der Peripherie“, die weniger im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehen, werden stärker ins Zentrum der katholischen Kirche gerückt.

Das bedeutet auch, dass bei einem künftigen Konklave der Einfluss Europas auf die Entscheidung geringer wird, wer dem Papst auf dem Stuhl Petri folgen wird.

Bericht: Alexander Kofler, Länge: 6 Minuten

Europäischer Stationenweg: Reformationsgeschichte(n) auf Reisen

Seit 3. November ist ein ganz spezieller LKW in Europa unterwegs: Im Gedenken an das Reformationsjubiläum 2017 wird er am 20. Mai 2017 in der Lutherstadt Wittenberg eintreffen.

Zuvor fährt der LKW mit besonderer Fracht durch 19 Länder und wird dabei in 67 Städten Station machen. In seinem Inneren befindet sich eine Ausstellung zum Thema Reformation, die im Lauf der Reise um aktuelle Reformationsgeschichten aus jenen Orten, die besucht werden, erweitert wird.

In dieser Woche macht der „Reformations-Truck“ auf seinem Weg durch Europa Station in drei Orten in Österreich: in Villach, Graz und Wien.

Die „Orientierung“ berichtet über den Besuchstag des „Geschichtenmobils“ in Graz. Interessierten Besucherinnen und Besuchern wurde dabei auch eine speziell für das Reformationsjubiläum erarbeitete Führung durch das „evangelische Graz“ angeboten - und interaktive Stationen, bei denen die Teilnehmenden ihr Wissen über die Reformation unter Beweis stellen konnten.

Bericht: Christoph Riedl-Daser, Länge: 5 Minuten

„Shalom Oida“: 25 Jahre Jüdisches Filmfestival Wien

Einen Streifzug durch die Vielfalt jüdischen Lebens – cineastische Klassiker und Neuproduktionen aus dem Dokumentar- und Spielfilmgenre - das bietet das diesjährige Jüdische Filmfestival, das noch bis 1. Dezember Filme an diversen Wiener Spielstätten zeigt.

Die „Orientierung“ hat sich vier Filme näher angesehen und mit Gestaltern und Regisseuren gesprochen. Der erste Film führt dabei in die Slowakei: „Last Folio“ begleitet den jüdischen Fotografen Yuri Dojc auf einer Suche nach den Spuren seiner eigenen Vergangenheit an die Grenze zu Polen.

Dort findet er in einer verlassenen Schule Dokumente seines Großvaters. „Brundibár“ (der Titel stammt von der gleichnamigen Kinder-Oper von Hans Krása) von Arno Aschauer ist eine „Low-Budget“-Produktion. Sie begleitet Schülerinnen und Schüler der Musikmittelschule Wiener Neustadt. Junge Musiker führen die im Konzentrationslager Theresienstadt komponierte Oper „Brundibár“ auf - vor der Aufführung besuchen sie das ehemalige Konzentrationslager.

Ein weiterer Streifen – ein Kurzspielfilm - stammt vom 27-jährigen französischen Regisseur Jordan Goldnadel: „Et puis, la violence“ („Und dann, die Gewalt“) spürt subtil den Ängsten der Pariser Studentin Rebecca nach, fragt aber auch danach, wie der Antisemitismus in Frankreich das Leben von Betroffenen prägt.

„Desert Kids“ – ein Dokumentarfilm aus Israel – zeigt, wie junge arabische und jüdische Israelis unter der ständigen Bedrohung durch Raketenbeschuss mit ihrem Leben umgehen.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 7 Minuten

Leopold-Ungar-Preis verliehen

Journalistische, filmische Erzählungen wurden - unter anderem - beim diesjährigen Leopold-Ungar-Preis geehrt. Wir gratulieren Gernot Lercher, der, vertreten durch den Sendungsverantwortlichen Christoph Guggenberger, für die „kreuz und quer“-Doku „Die Waldmenschen“ einen der Anerkennungspreise erhalten hat.

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl