Maria im Müll Mariä Empfängnis 2016

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Maria im Müll

Wenn sie abends müde sind, funktionieren sie ihre Leiterwägen, mit denen sie tagsüber Müll sammeln, zur Schlafstätte um: Die Müllmenschen von Manila.

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FeierAbend, Mariä Empfängnis, 8.12.2016, 19.52 Uhr, ORF 2

Vor allem Frauen und Kinder haben es in den Armenvierteln der philippinischen Megametropole Manila schwer. Sie versuchen mit dem Sammeln, Verkauf und Weiterverarbeiten von Müll zumindest das Nötigste zum Überleben zu verdienen.

Oft werden sie Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung. Die 30-jährige Pauline ist eine der rund 100 000 Müllsammler von Manila. Die Mutter von zwei Kindern ist aber auch eine von vielen Müllsammlerinnen, die im „Kariton Empowerment Center“ Unterstützung gefunden hat.

„Kariton“ – so werden die Leiterwägen genannt, mit denen die Müllmenschen den Abfall von Manila sammeln. Cynthia Calubaquib hat das „Kariton Empowerment Center“ gegründet. Die Theologin ist die erste, die sich in Manila der Müllmenschen angenommen hat. Ihr Schlüsselwort in der Arbeit mit den Menschen: „Empowerment“ – also Ermächtigung, Hilfe zur Selbsthilfe.

„Wir wollen, dass die Gruppe der Müllsammlerinnen stärken, damit sie als Gruppe aktiv werden können und sich Gehör in der Gesellschaft verschaffen können!“, sagt die umtriebige Theologin. Mit Bildungs- und Arbeitsprogrammen suchen sie gemeinsam einen Weg aus der absoluten Armut hin zu einem würdevolleren Leben in Selbstbewusstein.

Finanzielle Unterstützung bekommt Cynthia Calubaquib für ihr Projekt aus Österreich – von den Sternsingerinnen und Sternsingern der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die um die Weihnachtszeit wieder von Haus zu Haus ziehen und um Unterstützung für Menschen in Ländern des Südens bitten.

Die biblische Maria spielt in ihrer Arbeit mit den Müllsammlerinnen immer wieder eine große Rolle, erzählt Cynthia Calubaquib. Die Frauen in Manila sind sehr religiös – Maria, die Mutter Jesu, ist ihnen sehr nahe – auch das biblische „Magnificat“ – also der Lobgesang Mariens – in dem es heißt, dass „Gott die Erniedrigten erhöht“.

Nicht zuletzt mit diesem Text versucht die Theologin den Frauen näherzubringen, dass Armut und Erniedrigung kein unveränderliches Schicksal ist und es Möglichkeiten gibt, für die eigenen Rechte einzutreten. „Ich habe Mut gewonnen und kann mich gegen die wehren, die mich demütigen.

Ich habe gelernt, dass ich genauso viel wert bin wie alle anderen auch“, erzählt die 30-jährige Müllsammlerin Pauline. Und ihr größter Wunsch? „… dass meine Kinder die Schule absolvieren können und dann ein besseres Leben haben können!“

Ein Film von Gundi Lamprecht
Redaktion: Barbara Krenn