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La Dolce Vita – Die bitteren Seiten der Süßigkeiten und Fasten im Kloster

In der Dokumentation „La Dolce Vita – Die bitteren Seiten der Süßigkeiten“ macht sich TV-Moderatorin und Medizinerin Vera Russwurm aus persönlicher Betroffenheit auf die Suche dem Bitteren im süßen Leben.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 21. März 2017
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 22. März 2017
um 20.15 Uhr, ORF III

Doris Appel präsentiert „kreuz und quer“ ab 22.35 Uhr in ORF 2 im Zeichen der ORF-Initiative „Bewusst gesund: Zucker – das süße Gift“ zunächst mit Vera Russwurm und „La Dolce Vita – Die bitteren Seiten der Süßigkeiten“. Um 23.20 Uhr geht es dann um „Fasten im Kloster –mehr als eine Diät“.

Essen hat Konsequenzen – nicht nur ganz persönliche für die eigene Gesundheit. Dass etwa übermäßiger Fleischgenuss nicht nur der eigenen Gesundheit schaden kann, sondern indirekt auch anderen Menschen und dem Weltklima, ist mittlerweile vielen Menschen bewusst.

Beim Genuss von Süßigkeiten ist diese Erkenntnis dagegen für die meisten überraschend. Und doch hat das süße Leben eine ganze Reihe von ethischen Konsequenzen, die den eigenen Körper ebenso wie ferne Weltgegenden betreffen.

Am Anfang der Dokumentation steht ein Eingeständnis: Vera Russwurm kann nicht leben ohne Schokolade. Daher kommt ihr ein asketisches Treffen mit Gerald Pichowetz gerade recht. Der Schauspieler versucht soeben, seinen immer schlimmer werdenden Diabetes in den Griff zu bekommen. Ein wichtiger Schritt dabei war das Eingeständnis seiner Zuckersucht.

Aber was bedeutet Zuckersucht eigentlich? Um das herauszufinden, lässt Vera Russwurm ihr Gehirn bei einem Gehirnforscher scannen, während sie Süßigkeiten vorgesetzt bekommt. Er erklärt ihr, warum die ständige Gier nach Süßem zwar meist nicht als klassische Sucht eingestuft wird, aber Loskommen trotzdem sehr schwer ist.

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Oft reichen nicht einmal schwere gesundheitliche Folgen als Motivation. Der Spezialist führt Vera Russwurm auch noch auf eine weitere Spur: Der Grund für Zuckersucht könnte auch eine Armada von Millionen von Bakterien sein, die den Darm besiedeln und manipulieren.

Antworten dazu findet Vera Russwurm in Graz, wo ein weltweit führender Mikrobiomforscher herausfand, dass Darmbakterien nicht nur Stimmungen, sondern generell menschliches Verhalten beeinflussen können. Ist Vera Russwurm eine zuckersüchtige Marionette ihrer Darmflora? Und welche Chancen hat sie, dieser „Neigung“ zu entkommen – etwa mithilfe von „Low-Carb-Ernährung“ oder Zuckeralternativen?

Fest stehen jedenfalls die fatalen Folgen des übermäßigen Zuckerkonsums. Immer mehr Menschen lassen sich operativ einen Teil des Verdauungstraktes entfernen, um den Hunger nach Kohlehydraten, Fett und Zucker einzudämmen.

In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die solche Eingriffe durchführen oder sich dieser Operation unterzogen haben, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sehen konnten. Denn krankhaftes Übergewicht – vor allem bei sehr jungen Menschen – ist mittlerweile eines der weltweit größten Gesundheitsprobleme, seit Kurzem sogar größer noch als jenes des Welthungers.

Apropos Welthunger: Nicht zuletzt seit der ORF-kreuz-und-quer-Dokumentation „Fleischlos die Welt retten“ ist ins Bewusstsein gerückt, dass die Ernährungsgewohnheiten in unseren Breiten weltweite Konsequenzen haben können. Ähnlich verhält es sich beim ungezügelten Konsum von Süßigkeiten: Das zeigen Phänomene wie Kinderarbeit oder Landraub, über die Vera Russwurm unter anderem mit dem Schokoladenhersteller Josef Zotter spricht, der trotz seines Berufs ein engagierter Zuckergegner ist.

Auch die Tatsache, dass immer wieder ganze Landstriche in Indonesien in Flammen stehen, ist eine bittere Seite von Süßigkeiten: Unkontrollierbare Brandrodungen sollen Platz für Ölpalm-Plantagen schaffen. Hier wird jenes Palmfett gewonnen, das in fast allen industriell gefertigten Süßigkeiten enthalten ist, die bei uns in Supermarktregalen angeboten werden. Weil Palmfett genau bei Körpertemperatur schmilzt und sich deshalb im Mund so angenehm anfühlt, soll es den Konsum von Süßem noch weiter ankurbeln.

So schädigen Süßigkeiten nicht nur Gehirne und Bauchspeicheldrüsen der heimischen Zuckerkonsumenten, sondern auch die Lebensgrundlagen von Menschen in fernen Erdteilen.

Da drängen sich ethische Fragen geradezu auf. Armutsforscher, Wirtschafts- und Gesellschaftsethiker liefern in der Dokumentation Ansätze, um Antworten auf die entscheidenden Fragen zu finden.

Fasten im Kloster

ORF/Gloria Film

Fasten im Kloster – mehr als eine Diät

Klöster öffnen sich immer mehr für Fastenwillige: Ihre dicken Mauern verheißen Schutz und Ungestörtheit. Auch im Stift Göttweig werden in den Wochen vor Ostern „Fastenexerzitien“ abgehalten. Das Besondere daran: Es geschieht unter geistlicher Anleitung durch die Mönche. Abt Columban Luser: „Diese Tage hier wollen helfen, auf die stille Gegenwart Gottes im Leben wieder aufmerksam zu werden.“

Keine Frau, keine Familie … Mönche wissen, was es heißt, zu verzichten. „Fastenkrisen“ sind ihnen gut bekannt – weil selbst durchlebt. Im übertragenen Sinne können sie ihre Erfahrungen an die Teilnehmer der Exerzitien weitergeben.

Diesmal an mehr als ein Dutzend Frauen und Männer aus Deutschland und Österreich, so auch an Konrad Gutlederer. In seiner „besten Zeit“ wog der Wiener Oberkellner 164 Kilogramm. Auf dem Göttweiger Berg will er sich die Kraft holen, endlich „Nein“ sagen zu können. „Allein schaffe ich es nicht“, klagt der 56-jährige. Essen war wie eine Sucht für ihn. An einem Fast-Food-Laden vorbeifahren, das konnte er nicht. Kuraufenthalte, Medikamente, nichts hat bisher geholfen. Sein Arzt hat ihm jetzt etwas anderes „verschrieben“: eine Woche Kloster.

Eine Woche, in der das Leben auf das Wesentliche reduziert wird, aber sich auch Wesentliches ändern kann. Ein Bett, ein Kasten, ein Tisch. Das Zimmer, neun Quadratmeter groß. Um 45 Euro pro Tag bekommt hier jeder gleich wenig. Eine harte Semmel zum Frühstück, eine Fastensuppe mittags und abends – und dabei nichts reden.

Kein Radio, kein Telefon, kein Fernseher, statt dessen ein herrlicher Blick in die Wachau. Gemeinsam wird auf Dinge verzichtet, die im alltäglichen Leben als unverzichtbar gelten. Dies und die Stille helfen, Gewohnheiten zu hinterfragen und wieder die leise, „innere Stimme“ wahrzunehmen. „Man glaubt gar nicht, wie gut das Einfache tut“, sagt Herr Gutlederer, und freut sich auf den Gesang der Mönche allmorgendlich in der Chorkapelle. „Es gibt kein Medikament, dass das ersetzen kann.“

Mit 20 Jahren ist Kerstin Pachschwöll die mit Abstand Jüngste. Und doch fühlt sie sich oft wie eine alte Frau. Ständige Schmerzen im Rücken und in den Knien wollten ihr die Lebensfreude rauben. Dazu kommt ein jugendlicher Weltschmerz, von dem sie nicht weiß, wo er herkommt.

Die Studentin hat sich vorgenommen, sich mit ihren Sehnsüchten und Ängsten zu konfrontieren. Sie will gefordert werden und anders aus dieser Fastenwoche herauskommen, als sie in diese Woche hineingegangen ist.

Der Film von Helmut Manninger gibt Einblicke in die Fastenwelt hinter Klostermauern – aber auch in die persönlichen Krisen, Wünsche und Sehnsüchte der Teilnehmer. Entstanden ist ein Film über unmittelbare Erfahrungen von Menschen, die bewusst verzichten und gestärkt daraus hervorgehen wollen. „Ein Privileg“, so Regisseur Manninger, „bei diesem sehr intimen Prozess mit der Kamera dabei gewesen zu sein.“