Im Bild: Zakieyah Koronful.

ORF/Produktion West

Mode, Models und Muslima – Die Islamische Revolution der Frauen und können Haare Sünde sein

Die „kreuz und quer“-Dokumentation „Mode, Models und Muslima – Die Islamische Revolution der Frauen“ wirft einen Blick in die Vergangenheit des 20. Jahrhunderts und zeichnet ein gänzlich anderes Bild über die Rechte der Frauen im Nahen Osten, als wir es heutzutage gewohnt sind.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 28. März 2017
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 29. März 2017
um 20.15 Uhr, ORF III

Mode, Models und Muslima – Die Islamische Revolution der Frauen

Die erste Station unserer Reise durch die Geschichte führt uns in die 1920er-Jahre Ägyptens. Huda Shaarwai, welche jahrelang in einem Harem zugebracht hatte, gründet die Ägyptische Feministische Union und legt als eine der ersten Frauen öffentlich den Schleier ab.

Es ist überhaupt eine Zeit des Wandels, denn nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs wird die Macht neu verteilt. Doch auch im Libanon und in Palästina finden sich mutige Frauen, die sich mit ihrer untergeordneten Stellung in der Gesellschaft nicht abfinden wollen.

In den 40er und 50ern kommt es in Ägypten erneut zu großen, politischen Umwälzungen. Die Religion spielt dabei wenig bis gar keine Rolle. Die Sängerin und Schauspielerin Uum Kulthum ist so populär, dass vor ihrer wöchentlichen Sendung die wichtigsten politischen Nachrichten verlesen werden – nicht nur für Ägypten, sondern für den gesamten arabischen Raum. Auch wenn man heutzutage Bilder aus dem Iran der 1960er sieht, fällt auf, wie liberal man sich zu dieser Zeit gab: Von Kopftüchern keine Spur – Frauen und Männer badeten gemeinsam, man feierte gemeinsam.

Doch dann bricht in den 70ern die Iranische Revolution aus, und viele der hart erkämpften Rechte werden wieder aufgehoben. Auch in den Nachbarländern wird der Islam immer mehr zum Politikum. Plötzlich wird wieder ein Absolutheitsanspruch vertreten, die Lebenswelt der Menschen und vor allem der Frauen vereinnahmt.

Anita Lackenberger (Regie und Drehbuch) und Gerhard Mader (Produktion, Kamera, Schnitt) begeben sich auf eine spannende Spurensuche im Nahen Osten, um ein Kapitel der Frauenrechtsbewegung aufzudecken, das so nur den wenigsten bekannt ist.

Buch und Regie: Anita Lackenberger
Redaktion: Christoph Guggenberger

Großeltern der Familie Bajwa

ORF/Tausend Rosen/Matthias Tschannett

Das vitale lange Haar als Zeichen von Stärke oder von Fruchtbarkeit wurde in den Jahrhunderten auf verschiedene Weisen ver- oder enthüllt, die Dokumentation beschäftigt sich mit der Bedeutung dieser Art der „Verhüllung“ und „Enthüllung“ in der Kulturgeschichte von Islam, Christentum und Judentum und legt den Fokus vor allem auf die Frauen.

„Können Haare Sünde sein?“

Juden, Muslime, Christen und Sikhs – was haben sie gemeinsam? Haare spielen bei diesen Religionen eine wesentliche Rolle, sie werden auf verschiedene Weisen gepflegt, bedeckt, ver- und enthüllt. Das vitale lange Haar als Zeichen von Stärke und Fruchtbarkeit und als schönster „Schmuck“ der Frau steht seit vielen Jahrhunderten im Mittelpunkt eines geregelten religiösen Alltagslebens: Schon im 12. Jahrhundert vor Christus verhüllte sich die ehrenhafte, verheiratete Frau beim Verlassen des Hauses mit einem Schleier, die Bedeckung verschaffte den Frauen die Freiheit, nicht belästigt zu werden, sie war ein Zeichen ihres sozialen Ranges.

Heute sind sichtbare Religionssymbole in der Öffentlichkeit suspekt: Kopftuchträgerinnen, verschleierte Frauen und Männer mit Turban sind im Straßenbild verdächtig – meint man doch, „radikale Muslime“ vor sich zu haben. Gurdial Singh Bajwa, Unternehmer und Sikh mit Turban, kann davon viel berichten. Nicht nur bei jedem grenzüberschreitenden Flug, sondern auch im Alltag wird seine Familie von Ahnungslosen behelligt.

Besonders dem „Kopftuch“ wird ein negativer Symbolgehalt zugesprochen. Das Kopftuch repräsentiert in Europa nicht nur die Unterdrückung der Frau, sondern es gilt auch als Zeichen für die Rückständigkeit des Islam generell. Dass mittlerweile – ob als Gegenreaktion auf diese Zuschreibungen oder aus vielfältigen anderen Gründen – das Kopftuch von vielen Musliminnen der neuen Generation freiwillig und mit Selbstbewusstsein sogar als Symbol der Emanzipation getragen wird, ist ein Faktum.

Menerva Hammad, 25-jährige Studentin und Journalistin, gehört zu jenen jungen Frauen in Österreich, die ihr Haar sogar gegen den Rat ihrer Eltern verschleiert hat. „Ich war ohnehin nie als Österreicherin richtig akzeptiert – also warum nicht gleich wie eine Muslimin ausschauen.“

Ihre Identität durch ihre Religion auszudrücken ist auch für die gläubige Jüdin Malka Bernholtz wichtig. „Wir Juden fragen nicht, warum die Regeln so sind wie sie sind, wir tun es einfach“, erklärt sie. Verheiratete jüdische Frauen bedecken ihre Haare entweder mit einem Tuch, einer Perücke oder einem Hut. Oft sieht die Perücke dann genauso aus wie die eigenen Haare darunter. Es geht bei dieser Vorschrift allerdings keineswegs darum, die Schönheit der Frau zu mindern, sondern darum, dass die Haare etwas Privates und nur dem Ehemann vorbehalten sind.

Ein Film von Elisabeth Krimbacher und Thomas Grusch