Papst in Mexiko

REUTERS/Edgard Garrido

Ostergottesdienst und Segen „urbi et orbi“

Als Papst Franziskus den Höhepunkt der Osterzeit, die Auferstehung Jesu Christi, mit Zehntausenden Menschen am Petersplatz feierte und danach für die ganze Erde den Segen Gottes erbat, war der ORF live dabei. Durch das Osterfest führten Christoph Riedl-Daser, P. Karl Schauer, Johannes Karner und P. Bernhard Eckerstorfer.

Wie jedes Jahr übernahm der ORF die Übertragung des traditionellen Ostergottesdienstes vom Platz vor dem Petersdom in Rom. Zum Ausdruck der weltumspannnenden Gemeinschaft der Katholikinnen und Katholiken wurden Lesungen und Fürbitten von Gläubigen aus verschiedenen Kontinenten vorgetragen. Danach der Ostersegen „urbi et orbi“ - für die Stadt und die ganze Erde.

Der Ostergottesdienst am Petersplatz

Auf einer eigenen Tonspur kommentierten Johannes Karner und Pater Bernhard Eckerstorfer das Hochamt für sehbehinderte Mitfeiernde in Audiodeskription.

Der Ostergottesdienst mit Audiodeskription

Durch ihn die Vergebung der Sünden empfangen

1. Lesung: Apostelgeschichte 10

In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: "Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet.

Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt."

Schafft den alten Sauerteig weg!

2. Lesung: 1 Korinther 5

Ihr wisst, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid! Ihr seid ja schon ungesäuertes Brot, denn als unser Paschalamm ist Christus geopfert worden.

Lasst uns also das Fest nicht mit dem alten Sauerteig feiern, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit!

Ich habe den Herrn gesehen

Evangelium: Johannes 20

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat!“ Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab. Sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen war. Es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein.

Er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen waren. Die Engel sagten zu ihr: „Frau, warum weinst du?“ Sie antwortete ihnen: „Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.“ Jesus sagte zu ihr: „Maria!“

Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: „Rabbuni!“, das heißt Meister. Jesus sagte zu ihr: „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen! Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen, ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“

Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: „Ich habe den Herrn gesehen.“ Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Vor uns keine Mauer, sondern ein Horizont

Predigt

Heute wiederholtt die Kirche, singt die Kirche, schreit die Kirche: „Jesus ist auferstanden!“ Aber wieso? Petrus, Johannes und die Frauen sind zum Grab gegangen, und es war leer, er war nicht da. Als sie dorthin gingen, waren ihre Herzen vor Traurigkeit verschlossen. Der Traurigkeit einer Niederlage. Ihr Meister, den sie so sehr liebten, war hingerichtet worden. Er war tot. Und vom Tod kommt man nicht zurück. Das ist die Niederlage. Das ist der Weg der Niederlage, der Weg zum Grab. Doch der Engel sagt ihnen: „Er ist nicht da, er ist auferstanden!“ Das ist die erste Verkündigung: Er ist auferstanden. Dann Verwirrung, das verschlossene Herz, Erscheinungen. Doch sie waren verschlossen. Den ganzen Tag lang haben sie sich gefürchtet, dass mit ihnen das selbe geschieht wie mit Jesus.

Und die Kirche hört nicht auf, angesichts unserer Niederlagen, unserer verschlossenen, furchtsamen Herzen, zu sagen, „Seid beruhigt - der Herr ist auferstanden.“ Doch wenn der Herr auferstanden ist, wie kann es zu so vielen Tragödien kommen? Krankheiten, Menschenschmuggel, Kriege, Zerstörung, Verstümmelungen, Rache, Hass? Wo ist der Herr? Gestern habe ich einen Burschen angerufen, der eine schwere Krankheit hat. Und im Gespräch wollte ich ihm ein Zeichen des Glaubens geben. Er ist Diplomingenieur, ein gebildeter Bursche, und ich habe zu ihm gesagt, „Es gibt keine Erklärung für das, was mit dir geschieht. Schau dir den Gekreuzigten an! Gott hat dies seinem eigenen Sohn angetan. Es gibt keine Erklärung dafür.“ Er hat zu mir gesagt, „Ja, aber er hat den Sohn gefragt, und der war einverstanden, ich wurde nicht gefragt, ob ich diese Krankheit will.“ Das ist bewegend. Niemand von uns wird gefragt, „Bist du mit dem zufrieden, was in der Welt los ist? Bist du bereit, dieses Kreuz zu tragen?“ Dieses Kreuz wird weiter und weiter getragen. Und der Glaube an Jesus bricht zusammen.

Heute sagt die Kirche nach wir vor: Bleibt dran, Jesus ist auferstanden! Das ist keine Fantasie, die Auferstehung Christi ist nicht nur ein Fest mit Blumen - das ist zwar schön, aber es ist viel mehr. Es ist das Geheimnis des verworfenen Steins, der schließlich zum Eckstein unseres Lebens wird. Jesus ist auferstanden. Das bedeutet es. In dieser Kultur der Verschwendung, wo einfach weggeworfen wird, was nicht benötigt wird, wird dieser Stein zwar verworfen, doch er wird zur Quelle des Lebens.

Und auch wir sind kleine Steine auf dieser Erde voller Schmerz und Tragödien. Durch den Glauben an den auferstandenen Christus bekommen wir einen Sinn. Inmitten vieler Katastrophen. Den Sinn, über den Tellerrand hinauszusehen, zu sehen, dass es keine Mauer gibt, sondern einen Horizont. Es gibt das Leben, es gibt die Freude, es gibt das Kreuz in dieser Welt voller Ambivalenzen. Schau nach vorn! Verschließ dich nicht! Du kleiner Stein hast einen Sinn im Leben. Denn du bist ein kleiner Stein bei diesem großen Fels, der durch das Böse der Sünde verworfen wurde.

Das sagt uns die Kirche heute, angesichts so vieler Tragödien. Das. Ganz einfach das. Der verworfene Stein ist nicht wirklich verworfen. Die kleinen Steine, die gläubig sind und dem Fels nah bleiben, werden nicht verworfen. Sie haben einen Sinn. Und in diesem Gefühl wiederholt die Kirche aus tiefstem Herzen: Christus Jesus ist auferstanden.

Denken wir nur ein bisschen nach - jeder von uns hat seine täglichen Probleme, denken wir an die Krankheiten, die wir erlebt haben oder die Verwandte erlebt haben! Denken wir an die Kriege! An die menschlichen Tragödien! Ganz schlicht. Mit Wehmut. Ohne Blumen. Ganz allein vor Gott. Ich weiß zwar nicht, wie das geht, aber ich bin sicher, dass Christus auferstanden ist. Ich habe darauf gesetzt.

Liebe Brüder und Schwestern, das ist das, was ich Ihnen spontan sagen möchte. Wenn Sie heute heimkommen, wiederholen Sie in ihrem Herzen: Christus ist auferstanden.

Der Segen

Der Auferstandene Weggefährte aller Entrechteten

Osterbotschaft von Papst Franziskus

Liebe Brüder und Schwestern, frohe Ostern! In der ganzen Welt verkündet heute die Kirche wie die ersten Jünger voll Staunen wieder neu: „Jesus ist auferstanden!“ – „Er ist wirklich auferstanden, wie er gesagt hat!“ Das alte Paschafest, das Gedächtnis der Befreiung des Volkes der Hebräer aus der Knechtschaft, gelangt hier zu seiner Vollendung: Durch seine Auferstehung hat Jesus Christus uns von der Knechtschaft der Sünde und des Todes befreit und uns den Weg zum ewigen Leben erschlossen. Wir alle verlieren, wenn wir uns von der Sünde beherrschen lassen, den rechten Weg und irren wie verlorene Schafe umher. Doch Gott selbst, unser Hirt, ist gekommen, um uns zu suchen. Und um uns zu retten, hat er sich erniedrigt bis zur Demütigung des Kreuzes. Und so können wir heute ausrufen: „Auferstanden ist der Gute Hirt. Er gab sein Leben für die Schafe. Er ist für seine Herde gestorben. Halleluja!“

Durch die Zeiten hindurch wird der auferstandene Hirt nicht müde, uns zu suchen, seine Brüder und Schwestern, die sich in den Wüsten der Welt verirrt haben. Und mit den Zeichen seines Leidens – Wunden seiner erbarmenden Liebe – zieht er uns auf seinen Weg, den Weg des Lebens. Auch heute nimmt er viele unserer Brüder und Schwestern, die vom Bösen in seinen verschiedenen Formen heimgesucht werden, auf die Schultern. Der auferstandene Hirt geht den suchen, der sich in den Labyrinthen der Einsamkeit und der Ausgrenzung verirrt hat; er geht ihnen in den Brüdern und Schwestern entgegen, die sich respektvoll und liebevoll zu nähern wissen und fähig sind, jene Menschen seine Stimme hören zu lassen – eine Stimme, die man nie vergisst und die sie wieder zur Freundschaft mit Gott ruft.

Er kümmert sich um alle, die Opfer alter und neuer Sklavereien sind: unmenschliche Arbeiten, widerrechtliche Geschäfte, Ausbeutung und Diskriminierung, schwere Abhängigkeiten. Er kümmert sich um die Kinder und Jugendlichen, die ihrer Unbeschwertheit beraubt und ausgebeutet werden; und um diejenigen, deren Herz durch im eigenen Zuhause erlittene Gewalt verwundet wurde. Der auferstandene Hirt macht sich zum Weggefährten all derer, die gezwungen sind, aufgrund bewaffneter Konflikte, terroristischer Angriffe, Hungersnöte oder unterdrückerischer Regime die eigene Heimat zu verlassen. Er lässt diese erzwungenermaßen umherziehenden Migranten immer und überall Brüdern und Schwestern begegnen, um auf dem gemeinsamen Weg Brot und Hoffnung zu teilen.

Der auferstandene Herr leite angesichts der vielschichtigen und mitunter dramatischen Geschehnisse bei den Völkern die Schritte derer, die nach Gerechtigkeit und Frieden suchen; er gebe den Verantwortlichen der Nationen den Mut, das Ausweiten der Konflikte zu verhindern und den Waffenhandel zu unterbinden. In diesen Zeiten unterstütze er besonders die Bemühungen aller, die sich aktiv dafür einsetzen, Entlastung und Ermutigung der zivilen Bevölkerung in Syrien zu bringen, die Opfer eines Krieges ist, der nicht aufhört, Schrecken und Tod zu verbreiten. Der Auferstandene gebe Frieden im ganzen Nahen Osten, angefangen vom Heiligen Land, aber auch im Irak und im Jemen.

Die Nähe des Guten Hirten bleibe den Bevölkerungen des Süd-Sudan, des Sudan, Somalias und der Demokratischen Republik Kongo nicht vorenthalten. Sie alle leiden daran, dass sich die Konflikte hinziehen und durch eine sehr schwere Hungersnot, die einige Gebiete Afrikas betrifft, noch verschlimmert werden.

Der auferstandene Jesus unterstütze die Bemühungen aller, besonders in Lateinamerika, die sich für eine Garantie des Gemeinwohls in ihren Gesellschaften einsetzen, die mitunter durch politische und soziale Spannungen gekennzeichnet sind und die in einigen Fällen in Gewalt enden. Sie mögen in der Lage sein, Brücken des Dialogs zu errichten und dabei im Kampf gegen die Wunde der Korruption und bei der Suche nach friedlichen Lösungen von Streitigkeiten beharrlich voranzuschreiten. Dies geschehe zur guten Entwicklung und Festigung der demokratischen Einrichtungen, in voller Achtung des Rechtsstaats.

Der Gute Hirte helfe der Ukraine, die immer noch durch einen blutigen Konflikt geplagt wird, die Eintracht wiederzufinden. Er begleite die Initiativen, die darauf gerichtet sind, die Tragödien all derer zu lindern, die an den Folgen dieser Auseinandersetzungen leiden.

Der auferstandene Herr möge nicht aufhören, dem europäischen Kontinent seinen Segen zu gewähren. Er schenke allen Menschen Hoffnung, die momentan Krisen und Schwierigkeiten, besonders auf Grund der großen Jugendarbeitslosigkeit, durchleben. Liebe Brüder und Schwestern, in diesem Jahr feiern wir als Christen aller Konfessionen gemeinsam das Osterfest. So erschallt mit einer Stimme und an jedem Ort der Erde der schönste Ruf: Der Herr ist wirklich auferstanden, wie er gesagt hat! Er, der die Finsternis der Sünde und des Todes besiegt hat, gebe unseren Tagen den Frieden. Frohe Ostern!

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Bernhard Eckerstorfer
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