Pater Jacques Mourad in einem Flüchtlingslager in Kurdistan

ORF/Moviekowski Film

Im Angesicht des Todes und Athos – Die Republik der Mönche

Es grenzt an ein Wunder, dass der syrische Pater Jacques Mourad noch lebt: Im Mai 2015 von Dschihadisten aus dem syrischen Kloster Mar Elian verschleppt, verbrachte Pater Jacques 84 Tage in einem Verlies in der IS-Hochburg Rakka.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 11. April 2017
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 12. April 2017
um 20.15 Uhr, ORF III

„kreuz und quer“, präsentiert von Doris Appel zeigt ab 22.35 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Im Angesicht des Todes“ und ab 23:05 die Dokumentation „Athos - Die Republik der Mönche“.

Die Mönchsrepublik Athos ist eines der letzten Geheimnisse unserer Zeit. Hier lebt das vor hunderten Jahren untergegangene Byzanz fort - in den Mönchen, in ihrer Kunst und in ihren Riten. Das Reich zu Füßen des heiligen Bergs ist heute das letzte theokratische Staatsgebilde. Die Halbinsel ist das spirituelle Herz der Orthodoxie, ein Refugium, an dem das Alte wichtiger ist als das Neue.

Im Angesicht des Todes

Ständigen Todesdrohungen und Scheinexekutionen ausgesetzt, um seine Konversion zum Islam zu erzwingen, überlebte er diese Folter gerade durch seinen christlichen Glauben und die Hinwendung zum Gebet.

Ausgerechnet sein Engagement für ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen war es, das ihn zur Zielscheibe der militanten Islamisten machte. Denn sein Kloster Mar Elian in Karjatain galt nicht nur als Zentrum christlich-islamischen Dialoges, sondern war zuletzt auch Zufluchtsstätte für Flüchtlinge.

Dass ihn seine Peiniger dennoch nicht töteten, verdanke er einzig dem Umstand, so Pater Jacques, dass er sich über 15 Jahre lang intensiv für den interreligiösen Dialog eingesetzt und sich in dem andauernden syrischen Bürgerkrieg nicht nur um seine christliche Gemeinde, sondern gleichermaßen um muslimische Flüchtlinge gekümmert hatte.

Denn der interreligiöse Dialog ist für Pater Jacques nicht nur eine Ansammlung hehrer Worte, sondern gelebte Nächstenliebe. Dies beweist auch der Umstand, dass es ausgerechnet Muslime waren, die ihm zur Flucht aus seiner IS Gefangenschaft verhalfen.

Nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft des so genannten IS fand Pater Jacques, psychisch und physisch gezeichnet, in Italien Zuflucht. Der syrisch-katholische Priester ist noch keine fünfzig Jahre alt, doch sein Körper ist schwer angeschlagen von dem, was er durchlitten hat – Krieg, Geiselnahme, Folter. Dennoch hadert er nicht mit seinem eigenen Schicksal. Pater Jacques ist jemand, der stets vor allem an andere denkt.

Die Bilder aus seinem Heimatland Syrien hat er tagtäglich im Kopf, die Zerstörung, das Leid und der allgegenwärtige Tod: „Es ist eines der schwierigsten Dinge, wenn man das Leiden anderer sieht. Da vergisst man das eigene. Wenn wir leiden, wenn wir sehen, wie ein geliebter Mensch Trauer oder Schmerz empfindet, wie soll es Gott dabei ergehen?“

Nach Syrien kann Pater Jacques nicht zurückkehren – nicht vorrangig wegen des Krieges und seiner körperlichen Beschwerden, sondern weil ihm aufgrund seines Engagements erneut eine potentiell tödliche Gefahr von verschiedenen Konfliktparteien droht.

Angst vor dem Tod hat der Pater aber nicht. Und selbst die Folter seiner IS-Peiniger konnte ihn nicht zum Schweigen bringen – vielmehr reist Pater Jacques heute quer durch Europa, schildert in gut besuchten Vorträgen und bei Fernsehauftritten seine Erlebnisse und predigt dabei vor allem seine zentrale Erkenntnis: „Wir müssen Brücken bauen für einen offenen Dialog der Religionen. Selbst den radikalsten Glaubenskriegern müssen wir die Hand reichen und mit ihnen reden.“

Regie: Peter Kullmann und Magdalena Maier
Redaktion: Barbara Krenn

Megisti Lawra, das erste und wichtigste Kloster des Athos wurde befestigt um sich gegen Eindringlinge verteidigen zu können.

ORF/Langbein & Partner/ © VIDICOM/Peter Bardehle

Athos – Die Republik der Mönche

Ein Gewitter. Was früher noch für ein schlechtes Omen gehalten wurde, beeindruckt die Mönche des Athos kaum, die schon seit dem frühen Morgen in ihrer Vorbereitung auf eines der größten Feste im Jahr stecken. Schon bald wird das Gewitter weitergezogen sein und die abendliche Feier kann beginnen.

Ein orthodoxer Mönch des 21. Jahrhunderts lebt ähnlich bescheiden wie seine Brüder vor 1000 Jahren. Sie tragen lange Bärte – gewachsen seit ihrem Eintritt – und schwarze Roben als Zeichen für ihren weltlichen Tod mit dem Eintritt ins Kloster. Die Mönche besitzen nichts – außer ihrem Glauben. Und doch hüten sie weltliche Schätze von unermesslichem Wert.

Die wahren Schätze allerdings liegen in der Tradition der Klosterrepublik und in ihren Geheimnissen, die diesen Ort so einzigartig machen.

Auf dem Athos gilt eigentlich ein strenges Filmverbot. Zum ersten Mal gelingt es einem Filmteam, in diesen einzigartigen Kosmos einzutauchen. Zudem ist die Mönchsrepublik ein Berg ohne Frauen, denen der Zutritt bis heute verwehrt ist. Die Mönche wurden mehrere Jahre mit der Kamera begleitet, die verschlossene Mönchsrepublik öffnet sich dem Zuschauer – und ermöglicht somit auch Frauen diese einzigartigen Einblicke.

Sei es bei den großen, prächtigen Festen der Klöster, bei ihrer Arbeit oder in Stille und Kontemplation. Ruhige, sorgfältig kadrierte Bilder entführen den Zuschauer in eine unbekannte Welt und eine Entdeckungsreise zu einem der letzten Geheimnisse Europas.