Gemeinde während eines Gottesdienstes von oben in Totalaufnahme

Pfarre Rechnitz

„Den Glauben weitergeben“

Die Konfirmation von Jugendlichen der Evangelischen Pfarrgemeinde Rechnitz im Burgenland wurde vom ORF live übertragen. Mit den KonfirmandInnen und ihren Verwandten feierte Pfarrer Carsten Marx.

Ein Jahr lang haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet. Sieben Jugendliche aus der Gemeinde Rechnitz werden konfirmiert, sagen ihr eigenes Ja zu dem Glauben, den bei der Taufe für sie Eltern, Patinnen und Paten bekannt haben, und werden damit als Christinnen und Christen mündig. Darüber hinaus empfangen sie den Segen für ihren weiteren Lebensweg. In der Konfirmation bekräftigt die Gemeinde die Annahme des Menschen durch Gott, die durch die Taufe zugesprochen ist. Sie gibt ihrem seelsorgerlichen Geleit für die Jugendlichen, ihrer Fürbitte und dem Zuspruch des Segens öffentlichen Ausdruck. Das Zusprechen eines für die Jugendlichen persönlich bestimmten Konfirmationsspruchs – in der Regel von ihnen selbst ausgesucht – unterstreicht das.

Mia wiad nix föön

Psalm 23, von den KonfirmandInnen in ihre Sprache übersetzt

Da Hea is mei Hiat, mia wiad nix föön.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts fehlen.

MUSIK

Jacob Blied: Präludium

Traugott Fünfgeld, Martin Luther:
Ein feste Burg

Heinrich Schütz:
In guten Händen

Halleluja! Suchet zuerst
Gottes Reich in dieser Welt!

Thea Eichholz-Müller,
Bernd-Martin Müller:
Beschenkt mit Gottes Geist

Vertraut den neuen Wegen!

Herr, erbarme dich!

Nun danket alle Gott!

Traugott Fünfgeld:
Concerto „Nun danket alle Gott“

Orgel: Hans Sepp Böhm

Jugendchor der
Musikschule Rechnitz

Bläsergruppe der Trachtenmusikkapelle Rechnitz

Musikalische Gesamtleitung:
Diözesankantorin Mareen Osterloh

Er weidet mi auf ana grianan Wiesn und fiaht mi zum frischen Wossa.
Er weidet mich auf einer grünen Wiese und führt mich zum frischen Wasser.

Er bringt mei Söll zum Lochn. Er bringt mi auf die rechte Stroßn um sein´s Naumans Wülln.
Er erfreut meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Aa wenn´s ma schlecht geht, fiacht i mi ned, wals ba mia bist und ma hülfst.
Und ob ich schon wanderte bis zum Tiefpunkt, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Schutz und Halt trösten mich.

Du richst ma an Tisch voa di Leid, de wos mi ned meng. Du reibst mein’ Kopf mit Öl ei und schenkst mei Glasl vui.
Du bereitest vor mir einen Tisch in Anwesenheit meiner Feinde. Du schmierst meinen Kopf mit Öl und schenkst mir voll ein.

In mein gonzn Leben geht’s ma guat, und i bleib imma ba dia.
Güte und Vergebung habe ich mein ganzes Leben, und ich bleibe immer bei dir.

Gott steht zu mir

Predigt

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde hier in unserer Kirche und liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!
Es gibt Bilder, Lieder, Worte und Texte, die begleiten uns ein ganzes Leben. „Der Herr ist mein Hirte…“, der Psalm 23, ist so ein Text. Bei den Worten werde ich an meine Kindheit erinnert. Schon meine Großmutter hat mir diesen Psalm gebetet. Und so denke ich bis heute, immer wenn ich diesen Psalm höre, auch an sie. Ich sehe sie vor mir, ihr Gesangbuch in Händen - auch auf dem Buchdeckel stand „Der Herr ist mein Hirte.“ Sie hat diese Worte förmlich festgehalten und bewahrt. Ich verbinde Psalm 23 mit dem Hirtenjungen David der zum König wurde und irgendwann dieses Lied geschrieben hat. Was fällt Ihnen zu Psalm 23 ein?

Waltraud Simon

Für mich sind das ganz vertraute Worte. Worte voller Wärme. Ich werde erinnert an den Krankenhausbesuchsdienst bei einer sterbenskranken Frau. Mir verschlug es die Sprache. Psalm 23 fiel mir ein. Ich sprach vor mich hin: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück.“ Die Lippen der alten Frau bewegten sich. Das waren keine unbekannten Worte. Sie versuchte mitzusprechen. Eine ganz starke Erfahrung.

Astrid Koch

In meiner Konfirmandenzeit musste ich diese Verse auswendig lernen. Damals habe ich fast überhaupt nicht darüber nachgedacht. Altmodische Worte. Gar nicht meine Sprache. Irgendwie abgegriffen. Ganz viel habe ich damals überhaupt nicht verstehen können. Ich dachte zunächst: „Das merkst du dir nie und nimmer!“ Doch irgendwo hatte ich diese alten Worte abgespeichert. Als ich im Urlaub eine Schafherde sah, war es wieder präsent: Der Herr ist mein Hirte. Ich wurde an meine Konfirmandenzeit erinnert. Jetzt sehe ich, da wurde ein Stück Glauben an mich weitergegeben.

Mechthild Fischer

Wenn ich diese Worte höre, dann weiß ich: Gott hält mich in seiner Hand. Er lässt mich nicht los. Er hält mich immer fest und fängt mich auf wenn ich falle. Denn der Hirte kümmert sich um seine Schafe. Es tut gut, das zu wissen.

Pfarrer Carsten Marx

Liebe Konfirmanden, zwei von euch haben sich auch Verse aus Psalm 23 als Konfirmationsspruch ausgesucht. Heute sagt ihr Ja zu eurer Taufe. Ihr tut das 2017, in dem wir 500 Jahre Reformation feiern und gedenken. Vielleicht ist dieses Ja aber noch sehr ungewiss. Vielleicht klingt das noch sehr verhalten und leise. Vielleicht habt ihr ja momentan ganz andere Sorgen? Das Ende eines bestimmten Schulabschnitts? Ein geplanter Schulwechsel? Stress mit den Freunden, dem Freund/der Freundin oder der Familie? Vielleicht denkt ihr auch „Wozu brauche ich einen guten Hirten? Ich bin ganz froh, wenn ich mehr und mehr Freiheit gewinne und mal niemand auf mich aufpasst."

Und trotzdem hat ja eben einer von euch gesagt: „Auf Gott kann ich mich verlassen.“ Und eine andere: Super, dass Gott uns nicht allein lässt und uns immer wieder beschenkt.“ Viel besser kann man es kaum sagen. Ja, so ist es: Gott verlässt dich nicht! Auch wenn du ihn verlässt. Selbst, wenn dir Gott, die Kirche, dein Glaube absolut nichts mehr bedeuten – Gott bleibt bei dir! Das geben wir euch heute mit auf den Weg. Egal, was passiert, Gott steht zu dir. Und selbst, wenn du mal etwas ganz Dummes getan hast, haut er dich nicht aus der WhatsApp-Gruppe. Seit der Taufe sind wir bei Gott die Nummer 1. Mir ist völlig klar: im Leben, in der Schule, im Freundeskreis kann man nicht ständig die Nummer 1 sein – bei Gott geht das immer.

Wow, dass ich in das Vertrauen fallen darf, ermutigt mich. Denn unser Leben verläuft nicht immer geradlinig. Das habt ihr ja längst selbst erfahren. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Selbst wenn ihr es euch nicht anmerken lasst: ihr wisst, wie weh es auch tun kann. Wenn man das Gefühl hat, dass die Freunde einen verraten. Wenn man etwas Dummes gesagt hat und die anderen lachen oder wenn man am Fußballplatz den Elfmeter komplett vergeigt hat und die wichtigen Punkte dann der eigenen Mannschaft fehlen. Dann ahnt man durchaus, was mit dem dunklen Tal gemeint ist. Es wird dann auch klar, wie sehr wir immer einmal wieder einen Hirten brauchen, auch wenn wir uns nicht gerade wie ein Schaf fühlen. Weil wir die Dinge eben doch nicht immer selber im Griff haben. Wir brauchen jemanden, der uns hilft, die Orientierung im Leben zu behalten, die Quellen und das saftige Grün im Leben zu finden. Jemanden, der uns an der Hand nimmt, wenn es um uns herum dunkel wird. Jemanden, der für uns da ist, wenn wir versagt haben oder wenn wir verletzt wurden. Jemanden, der uns hilft, am Montagmorgen motiviert und beschützt in die Woche zu blicken.

Ihr merkt sicher längst: Im Psalm 23 steckt das pralle Leben. So prall und aktuell wie eure Interpretation. Psalm 23 spricht von Festen, Feiern, grünen Auen, Tälern, frischem Wasser und am Ende des Lebens nimmt Gott uns an in seinem Haus – „ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Den Segen dieses Gottes sprechen wir euch heute zu – in Freiheit und Verantwortung, wie das Motto des Gedenkjahres 500 Jahre Reformation in unserer Evangelischen Kirche in Österreich lautet. Und ihr sprecht euer Ja. Denn der Herr ist mein Hirte.

Jung und evangelisch in Rechnitz

Mit rund 3300 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Rechnitz der größte Weinbauort des südlichen Burgenlandes, angesiedelt am Südhang des Geschriebensteins, dem letzten östlichen Ausläufer der Zentralalpen. Die Ursprünge der evangelischen Gemeinde liegen bereits in der Reformationszeit und hängen eng mit der Grundherrenfamilie Batthyány zusammen, die sich dem Luthertum zuwandte. Die Reformation war so verfestigt, dass die Gegenreformation kaum Erfolg hatte. Doch erst nach dem Toleranzedikt 1861 entwickelte sich ein geordnetes Gemeindeleben. Ein besonderes Juwel der Evangelischen Pfarrgemeinde ist das Jugendgästehaus, das seit 1964 Unterkunft für viele Konfirmanden- und Jugendgruppen, Gemeindefreizeiten oder auch Tagungen für Religionslehrer und Pfarrer gab. Seit 2013 ist das Jugendgästehaus an den Flüchtlingsdienst der Diakonie vermietet und bietet nun Wohnraum für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge.

Aktuelles in der Pfarrgemeinde

www.evangnet.at

Kontakt

Evangelische Pfarrgemeinde
Hochstraße 1
7471 Rechnitz
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion

Thomas Bogensberger

Bildregie

Verena Maria Kalenda