Liebe Hindernisse Migranten in Österreich

ORF/Tausend Rosen

„Herzklopfen. Liebe mit Hindernissen“ und „Gekommen und geblieben – Wie Migranten über Flüchtlinge denken“

Wie viele Unterschiede verträgt die Liebe? Zuwanderer verlieben sich in Österreicherinnen und Österreicher und umgekehrt. Was romantisch beginnt, endet oft im Streit, denn wenn Liebende aus verschiedenen Kulturen kommen, müssen zwei Lebenswelten mit eigenen Traditionen, Werten und Prägungen vereint werden.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 19. September 2017
um 22.35 Uhr, ORF 2

Eine andere Sprache und Religion oder divergierende politische Vorstellungen kommen häufig dazu – das macht die Liebe nicht einfacher, aber auch nicht unmöglich.

Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher zeigen in der Reportage „Herzklopfen. Liebe mit Hindernissen“, die „kreuz und quer“ – präsentiert von Christoph Riedl-Daser – am Dienstag, dem 19. September 2017, um 22.35 Uhr in ORF 2 präsentiert, Paare, die es geschafft haben, trotz weniger Ähnlichkeiten einen guten gemeinsamen Weg zu finden.

Der Film zeigt auch, welche Schwierigkeiten sie dabei hatten, welche kulturellen Missverständnisse überwunden werden mussten und was diese Paare letztlich dazugewonnen haben.

Um 23.10 Uhr folgt die Dokumentation „Gekommen und geblieben – Wie Migranten über Flüchtlinge denken“: Auch für sie war der Anfang schwer: Migranten und Migrantinnen, die vor Jahren nach Österreich gekommen sind und oft alles in der Heimat zurückgelassen haben, mussten sich hier ihren Platz in der Gesellschaft erkämpfen.

In der Reportage von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher erzählen Zuwanderer aus Polen, Uganda, dem Irak, der Ukraine, aus Palästina und Bosnien über die Chancen und Probleme, die ihnen in diesem Land erwachsen sind. Die aktuelle Flüchtlingssituation beschäftigt selbstverständlich auch sie.

Was denken sie über die vielen Neuankömmlinge und deren Aussichten, sich hier ein neues Leben aufzubauen? Was hat sich im Vergleich zu jener Zeit geändert, als sie selbst hergekommen sind? Gibt es Ängste und Vorbehalte? Wie sehr prägen die eigene Geschichte, die eigene Religion und Kultur die Haltung Fremden gegenüber?

Liebe Hindernisse Migranten in Österreich

ORF/Tausend Rosen

„Herzklopfen. Liebe mit Hindernissen“

Auf die Herausforderungen, vor denen bikulturelle Paare stehen, werden sie nicht vorbereitet – es gibt kaum Vorbilder für diese Lebensform oder Ratgeber für die Fragen, die im Alltag aufgeworfen werden können: In welchem Land soll man gemeinsam leben und arbeiten? Welche Religion wird in der Familie praktiziert? Wie sollen die Kinder erzogen werden? Welchen Einfluss soll oder darf die Großfamilie haben?

Meist erfordert es viel Empathie und Kompromissfähigkeit, um eine für beide Partner befriedigende Lösung zu finden. Wer von vornherein in seiner eigenen Kultur, Religion oder Hautfarbe die einzige Wahrheit sieht, wird sich jedoch kaum in jemand Fremden verlieben.

Wer sich hierin aber bereits als Weltbürger zeigt, verhält sich meist auch toleranter. Gerade was die Verbindung zweier Menschen mit unterschiedlicher Religion betrifft, scheint durch diesen Aspekt per se mehr Liberalität zu herrschen. Der Glaube an einen Gott verbindet oft mehr, auch wenn die Religion eigentlich unterschiedlich ist.

Christl und Sami Ayad haben 45 Jahre Ehe hinter sich und haben es geschafft, einander trotz unterschiedlicher Religionen und großer Konflikte in der Familie immer respektvoll zu begegnen. Sami Ayad stammt aus Palästina und ist Muslim, Christl ist aktive Katholikin; im Laufe der Jahre ist es ihnen gelungen, die Gemeinsamkeiten in ihrem Glauben zu finden.

Ihre beiden Töchter haben sie katholisch erzogen, islamische Perspektiven durften jedoch nicht fehlen. Religion als verbindendes Element, als Brückenbauer und nicht als Hindernis wird für diese Familie zur gelebten Realität.

Sedeek Alhani und René Zinsmeister lernten sich im Flüchtlingslager Traiskirchen kennen und sind seit etwa eineinhalb Jahren ein Paar. Für Sed, der als homosexueller Muslim im Irak gefoltert wurde, hat sich in Österreich sehr viel verändert; seine Liebe zu René offen leben zu können, ist eine völlig neue Erfahrung für ihn. Er lebt mit René und dessen Tochter in einer Wohngemeinschaft, sie halten zusammen entgegen aller negativer Stimmen aus Familie und Freundeskreis.

Javed Merhar aus Pakistan und Andrea Reisinger aus Linz erlebten mit ihrer Hochzeit im März den Abschluss eines schwierigen Weges: Sie lernten sich auf einer Demonstration in Wien kennen, langsam wurde aus der Freundschaft mehr, und schließlich kämpfte Andrea für Javed viele Monate lang gegen negative Asylbescheide und Abschiebungsversuche.

Weil es irgendwann gar nicht mehr anders ging, gab sie ihre Existenz in Österreich auf und lebte für ihren Freund ein Jahr in Spanien. Der Kampf gegen die gemeinsamen Feinde hat Javed und Andrea zusammengeschweißt. Wie sie nun den normalen Ehe-Alltag meistern werden, wird sich zeigen.

Ein Film von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher

Liebe Hindernisse Migranten in Österreich

ORF/Tausend Rosen

„Gekommen und geblieben – Wie Migranten über Flüchtlinge denken“

Einfach nur herumzusitzen und so in den Tag hineinzuleben, das ist nichts für die 50-jährige Hanan Abu Qabita aus Palästina. Vor drei Jahren kam die ehemalige Journalistin aus politischen Gründen nach Österreich. Ihr Asylverfahren ist in Berufung, inzwischen wohnt sie gemeinsam mit ihrer 18-jährigen Tochter in einem kleinen Zimmer in einem Flüchtlingsheim im 8. Bezirk.

Das Zusammenleben mit den anderen Flüchtlingen auf engstem Raum sei vor allem getragen von Respekt, wenn auch nicht immer ganz friktionsfrei, erzählt Hanan. Sie ist Muslimin ohne Kopftuch und hat ihr Leben dem Helfen verschrieben, arbeitet viel mit Frauen und engagiert sich auch, wenn es um noch Ärmere geht.

Für den Suppensonntag der benachbarten Pfarre Breitenfeld stellt sie eine selbstgekochte Linsensuppe bereit. Auch früher in Palästina hätten sie und ihre Mutter regelmäßig Ausflüge nach Jerusalem gemacht und dort zuerst die Auferstehungskirche besucht und anschließend die Al-Aqsa-Moschee. „Das war ganz normal, wir sind alle Brüder, egal welche Religion“, ist Hanan überzeugt.

„Ausländer sind meistens größere Rassisten als Inländer“, sagt der 24-jährige Serbe Marco Mitic aus Bosnien. Nur weil man selber einmal zugewandert ist, heißt das nicht, dass man keine Vorurteile gegenüber Zuwanderern hätte.

Ihm selbst wäre es egal, woher jemand kommt – aber „es gibt eben solche und solche“, sagt er. Dass der Islam momentan so schlecht dastünde, schreibt Marco vor allem den Medien zu: IS-Gewalt, Terroranschläge, die Übergriffe in Köln, etc. verbreiten ein negatives Image.

Von Österreichs politischem Kurs in der Flüchtlingsfrage hält er gar nichts: Zuerst alle hereinlassen und jetzt doch Mauern aufstellen, das wäre einfach keine klare Position. Sowieso hätten die meisten Österreicher/innen und Deutschen Angst, Patriotismus zu zeigen, weil sie „sich fürchten, dann als Nazis abgestempelt zu werden.

Du bist kein Nazi, nur weil du sagst, du bist stolz auf Österreich“, sagt Marco. Für ihn ist klar: Die Wirtschaftsflüchtlinge nehmen den echten Kriegsflüchtlingen den Platz weg. Sie kämen ins Land, um Geld zu machen, und wenn ihnen das nicht gelingt, dann hätten sie auch kriminelles Potenzial.

Gursharan Singh Mangats Familie kam 1972 von Uganda nach Österreich, er war fünf Jahre alt. Die Mangats wurden aus ihrem Heimatland vertrieben und fingen in Kärnten ganz von vorne an, sich etwas aufzubauen.

Nach kurzer Zeit konnten sie wieder Fuß fassen, Gursharan Singh Mangat ist heute Import/Export-Unternehmer. Für ihn ist Österreich Heimat geworden. Im Rahmen der Flüchtlingskrise hat er „Sikh-Help“ mitbegründet: Freiwillige aus der Sikh-Gemeinschaft verteilten monatelang an den Bahnhöfen in Nickelsdorf und im Dusika-Stadion warmes Essen an die ankommenden Flüchtlinge.

Dass den Menschen geholfen werden muss, ist für Herrn Mangat klar, dass das allerdings auch keine Einbahnstraße sein sollte, ebenso. Übergriffe auf Frauen, wie sie in Köln und anderen Städten zu Silvester passiert sind, lehnen die Sikhs entschieden ab, denn die Gleichberechtigung der Frau ist dieser Religion ein wichtiges Anliegen.

Aufgrund ihres Aussehens werden die Sikhs häufig für Taliban gehalten und angefeindet, auch hierzulande berichten Mitglieder der Community über solche Vorfälle. „Aber da muss man durch“, meint Herr Mangat lapidar.

Eine Reportage von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher