Limburger Dom mit vielen spitzen Türmen von oben im Sonnenlicht

Bistum Limburg

Katholischer Weihnachtsgottesdienst

Zur Feier des Christtages übertrug der ORF das Hochamt aus dem Limburger Dom im Erzbistum Köln. Die Gläubigen begingen es mit ihrem Bischof Georg Bätzing.

Jauchzt, alle zusammen!

1. Lesung: Jesaja 52

Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König. Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln! Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt. Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem. Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.

MUSIK

Lobt Gott, ihr Christen!

Puer natus est

Franz Gruber: Pastoralmesse

Jubelt, ihr Lande!

Halleluja!

Carl Thiel:
Halleluja-Coda über „In dulci jubilo“

Wir glauben Gott, den einen

Nun freut euch, ihr Chisten!

Zu Betlehem geboren

Oh, du fröhliche

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Domsingknaben

Limburger Domorchester

Orgel: Carsten Igelbrink

Schola und Chororgel:
Wilhelm Gries

Musikalische Leitung:
Andreas Bollendorf

Er hat durch den Sohn zu uns gesprochen

2. Lesung: Paulus an die Hebräer 1

Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten. In dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt. Er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.“ und weiter: „Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein?“ Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: „Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen.“

Voll Gnade und Wahrheit

Evangelium: Johannes 1

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

Der Einsatz Gottes

Predigt

Glück ist ein großes Wort. Aber Ahmed hat einiges davon gehabt. Fast akzentfrei erzählt der Zwölfjährige von seiner Flucht. Aus den unerträglichen Zuständen Syriens war er von seinen Eltern nach Deutschland geschickt worden. Vor gut zwei Jahren machte er sich mit seinem Onkel auf. Bei der Überfraht drang Wasser ins Schlacuhbptt ein. leute schrien, Kinder weinten. Als der Motor ausfiel, paddelten sie, bis sie endlich auf Lesbos ankamen. Seitdem hat Ahmed seine Eltern nicht wieder gesehen. Das macht es schwer, hier anzukommen. Mittlerweile sitzt seine Familie in einem Flüchtlingscamp in der Türkei. Wenigstens können sie telefonieren, sich schnell einmal guten Morgen und guten Abend sagen.

Zerrissene Familien. Kinder und junge Leute allein in Deutschland. Nach der Dublin-Verordnung haben sie ein Recht auf Zusammenführung. Fluchtursachen. Kriegsfolgen. Menschenkinder.

Oscar hatte weniger Glück. Über Wochen und Monate wurde der Vierzehnjährige drangsaliert. Als Mitschüler ihn mit einer täuschend echten Pistole bedrohten, war für die Eltern das Maß voll. Sie nahmen ihren Sohn von der Schule. Was war der Grund? Oscar ist Jude. Ort des Geschehens: Eine Gemeinschaftsschule in Berlin. Das hat Aufsehen erregt. Leider ist Oscar kein Einzelfall. Die Zahl antisemitischer Übergriffe hat erschreckend zugenommen. Der Junge lernt mittlerweile Karate, um sich für ein Leben in Deutschland zu wappnen, wie er sagt. Unter solchen Bedingungen wachsen Kinder nicht gut heran. Menschenskinder!

Ein Junge hat seine Mutter bei der Polizei verpfiffen. Er war draufgekommen, dass sie im Garten Cannabis anbaute. Womöglich suchte sie einen Zuverdienst. Armut bringt einen manchmal auf dumme Gedanken. Bei der Polizei wollte die Frau sich gar nicht beruhigen. Zur Sicherheit des Jungen musste das Jugendamt eingeschaltet werden. Nach Auskunft des aktuellen Armuts- und Reichtumsberichts gibt es in Deutschland allein zweieinhalb Millionen arme Kinder. Das darf nicht so bleiben, meint die Caritas, und thematisierte es in breiter Diskussion. „Armer Anfang ist schwer!“ Menschenskinder!

„Kleiner Picasso“ wird der zehnjährige Farhad Nuri genannt. Wegen seines künstlerischen Talents würde er in Serbien berühmt. Er strahlt, denn der Staatspräsident hat dem jungen Afghanen und seiner Familie die Staatsbürgerschaft angeboten, dem Vater stellte er Arbeit in Aussicht. Das Flüchtlingslager in der Nähe von Belgrad werden sie bald verlassen. Was für ein Glück. Talente öffnen Zukunft. Menschenkinder.

Alina ist ein Glückskind: hellwach interessiert, ein ausgeglichenes Wesen. Bald wird sie ein Jahr. Manchmal liebevoll und manchmal rau gehen die beiden älteren Geschwister mit ihr um. Die Kleine weiß es zu nehmen. Sie weiß sich geborgen. Die Eltern haben sie selbstverständlich angenommen, obwohl die dritte Schwangerschaft überraschend kam. Auf der Einladung zur Taufe meiner Großnichte las ich: „Alina, dass du lebst, war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie: Dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest, sein Geschenk an dich.“ So kann man gut aufwachsen. Viele Kinder erfahren es. Man möchte es allen wünschen. Menschenkinder. Menschenskinder!

Alle diese Kinder haben heute einen Bruder bekommen und einen verbündeten im wahrsten Sinn. Nicht nur, dass Jesus in ähnlichen Verhältnissen zur Welt kam: arm, am Rande, liebevoll geborgen, gleichzeitig schutzbedürftig, begabt von Anfang an. Ihm werden Namen zugeschrieben, die wie Signale aufhorchen lassen. Retter, Messias, Herr - aus der heiligen Nacht klingen sie nach. Und heute früh: „mein Sohn“, „Erbe des Alls“, „das Leben“. Der Name Jesus bündelt alles, er bedeutet: Gott rettet. Jesus, Menschenskind, da fängt etwas Neues an, etwas Großes. Ein Menschenkind weckt immer Hoffnung. Aber ganz leicht lassen wir Lebenserfahrene, oft genug enttäuscht und auf die Nase gefallen, wenn wir zu viel erhofft, zu hoch gegriffen, zu sehr vertraut haben. Schau doch hin: Wie armselig sind die Umstände dieser Geburt, wie klein der Wirkungskreis dieses Menschen, wie traurig sein frühes, schicksalhaftes Ende! Das soll die Welt bewegen? Doch täusche dich nicht! Es hat seinen Grund, warum sich die Gottesdienste des Weihnachtsfestes nicht lange bei der Krippe aufhalten. Die Erzählung von der nächtlichen Geburt des Herrn hat unsere Bilder und Lieder von Weihnachten inspiriert und sich unsren Seelen tief eingeprägt. Doch schon heute Morgen fordert ein ganz anderes Bild, ein ganz anderes Lied unsere Aufmerksamkeit. Johannes hat es seinem Evangelium vorangestellt. Und bis die Weihnachtszeit zu Ende geht, werden wir es oft wieder hören. Es schlägt en großen Bogen vom Auftreten Jesu bin zum Anfang der Schöpfung. Dramatisch wird vom Licht erzählt, das die Finsternis erleuchtet, das aber übersehen oder erkannt werden kann, aufgenommen oder abgelehnt. Johannes weiß vom Einsatz Gottes: eingefleischt in die Welt, um ganz für uns da zu sein. Immer wieder erstaunt es mich: Dieser uralte Hymnus, in dem Jesus Christus besungen wird, ist das eigentliche Weihnachtsevangelium. denn über Weihnachten sprechen, heißt zuerst, von Gott zu reden. Wir Menschenkinder sind ihm nicht gleichgültig. Er wagt Ungeheuerliches. Alle bisherigen Gottesbilder stellt er auf den Kopf. Gott wird Mensch. Tauscht Allmacht gegen Ohnmacht, Fülle gegen Armseligkeit, Ewigkeit gegen begrenzte Zeit... um ganz nah bei uns zu sein. das ist so neu und außergewöhnlich, dass es nur zu vergleichen ist mit dem Anfang, als Gott mit einem Wort Himmel und Erde erschuf. Weihnachten. Heute fängt Gott mir allem und allen neu an. Er justiert seine Schöpfung. Und Jesus ist der Angelpunkt, die Triebfeder und das Ziel dieser neuen Welt, in der alle Menschen frei leben und atmen und sich entfalten können.
Dich wahren Gott ich finde,
in meinem Fleisch und Blut,
darum ich fest mich binde
an dich mein höchstes Gut.
Nach der Kommunion werden wir so singen - und wir singen es gern. Tun wir es auch, denn Gott sucht Verbündete, Menschenskinder!

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Thomas Bogensberger